Krieg und Frieden

Aktualisierung am 3.1.2024

Aus aktuellem Anlass muss man darüber nachdenken, ob und wie lange ein Krieg geführt werden muss und wie ein Friede erreicht werden kann. Grundsätzliche Analysen helfen, um sich nicht im aktuellen Getümmel zu verlieren. Die Frage der Moral und des Rechts wird dann selbst fragwürdig, wenn diese über das Wohl der Menschen gestellt wird, die in großer Zahl dahin geschlachtet werden.

Das Entstehen eines Krieges ist meist ein komplexer Prozess. Dennoch kann man oft einen Aggressor ausmachen, der ein Ziel zu Lasten des Gegners erreichen will. Der Angegriffene hat das Recht zur Verteidigung … aber wie lange geht dann der Krieg? Die einfache Lösung lautet – bis eine Seite gewonnen hat. Das nennt man dann Siegfrieden. Für den Verlierer ist das oft eine Katastrophe.

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn wenn sich eine Niederlage abzeichnet, kann zumindest mittels einer Kapitulation der Schaden begrenzt werden. Oder sie wird einen verlorenen Krieg fortsetzen bis zur eigenen vollständigen Vernichtung. Oder es verhärten sich lediglich die Fronten, ohne dass es zu einer Entscheidung kommt. Eine Kriegspartei wird den Krieg so lange betreiben, wie sie glaubt, damit mehr gewinnen als verlieren zu können. Was aber, wenn beide Seiten dadurch mehr verlieren als sie gewinnen können? Muss dann der Krieg endlos weitergehen?

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Planspiele und Feindbilder

Die Gefahr eines 3. Weltkrieges, einschließlich eines Atomkrieges, beängstigt viele Menschen. Durch die Eskalation des Russland-Ukraine-Krieges sind die Risiken stark gewachsen. Bereits der Wirtschaftskrieg zeigt durch Inflation und Firmenpleiten deutliche Wirkung. Um so wichtiger ist das Nachdenken über Ursachen und mögliche Weiterentwicklung, kritische Prüfung der medialen Darstellung, Analyse der beteiligten Parteien und zielführende Strategien.

Aktuell könnten dazu viele Bücher geschrieben werden … allerdings nicht im Getümmel von Propagandameldungen. Das heißt, wir müssen uns über einige Grundüberlegungen klar werden und uns dieser im Wind der Informationsflut bewusst bleiben. Hier darum nur ein Anriss …

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Das Gefühl der Gerechtigkeit

Man mag die Ursprünge jenes Gefühls darin sehen, dass man sich selbst als zurückgesetzt erfährt. Weiter fragt sich der Mensch dann: War das vielleicht berechtigt? Oder was ist eigentlich gerecht … und was ist gut und böse? Kann das Gute ungerecht sein oder das Böse gerecht? Dieses Gefühl wird dann mit Nachdenken und Reflektion einerseits, andererseits durch Sozialisation und Kultur geprägt.

Könnte man nicht einfach sagen: Wer die Macht hat, kann das tun was er will. Bzw. jeder kann willkürlich im Rahmen seiner verfügbaren Macht handeln. Ob das nun nach seinem Gerechtigkeitsempfinden entspricht oder nicht ist allein seine Sache. Gerechtigkeit wäre dann nur eine persönliche Geschmacksfrage.

Offensichtlich gibt es aber sehr wohl überpersönliche Normen, die dem Gerechtigkeitsempfinden mehr oder minder entsprechen. Das fängt bei Sitten und Gebräuchen und religiösen Geboten an. Schließlich werden diese in Gesetze gefasst, aber sie verändern sich und unterscheiden sich zwischen den Völkern und Religionen. Was ist dann generell verlässlich gerecht oder nicht? Was ist mit dem Völkerrecht und der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? Oder gibt es über den mehr oder minder demokratischen Konsens hinaus eine robuste Begründung? Eine Referenz zum Absoluten?

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Das Lob des Undogmatischen

Da war es wieder: In einem kleinen Bericht über einen Vortrag von
Prof. Rolf Lessenich über die Philosophie von Anthony Ashley Cooper, des 3. Grafen von Shaftesbury
war zu es zu lesen.

Der Schüler John Lockes bevorzugte in seinen Schriften den lebendigen Dialog gegenüber der trockenen systematischen Abhandlung. Diese undogmatische, anti-systematische, literarische Form seines Philosophierens faszinierte neben anderen auch bedeutende deutschsprachige Schriftsteller wie Wieland, Herder, Goethe und vor allem Schiller

Aber im gelobten Undogmatischen stecken gleich zwei Ansichten: Zum einen versteht der Leser, dass es eben um eine unmittelbare Erfahrung geht, die sich nicht von vornherein in ein Korsett einer weltanschaulichen Lehre zwängen lässt. Zugleich aber verweigert er sich der Schlussfolgerung aus der Beobachtung. Warum?

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Der Staat und der Einzelne

Die Frage, in wie weit der Staat, vor allem in der Demokratie, die Aufgabe der Einzelnen wahrnehmen soll, ja deren Ethik im Großen gleichförmig fortführen muss, wurde Heute im Gespräch mit Wieland Arnold thematisiert. Dies bezog sich auf den Aufsatz Migration und christlicher Glaube und der damit gemachten Aufgabe, dass Nächstenliebe ein Gebot für den Einzelnen sei, nicht ein Gebot für den Staat. Diese Unterscheidung sei nicht gerechtfertigt, denn der Staat entsteht je erst durch die Summe seiner Bürger. Darum bestehe grundsätzliche Homogenität zwischen der Moral des Einzelnen und des Staates.

Bei allem Respekt für diese Position, die man auch als Fortführung oder Umkehrung des Kant’schen Kategorischen Imperativs:

Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.

Ich hege aber Zweifel, ob dies ein durchdachter Ansatz ist. Der Grund ist die Frage nach Aufgabe und Verantwortung.

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Von Lemmingen und Megatrends

Bei der Beobachtung der Zeit kann das Gefühl überhand nehmen, dass es kollektiver Wahn ist, der die Interessen einer Nation zum Schaden der Mitglieder oftmals antreibt. Bekannt ist dieses Phänomen in der Massenpsychologie oft als Kriegsbegeisterung. Scheinbar ein ganzes Volk will etwas, dass es in den Untergang treibt, oder zumindest ein äußerst gefährliches Unterfangen ist – und dem profunden Risiko steht bestenfalls ein schwacher Nutzen gegenüber.

Aber nicht nur bei Krieg und Frieden sind diese verheerenden Wirksamkeiten zu vermerken. Die Metapher der Lemminge steht für ein Massensterben, gegen die eine ‚Schwarmintelligenz‘ nichts entgegen stellt. Die Entscheidungen der Massen sind oft kein Korrektiv gegen die Irrtümer von Einzelnen, sondern können fatale Wirkungen entfalten.

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Politische Ethik – ein Luxusproblem?

Politik im engeren Sinn kümmert sich um die Interessen der an einem Prozess beteiligten und deren Ausgleich. Dazu müssen die von einer Entscheidung betroffenen tunlichst eine Vertretung haben. Auch muss es für den Einigungsprozess und das Handeln der Prozessbeteiligten Verhaltensnormen geben, damit der Prozess funktionieren kann. Eigentlich selbstverständlich – Moral ist für den Prozess unverzichtbar. Ich benutze lieber den Begriff Moral, um konkrete Werte zu markieren als Ethik, der ich einen allgemeinen Sinn vorbehalte. Eine zweite Ebene betrifft die Moral der Entscheidungen. So können selbstverständlich moralische Maximen das Interesse der Prozessbeteiligten ausmachen oder modifizieren. Auch damit erscheint klar, dass auch eine inhaltliche moralgetriebene Politik durchaus möglich und vertretbar ist. Ist sie aber auch notwendig? Und ist hier zwischen einer persönlichen Moral und einer politischen Moral zu unterscheiden?

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Rassismus und Prioritäten

Ein angstbesetztes und stigmatisierndes Wort. Wer als Rassist gebrandmarkt wird ist schnell weiter im gesellschaftlichen Aus als zu manchen Zeiten Mitglieder geschmähter ‚Rassen‘. Ohne Zweifel ist es moralisch inakzeptabel, Menschen nach äußeren Merkmalen oder Assoziationen mit Dritten oder einem Stereotyp zu beurteilen. Die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder sonst wie identifizierbaren Gruppe erlaubt noch kein Urteil über einzelne Personen. Aber was ist das nun genau, dass im gesellschaftlichen Diskurs zur Stigmatisierung führt? Hat das mt Prioritäten und Werten zu tun?

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Warum ist der Kulturrelativsmus falsch?

Kulturrelativsmus ist in Deutschland zur Zeit in Mode und gilt als politisch korrekt. Ist es nicht gerade moralisch, die Anderen in ihrer jeweiligen Kultur grundsätzlich als gleichwertig zu erachten, und fremdenfeindlich und chauvinistisch, das nicht zu tun?  Ich halte das für grundfalsch und unmoralisch, denn damit wird der Beliebigkeit und Morallosigkeit Tür und Tor geöffnet.  Das aber ist näher zu begründen:

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Kosten/Nutzen-Betrachtungen in der Ethik

Der Gegensatz provoziert. Ein Kosten/Nutzen-Ansatz ist Kern ökonomischen Denkens. Dieses ist stets begleitet von dem Verdacht des unmoralischen Egoismus, der gerade der Kontrapunkt der Ethik ist. Aber ist es moralisch denn vertretbar, nicht nach Kosten/Nutzen-Analysen zu handeln?

Sicher ist ein spontanes Handeln in einer konkreten kurzfristige Situation ein Gebot der Stunde, welches langwiergem Abwägen widerspricht. Aber oftmals ist durchaus die Zeit gegeben, wohlüberlegt in moralischer Reflektion zu handeln. Nichts anderes ist die Frage nach der Verantwortung.

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