Grundgesetz – Präambel: Gott und Volk

In der aktuellen Diskussion wird oft vorgetragen, wir bräuchten keine Diskussion um eine Leitkultur, denn wir haben das Grundgesetz, das alles hinreichend definiert. Dies kann selbstverständlich so nicht sein, denn es geht im Grundgesetz im Wesentlichen um den gesellschaftlichen Rahmen, der jedoch mit Inhalt und Deutung gefüllt werden muss. Allzu oft wird das Grundgesetz als leere Chiffre in die Diskussion geworfen, gerade, um sich auch jenem nicht zu stellen.

Hier will ich es anders machen. In einer kleinen Reihe will ich mich mit Grundgesetz und deren Bedeutung für Selbstverständnis und Gesellschaft detailliert auseinander setzen. Nicht, dass es vielleicht klügere Kommentare dazu gäbe, aber es ist wichtig, dass man sich selbst mit den Themen beschäftigt. Es genügt nicht, dass es irgendwo steht. Für den Anfang habe ich mir die Präambel des GG vorgenommen. Immerhin geht es darin um Problembegriffe wie Gott und Volk.

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Das Unbehagen mit Volk und Leitkultur

Wenn immer nunmehr das Wort ‚Volk‘ verwendet wird, so löst es einen negativen Reflex aus. Auch die Bundeskanzlerin ersetzte es in ihrem Sprachgebrauch zunächst durch ‚Bevölkerung‘, dann durch die ‚Menschen, die schon länger hier leben‘. Was ist nun das Stigma, das dem Wort anhaftet?

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Labyrinth

Die Geschichte der Irrgärten reicht bis in die Vorzeit. Bekannt wurde es nicht zuletzt in der Sage vom Minotaurus. aber auch in jüngerer Zeit gewinnen Labyrinthe in Literatur und Film eine besondere Beachtung. Vor allem wegen seiner Sinnbildlichkeit. Das Leben selbst, dass in verschlungenen Pfaden allzu oft in Sackgassen führt und dem Menschen in seiner Verzweiflung ein schier unlösbares Rätsel aufgibt. Nicht zuletzt wurde es zur zentralen Metapher der neuen Serie Westworld.

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Unzulänglichkeit

Ein Kennzeichen des Lebens schlechthin, und damit auch der Erfahrung jedes Einzelnen, ist die Unzulänglichkeit. Einerseits ist es die absolute Wissensgrenze, dass es eben nicht zu erwarten sei, alle Geheimnisse des Lebens völlig erforschen zu können. Dann die relative Wissensgrenze, denn das aktuell verfügbare Wissen der Menschheit bleibt weit deutlicher begrenzt – auch wenn man noch erheblich mehr wissen könnte. Schließlich aber weiß kein lebender Mensch im Wesentlichen das, was im gesamten Menschheitswissen vorhanden ist, und die meisten Menschen wissen, dass sie weit weniger wissen, als eben gebildetere Leute wissen. Es ist somit von der Erkenntnis der Unzulänglichkeit auszugehen.

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Die Welle und die Identität

Gerade sah ich den Film Die Welle von 2008. Gedacht war wohl, dass man die Psychologie und Verführbarkeit des Menschen demonstrieren wollte. Das Ende vorhersehbar: Es musste in einem Fiasko enden, der demonstrierte Faschismus als ganz schlimm entlarvt. Heraus kam aber etwas anderes. Nur wer ideologische Scheuklappen trägt, erkennt nicht das gesellschaftlich – politische Problem:

Der Entstehung der Gemengelage wurde hinreichend Raum gewidmet: Es gibt in der Postmoderne massive Defizite, die sich in einer problematischen Jugendkultur zeigte: Die Missstände, die als Auslöser der Bewegung genutzt wurden, waren real! Die Problempersönlichkeit des Tim Stoltefuss wurde bereits im Ausgangs-Setup als gefährdete Person vorgestellt. Natürlich gibt es die auch im normalen Leben, und natürlich stellen diese in einer faschistoiden Gesellschaft besondere Gefahren her.

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Phämomenologie der Erfahrung

Ronald D. Laing wählte 1967 den Titel The Politics of Experience, der nicht zu Unrecht von Suhrkamp in Deutsch unter Phämomenologie der Erfahrung erschien. Verglichen mit den Klassikern gilt das fraglos als moderner Text. Als wissenschaftlicher Text wäre er mit seinen 50 Jahren bereits fragwürdig. Als philosophischer Text ist er allemal aktuell, denn Laing beschäftigt sich, ähnlich wie Victor Frankl, keineswegs ausschließlich mit psychologisch-wissenschaftlichen Fragestellungen, sondern dringt zu Grundfragen der Existenz schlechthin durch. Wer sich darauf einlässt, erfährt einen Perpektivwechesel … besser: Ich erfuhr einen Perspektivwechesel:

Selbst Fakten werden zu Fiktionen, wenn >die Fakten< nicht adequat gesehen werden. Wir brauchen weniger Theorien als vielmehr Erfahrung, die Quelle der Theorie ist. (S.11)

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Selbstverständnis und Identität

Was ist der Mensch? … so lautet eine der philosophischen Grundfragen, auch in der Ausprägung: Wer oder was bin ich?

Dies lässt sich auch nicht trennen von soziologischen und entwicklungpsychologischen Aspekten. Aber es ist keine exklusive Frage der Adoleszens, sondern eine existenzielle Frage. Hier will ich einen Aspekt daraus betrachten: Einbettung des Einzelnen in die Gemeinschaft – der Mensch als soziales Wesen. Gerade durch die Anerkennung in der Gemeinschaft erhält so mancher Mensch seine Identität. Alleine in die Welt geworfen mag ihn die Einsamkeit und Leere umfangen, aber in seiner Verortung als Teil einer Gemeinschaft versteht er sich selbst erst als Person in einem Sinnzusammenhang.

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Intellektualismus und Jörg Bernig ››Habe Mut …‹‹. Eine Einmischung

Jörg Bernig, ein deutscher Erzähler und Lyriker, anerkannt im Kulturbetrieb, hat einen Eklat ausgelöst mit o.g. Rede. Weniger vor dem Publikum der 3. Kamenzer Rede, das sich mit reichlich Applaus bedankte, sondern mit dem Umgang damit. Ein Anlass, genauer hinzuschauen.

Hier ging es um die Aufklärung, Toleranz, deutsches Selbstverständnis, Medien und aktuelle Politik – aus Perspektive Lessings und Kants. Die Anregungen waren dicht und sollten in mehreren Artikeln behandelt werden. Hier aber vom Ende her – Der öffentlichen Rezeption: Der MDR wollte diese Rede aus dem Programm nehmen, machte sie dann aber dennoch öffentlich, nachdem es Kritik hagelte.

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Moralische Verpflichtung und die Flüchtlingskontroverse

Angesichts des Elends in vielen Krisenregionen in der Welt erreichen uns Menschen, die in Deutschland eine sichere Wohnung oder ein besseres Leben erhoffen. Das Gebot der Nächstenliebe, dass den Hilfsbedürftigen nicht im Stich lassen soll, scheint hier ein moralische Imperativ zu setzen. Selbst der Wegfall des christlichen Glaubens, der ja gerade dieses Gebot überhaupt propagierte, führte nicht dazu, dass dieses Imperativ Fortbestand hat. Anders herum: Es lässt sich auch durch die Goldene Regel begründen, dass es eine Verpflichtung zur Hilfe von Menschen in Not gibt.

Das aber kann in einer globalisierten Welt nicht mehr Eins zu Eins umgesetzt werden, denn das übersteigt die Möglichkeiten bei weitem. Ist aber der Verweis auf begrenzte Ressourcen der Trumpf im Ärmel, der die Verpflichtung aufhebt? Wie weit reicht die Verpflichtung im Besonderen?

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Selbst schuld

Der Begriff ‚Schuld‘ wird immer schillernder, je mehr man über ihn nachdenkt. Manche meinen, dass man ihnen Schuldgefühle einredet. Die Gesellschaft, das Über-Ich, die Eltern, die Kirche … eigentlich sind die Schuld an den Schuldgefühlen. Und tatsächlich gibt es auch krankhaft übersteigerte Schuldgefühle, die manche in die Verzweiflung treiben.

Im Zuge der Debatte über die Bestimmung des Menschen meinen nicht wenige Zeitgenossen, dass der Mensch vollständig ein Produkt seiner Umwelt sei. Dies bestimmt sein Sein und Empfinden, sein Denken und Handeln. Im Grunde sei der Mensch völlig determiniert. Er kann gar nicht anders handeln, als er handeln muss. Wie könnte er da noch schuld sein, wenn er doch hätte gar nicht anders handeln können? Was bedeutet ‚Schuld‘ dann eigentlich noch? Ist der Täter nicht viel mehr Opfer der Umstände?

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