Dogmen, Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit

Es ist nun schon über 2 Jahre her, dass ich die Artikel Wehe und Wohl des Dogmas und Prüfkriterien für Dogmen schrieb. Im Kommentarbereich fand ich jüngst einen ansonsten unkommentierten Hinweis auf einen anderen, gleich titulierten Artikel mit den Verweis auf meinen Text in dem Blog
HEIMDALL WARDA – Die das Gras wachsen hören 

Dort wurde auf Thomas Metzinger verwiesen, der 2013 einen interessanten Text veröffentlichte: Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit – Ein Versuch Der Text geht über das enge Thema des Dogmas hinaus und setzt bei der Veränderung im modernen Selbstverständnis an. Gerade am Dissens dazu entzündete sich das Verlangen nach der Klärung zwischen expliziten und impliziten Dogmen.

„Dogmen, Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit“ weiterlesen

Wovon reden Menschen, wenn sie von Gott reden?

Ist die Frage nach Gott noch zeitgemäß? Unter dem obigen Titel hat Dushan Wegner eine interessante Diskussion angestoßen. Ich fand es so spannend, über den Tellerrand des Artikels und der Antworten etwas vertiefter der Frage nachzugehen. Das Besondere an Wegners Artikel ist, dass er im Eingangsstatement alles offen ließ, sogar seine eigene Meinung zum Thema. Er hat die  atheistische Position dahin relativiert, dass er jenen oftmals eine fragwürdige Haltung unterstellte:

Was manche Städter für „Atheismus“ halten, scheint mir mehr eine Ablenkung auf hohem Niveau zu sein. Zeigen Sie mir doch einen glücklichen Atheisten, der seinen Atheismus nicht durch Unterhaltung, Konsum, diverse Abhängigkeiten (heute z.B. Smartphones) und Dauer-Kultur-Berieselung täglich neu am Leben halten muss!

„Wovon reden Menschen, wenn sie von Gott reden?“ weiterlesen

Relativismus und Wahrheitsanspruch

In der postmodernen Gesellschaft ist der Pluralismus – also die Akzeptanz einer unbegrenzten Vielfalt von Ansichten – konstitutiv. Einige sehen damit einen impliziten Relativismus verknüpft. Also die notwendige Ansicht, dass keine Position eine absolute Wahrheit beanspruchen könne. Gemeinhin wird das nicht durchgehalten und eher als Waffe verwendet, unliebsame Ansichten zu diskreditieren und dessen Wahrheitsanspruch  pauschal zurückzuweisen. Wenngleich sich das als Diskussionskiller oftmals als äußerst erfolgreich erweist, so ist diese Strategie in dieser Form zersetzend und inkonsistent. Hier aber will ich nicht nur diese Strategie als amoralisch und geistlos denunzieren, sondern ernsthaft prüfen, was es mit jedwedem Relativismus auf sich hat und dabei mit einem Zitat aus Rolf Peter Sieferles posthum veröffentlichtem Kurzwerk Finis Germania beginnen:

Allerdings sprengt die moderne Erfahrung des Relativismus und der Perspektivität sämtliche normativen Eindeutigkeiten in die Luft- doch nicht, ohne daß sie durch die Hintertür des Alltags immer wieder zurückkehren würden.

„Relativismus und Wahrheitsanspruch“ weiterlesen

Erstaunlich selbstverständlich … Erwählung?

Über viele Dinge denkt man gewöhnlich nicht nach. Man hält es für selbstverständlich, dass die Welt ist, was sie ist, oder das man selbst überhaupt existiert.

Warum aber ist überhaupt irgend etwas, und nicht nichts? Ein populärer Ansatz heute ist der Gedanke: Wenn ich nicht wäre, könnte ich diesen Gedanken auch nicht denken. Also wäre die eigen Existenz selbsterklärend. Ist sie aber nicht. Denn es ist nur die Tautologie, die die eigene Existenz anhand der Reflektion im Sinne Descartes erkennt: cogito ergo sum.

„Erstaunlich selbstverständlich … Erwählung?“ weiterlesen

Wissen um die eigenen Grenzen … welche Konsequenzen?

Wir können sowohl sicher herleiten, dass menschliches Wissen immer Stückwerk bleiben muss – so hat es auch Paulus erklärt. Das aber rechtfertigt nicht, irgend etwas zu glauben und menschliches Wissen völlig zu verachten und zu ignorieren.  Einige Menschen wissen immer etwas mehr.  Wäre es dann nicht gut, den Experten zu vertrauen?

Aber warum sollten wir überhaupt jemanden vertrauen? Es könnte jener das Vertrauen missbrauchen, oder er begeht ebenso unvermeidliche Irrtümer – und wir haben uns mittels Vertrauen die eigene Kontrolle abgegeben. Also: Selbst wenn jener Experte die ultimative Wahrheit kennte, und dabei völlig aufrichtig sein Wissen mitteilen will, so könnten wir dies weder von wohlmeinenden Irrenden noch dem geschickten Betrüger unterscheiden.

„Wissen um die eigenen Grenzen … welche Konsequenzen?“ weiterlesen

Prüfkriterien für Dogmen

Wer mir bis hierher folgte – siehe Wehe und Wohl des Dogmas – wird sich fragen: Alles prüfen, auch Dogmen … gut und schön … aber wie soll das gehen? Immerhin wissen wir ja, dass der feste Grund, der Maßstab ja wieder auf einem Dogma beruht … und darum beliebig wird. Ist das so?

Nicht ganz … aber bevor wir den Einwand näher untersuchen, sei eine Betrachtung angestellt. Dogmen kann man wie vieles andere in Dimensionen gliedern:

  • Wahrheit: Wenn ein Dogma offensichtlich nicht wahr ist, sollten wir ihm misstrauen.
  • Moral: Wenn ein Dogma zum Bösen führt, ist es bedenklich.
  • Funktion und Präferenz: Wenn ein Dogma lediglich Vorlieben bedient, ist es verdächtig.

„Prüfkriterien für Dogmen“ weiterlesen

Wehe und Wohl des Dogmas

Ein schlechtes Wort mit klar negativer Konnotation, das ist das Dogma. Der Undogmatische wird gelobt, und der Andere? Vielleicht ein Fundamentalist, Heuchler, Engstirniger, Geistloser, Starrer …

Man denkt heute eher in Wolken und Assoziationen, nicht mehr über klare Begrifflichkeiten nach. Denn das Dogma war ursprünglich der geschätzte grundsätzliche Lehrsatz. Was ist grundsätzlich und prinzipiell falsch an einer grundlegenden und normativen Lehraussage – bevor man deren Inhalt kennt?

„Wehe und Wohl des Dogmas“ weiterlesen

Der letzte Grund und das Münchhausen Trilemma

Manche fruchtlosen Ideen werden von einigen Zeitgenossen und Medien propagiert. So findet man z.B. bei Neon einen Artikel mit folgendem Titel:

Das Münchhausen-Trilemma

Warum wir die absolute Wahrheit vergessen können.

Abgesehen davon, dass man das mit populärem Aufmacher ein philosophisches Thema anreißt, ist dieser Artikel nicht lesenswert. Er thematisiert nicht den Unterschied zwischen einem möglichen objektiven Grund und der Erkenntnis von diesem, bietet keine hinreichenden Schlüsse oder Denkanstöße. Eigentlich geht der Gedanke zurück auf Hans Albert: Traktat über kritische Vernunft.

„Der letzte Grund und das Münchhausen Trilemma“ weiterlesen