Klima-Propaganda

Zugegebenerweise ist ein Verständnis für die Klimaentwicklung zu gewinnen nicht trivial. Der gewöhnliche Mensch, einschließlich der meisten Akademiker, sind da überfordert und neigen dazu, einfach den Experten zu vertrauen, die ihnen präsentiert werden. Diese berufen sich oft auf einen wissenschaftlichen Konsens – siehe Wahrheit und Konsens . Wer sich für das Thema interessiert, wird sich oft auf die Erklärungen ’seriöser‘ Medien einlassen. Was daraus folgen mag, hat einen erheblichen Einfluss auf die Einordnung und das Weltbild. Das Wesen der Propaganda ist die ständige Wiederholung einfacher Botschaften. Aber auch scheinbar differenzierte Beiträge liefern einen subtilen Manipulationsfilm.

Dies will ich anhand der WDR Doku (Auf Youtube mit 793.000 Abonnenten) – Klimawandel – Was die Wissenschaft wirklich weiß (…und was nicht) der ‚preisgekrönten‘ Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim (@maiLab) und Reporterin Caroline Wiemann (mit 35.968 Likes ) zeigen. Der Titel ist vielversprechend, und fängt auch gut an. Allerdings bleibt sich Mai Thi Nguyen-Kim ihrer Methode treu, Manipulation durch Weglassungen und irreführenden Andeutung zu betreiben. Anlässlich des Corona-Themas wurde dies bereits durch Clemens Arvay detailliert belegt. Hier nun die neuralgischen Punkte zum medialen Klima-Narrativ :

Was der sogenannte Klimakonsens sei wird mit Verweis auf Hans von Storch (1:07) in Frage gestellt: ‚Ich gehöre auch zu denjenigen, die bisher den wissenschaftlichen Konsens in den Vordergrund gestellt haben. Aber inzwischen denke ich, das ist vielleicht zu vereinfacht. Deswegen lasst uns heute genau hinschauen.‚ (1:20). Es folgen populärwissenschaftliche Darstellungen: ‚Machts euch gemütlich, das dauert länger. Aber dafür wisst ihr danach wirklich Bescheid.‚ (2:27)

Vieles stellt das bekannte Wissen korrekt dar: ‚Wetter und Klima sind 2 verschiedene Sachen, aber sie hängen eng zusammen.‚ (4:33) Das es sich beim Klima um eine Periodenbetrachtung von mindestens 30 Jahren handelt, wird wohl jedem bekannt sein. Unbestritten ist, dass eine Temperaturzunahme berichtet wird. Bei Starkregen, der ja lokal auftritt, ist ein klarer Trend nicht eindeutig feststellbar. Der Treibhauseffekt wird erklärt mit der Bemerkung, dass der Name eigentlich falsch sei (‚physikalisch-metaphorisch ziemlich doof‘ 10:30) , denn die Erwärmung in einem Treibhaus beruht auf anderen Mechanismen. Die Messwerte der CO2-Konzentration steigen seit 1958 stetig – gezeigt an einem Diagramm von Mauna Loa auf Hawaii (14:25) . Das Wachstum sieht weitgehend konstant aus, bis auf die regelmäßigen jahreszeitlichen Schwankungen. Ereignisse, wie Vulkan-Ausbrüche, Kriege, Rezessionen, Boom-Phasen, Klimaschutzmaßnahmen etc. sind nicht erkennbar – ein nahezu linearer Trend ohne erkennbare Abweichungen. Dies aber wird nicht diskutiert. Auch nicht hinterfragt wird: Was würde das für Klimaschutzmaßnahmen bedeuten, die doch weit geringere Wirkungen als diese Ereignisse der Vergangenheit entfalten?

Klimasensitiviät

Das es neben CO2 auch andere Treibhausgase N2O und CH4 gibt, wird erwähnt … und in CO2-Äquivalente umgerechnet. Nicht diskutiert wird, das neues N2O und CH4 weitgehend nach wenigen Jahren wieder abgebaut sind: Wenn der Zuwachs dem Abbau entspricht, wird sich nichts dramatisch verändern. Somit befördert diese Darstellung das Missverständnis, dass es immer schlimmer werde.

Nicht genannt wurde der Wasserdampf als stärkstes Treibhausgas. Dieser wurde zumeist als Verstärker der CO2-Klimasensitiviät propagiert: CO2 führt zu einer Erwärmung – netto ungefähr 1° – und erhöht so die Verdunstung. Durch die höhere Verdunstung wäre mehr Wasserdampf in der Atmosphäre zu erwarten. Allerdings: Die Messergebnisse passen nicht gut zur Theorie – einen höheren Wasserdampfanteil konnte man im Widerspruch zu dieser Erwartung nicht nachweisen.

Es seien bereits 2018 496 ppm CO2-Äquivalent erreicht worden, aber laut IPCC dürfe nur 450 ppm nicht dauerhaft überschritten werden um das 2° Ziel zu erreichen. Ich habe diesen Wert gefunden in :

Klimaänderung 2014 Synthesebericht Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (AR5) Tabelle SPM.1 – in der Spalte ‚Wahrscheinlichkeit dafür, im Verlauf des 21. Jahrhunderts unterhalb eines bestimmten Temperaturniveaus zu bleiben (bezogen auf 1850–1900)‚ im Szenario RCP2.6 – das ist das optimistische Szenario, dass weltweit die CO2-Emissionen stark gesenkt werden können: Wenn 450 (430 bis 480) CO2 Äq-Konzentrationen
in 2100 nicht überschritten werden, sei es wahrscheinlich, dass das 2° Ziel eingehalten werden kann. Wie sich aus wissenschaftlicher Beleglage angesichts der erheblichen Unsicherheiten dieses Urteil von reiner Spekulation unterscheidet, bleibt offen. Das Dokument an sich bleibt aber bereits fragwürdig, denn eine klare Funktion der Erdmitteltemperatur aus den CO2 Äq existiert nicht. Die CO2 Klimasensitivität (ECS) wird im AR5 mit 1,5° bis 4,5° angegeben. Dies beruhen weitgehend auf Computermodellierungen, die allerdings viele Fragen aufwerfen. Dies wird bei Mai allerdings hier nicht diskutiert … sondern ohne auf diesen Zusammenhang zu verweisen später.

Mai bemerkt richtig: ‚Korrelation ist keine Kausalität. Wie können wir uns sicher sein, dass der Klimawandel menschengemacht ist?‚ (15:43) Ausführlich wird erklärt, dass der CO2-Anstieg überwiegend anthropogen ist – was ohnehin als hinreichend klar belegt gilt. Was hier aber vermengt ist, ist die funktionale Gleichsetzung des Temperaturanstiegs mit der CO2 Äq-Konzentration. Abgesehen von der Unsicherheit um den Faktor 3 für den ECS – also ein Gleichgewicht unter Ceteris Paribus Bedingungen nach Jahrtausenden im AR5 – sind ansonsten gleiche Bedingungen wegen der Milanković-Zyklen nicht zu erwarten. Vielleicht wird durch die CO2-Emissionen eine nahende Eiszeit verzögert. Interessant ist in diesem Kontext auch der folgende Beitrag: Prof. Dr. Hermann Harde – Wieviel tragen CO2 und die Sonne zur globalen Erwärmung bei?

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Studien, die vor allem den TCR als weit niedriger einschätzen, nämlich zwischen 0,5° und 1,6°. Dazu die Erläuterung:

Man unterscheidet daher zwischen der Equilibrium Climate Sensitivity (ECS) und der Transient Climate Response (TCR). Die ECS beschreibt den Temperaturanstieg, der zu beobachten ist, nachdem das Klimasystem nach einer Veränderung des Strahlungsantriebs den neuen Gleichgewichtszustand erreicht hat, wofür Jahrtausende nötig sind.
Um den Einfluss des Menschen auf das Klima zu quantifizieren, ist die Transient Climate Response besser geeignet. Diese ist definiert als der Temperaturanstieg, der zum Zeitpunkt einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in einem Szenario beobachtet wird, bei dem diese pro Jahr um 1 % anwächst.[7] Der wahrscheinlichste Wert für die TCR liegt bei ca. 2 Grad nach 70 Jahren

ECS und TCR

Auch hier bleibt die Schlussbehauptung in Wikipedia umstritten. Sie bezieht sich auf folgende wissenschaftliche Quelle Climate Change 2007: The Physical Science Basis.

The range of transient climate responses (defined as the global average surface air temperature averaged over a 20-year period centred at the time of CO2 doubling in a 1% yr–1 increase experiment) among models is smaller than the range in the equilibrium climate sensitivity. This parameter is now better constrained by multimodel ensembles and comparisons with observations;
it is very likely to be greater than 1°C and very unlikely to be greater than 3°C.

TS.4.5 Climate Response to Radiative Forcing

Es bleibt darum fragwürdig, warum der ECS-Schätzwert (Bereich der Modellergebnisse) überhaupt vom IPCC überwiegend herangezogen wird, um das 2° Ziel zu diskutieren und nicht der TCR-Wert. All das diskutiert unsere Ausgangssendung mit keinem Wort, sondern geht hier von fragwürdigen Faktenbehauptungen aus. Neuere Studien kommen zu anderen Ergebnissen:

In einer gekoppelten Regressionsanalyse von aa – Index , CO2 und Temperatur konnte Stefani eine CO2-Klimasensitivität TCR (Transient Climate Response bei einer Verdoppelung der CO2 Konzentration)   von 1,1 +- 0,5  Grad Celsius bestimmen.

Dargestellt von Vahrenholt 9.12.2021 vom Original

Thereby, we reproduce the sea surface temperature (HadSST) since the middle of the 19th century with an adjusted R2 value of around 87 percent for a climate sensitivity (of TCR type) in the range of 0.6 K until 1.6 K per doubling of CO2.

Dr. Frank Stefani

Möglicherweise ist der TCR demnach nur 0,6 Grad. Das hieße, dass die bei einer Verdopplung des CO2 von 280 ppm beim Ende der kleinen Eiszeit auf 560 ppm eine Erderwärmung von 0,6 Grad bewirken würde.

Wie kommt es überhaupt zu einer derartig großen Spanne bei der Klimasensitiviät? Aufgrund der genau vermessenen physikalischen Eigenschaften des CO2 kann man die reine Wirkung einer CO2-Verdoppelung zwischen 0,9 und 1,2 Grad berechnen. Da aber diese Veränderungen in komplexen Wechselwirkungen zu anderen Gegebenheiten stehen, ist die gesamte Systemwirkung unklar. Man geht von positiven Feedbacks – z.B. beim Wasserdampf und negativen Feedbacks – z.B. erhöhte Abstrahlung, Wolkenbedeckung – aus. Die Abschätzung, wie stark diese Einflüsse wirken, ist je Forscher unterschiedlich. Das IPCC setzt hier eine große Spanne von stark positiven Feedbacks an (ECS 1,5-4,5 Grad / TCR 1 – 3 Grad). Nicht berücksichtigt werden dabei die Studien, die zu weit geringeren Ergebnissen kommen oder gar summarisch negative (dämpfende) Feedbacks für dominant halten. Aber der Zuschauer, der nach der Sendung angeblich wirklich Bescheid weiß, erfährt davon nichts.

Menschengemachter Klimawandel?

Ausgehend von der unbestrittenen Behauptung, dass der Anstieg des CO2-Anteils in der Atmosphäre überwiegend durch menschliches Wirtschaften erfolgt ist, behauptet Mai:

Halten wir fest, der Mensch ist hauptverantwortlich für die aktuelle Erderwärmung.

Mai Thi Nguyen-Kim (18:52)

Als Zeugen ruft sie weiterhin Prof. Dr. Reto Knutti auf, der den menschlichen Anteil auf mindestens 95 % schätzt. Prof. Hans-Joachim Schellnhuber (97, 98, 99%). Prof. Gerald Haug (fast 100%). Prof. Hans von Storch (Da sind wir doch sehr sicher) … das suggeriert, dass es hier tatsächlich einen Konsens gäbe. Mai meint dazu: ‚Case closed, machen wir weiter. Was sind die Folgen?‚ (19:16)

Viele andere Wissenschaftler, die eher einen Anteil von 50 % oder weniger für realistisch halten, kommen hier nicht zu Wort. Aber auch das Zitat von Hans von Storch erscheint seltsam – im Gegensatz zu seinen anderen Äußerungen, denn er schreibt an anderer Stelle:

Nach dieser Lesart ist das gegenwärtige Klima optimal für die Menschheit, während jede Abweichung negative, wenn nicht sogar katastrophale Folgen nach sich zieht. Im wissenschaftlichen Verständnis ist Klima aber gerade nicht konstant, sondern hochgradig veränderlich, vor allem aufgrund der nichtlinearen Dynamik des Systems, so dass Abweichungen von der Regelmäßigkeit erstens die Regel und nicht die Ausnahme sind, und diese Abweichungen – zweitens – meist nicht.

Das Problem ist die Unterscheidung menschgemachter und natürlicher Klimaschwankungen. Letztere hat es zu allen Zeiten gegeben.

Prof. Hans von Storch

Oder Hier:

„Die klassische Linie verläuft zwischen den Alarmisten und den Skeptikern“, fasst der Hamburger Klimaforscher Hans von Storch zusammen, „die einen sprechen von einer Klimakatastrophe und sagen, es wird alles fürchterlich schrecklich, und die anderen behaupten, das stimmt alles nicht.“ Letztere Position werde in Deutschland aber von keinem ernstzunehmenden Wissenschaftler vertreten. Von Storch steht eher in der Mitte. Er sagt: „Sicher ist, dass CO2 das Klima verändert. Aber das Ausmaß des tatsächlichen Klimawandels und seiner Folgen ist alles andere als unumstritten.“

Focus 2013

Ein Schelm, der da meint, dass die Sendung von Mai eine manipulative Darstellung – also falsch zitierte Ansicht – liefert.

Zweifel?

Lange wird der Rückgang des Gletschers Pasterze gezeigt, dann aber auf Spuren des vorherigen Weidelands an dieser Stelle. Mai scheint Zweifel zu haben (25:52), wie das mit dem Klimawandel so sein kann, wenn zugleich die Regionen früher einmal wärmer waren, also dass das Ganze sich doch in natürlichen Schwankungen bewegt. Aber auch hier wird sehr lange ein Sachverhalt dargestellt, die berechtigten Fragen zu diesem Sachverhalt werden jedoch recht kurz vom Tisch gewischt.

Über größere Zeitperioden konnte gezeigt werden, dass der CO2-Anstieg der Erwärmung folgt (30:25) – und zwar um etwa 300 Jahre. Als Erklärung wird auf die Milanković-Zyklen verwiesen. Dieser führe zu einen Lawineneffekt, der die natürliche Erwärmung verstärken würde. Das wäre eine plausible Erklärung, wenn sie denn zu den Messdaten passen würden, die aber in krassem Widerspruch dazu stehen. Mai scheint das aber nicht zu bemerken.

Richtig ist, dass die Milanković-Zyklen als eine Erklärung der Eiszeiten weitgehend anerkannt sind, aber die Erklärung der Warmzeiten, die in den letzten Jahrtausenden regelmäßig auftraten und das Weideland unter dem Gletscher Pasterze und den Namensgrund für Grönland belegen, liefern sie nicht. Nicht genannt werden die ozeanischen Zyklen ENSO, AMO, PDO, NAO etc. die einen nachgewiesenen Einfluss auf das Klima nehmen, auch nicht die Diskussion um den solaren Einfluss.

Klimamodelle

Die Modelle können natürlich nur so gut sein, wie die Modellannahmen zutreffend sind. So behauptet Mai abermals ‚… das CO2, von dem wir schon sehr genau wissen, was es für das Klima bedeutet‚ (33:03) und unterschlägt abermals die weite Spanne für die Klimasensitivität. Aber die Bildung von Wolken ‚hat die Wissenschaft noch nicht völlig verstanden‘ (33:14) Das ist allerdings weit untertrieben. Auch die Wirkung der Wolken auf Erwärmung oder Abkühlung sei nicht verstanden. Es wird aber nicht genannt, dass die bisherigen Forschungsergebnisse belegen, dass tiefe Wolken eine stark abkühlende Wirkung haben. Bei Cirrus-Wolken gibt es gegensätzliche Ergebnisse: Einige sprechen von einer Erwärmungswirkung, andere von einer Kühlwirkung.

Eine Änderung der mittleren Wolkenbedeckung kann sich viel stärker auf die Erdmitteltemperatur auswirken als der Anstieg des CO2. Tatsächlich wurde eine Abnahme der Wolkenbedeckung in den letzten Jahrzehnten festgestellt. Aber das verschweigt Mai ihren Zuhörern.

Die Modelle würden dennoch mit der Wolkenentwicklung rechnen, neben vielen anderen Faktoren, die auch nur teilweise verstanden wurden. Allerdings behauptet der befragte Detlef Stammer, Direktor des Zentrums für Erdsystemforschung der Uni Hamburg, dass ein Bereich anstelle einer scharfen Zahl eben zu einem besseren Verständnis führe.

Nicht gesagt wird hier allerdings, dass Wetter und damit auch Klima ein nichtlineares chaotisches System ist, bei dem kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können, oder eben keine. Die aufwendige Modellierung bleibt bei unverstandenen Zusammenhängen eben reine Spekulation.

Dennoch wird behauptet, dass die Modelle viel leisten, dass sie die Vergangenheit gut abbilden und damit auch gute Prognosequalität haben. Verschwiegen wird, dass der Hindcast weder die kleine Eiszeit, noch andere Klimaentwicklungen abbilden konnte, auch nicht das kleine Wärmeoptimum bis 1945, die Abkühlung danach und den Anstieg bis zum Ende der 60er Jahre, dann die Abkühlung, bei der über eine neue Eiszeit spekuliert wurde etc. Wenn also die Modelle an den letzten Jahren kalibriert wurden, dann ist es nicht verwunderlich, wenn sie hier keine große Abweichungen zeigen. An der Verlässlichkeit der Forecasts und Szenarien darf massiv gezweifelt werden.

Die Klimamodelle zeigen mögliche Zukunftsszenarien, anders ausgedrückt: Trotz unglaublich komplexer Berechnungen unterscheidet sich das Ergebnis nicht wesentlich von reiner Spekulation. So auch die Behauptung von Detlef Stammer, im Worst Case – ‚wenn wir quasi so weiter machen wie bisher, erwarten wir einen Anstieg von bis zu 4° .‘(38:19) Dabei bezieht er sich auf das Szenario RCP8.5, welches als ziemlich unrealistisch eingeschätzt wird. Dieses geht dabei nicht von einem Weitermachen wie bisher in Deutschland aus, sondern von einem weltweiten starken Anstieg, die die Vorräte an fossilen Brennstoffen weit überschreitet. Dies basiert wiederum, wohlgemerkt, auf Basis von Modellen, deren Wirkung nur teilweise verstanden ist.

Aber bei Mai kommt an: ‚Bis zum Ende des Jahrhunderts 4° oder mehr‘ (39:25) – wobei wir in den letzten 150 Jahren lediglich eine Erwärmung um 1,2 Grad feststellen konnten. In den verbleibenden 78 Jahren müsste es rasant wärmer werden, aber die Temperaturentwicklung der letzten 30 Jahre ist keineswegs so dramatisch, sondern weist große Schwankungen auf, die den Trend deutlich übersteigen.

https://www.woodfortrees.org/plot/uah6/from:1990/trend/plot/uah6/from:1990

Aufgrund der multidakadischen Ozeanzyklen gibt es Grund zur Annahme, dass sich das Erdklima in den nächsten Jahrzehnten wieder abkühlen könnte. Aber auch das erfährt der Zuschauer nicht.

Folgen

Es wären viele Katastrophen zu erwarten, Dürren, Überschwemmungen etc. ‚Einfach so weitermachen wie bisher ist eine ganz schlechte Idee‘ (39:03)

Meerespiegelanstieg: In Deutschland kein Problem – Der befragte Experte geht von 30 cm pro Jahrhundert aus. Auch Mai meint, das ein Anstieg um 1 m wegen des guten Küstenschutzes kein Grund zur Sorge sei. Aber in anderen Teilen der Welt gäbe es Probleme … Wilde Spekulationen über das Abtauen des grönländischen Eisschildes – das es lange Zeit in der Erdgeschichte schon gegeben hatte. Aber auch Worst Case-Szenarien gehen hier von mehreren Jahrtausenden aus – aber das wir hier nicht genannt, sondern über Kipppunkte zwischen 2 und 3° spekuliert.

Mai hat Verständnis für Worst Case Szenarien: ‚Lieber mit dem Schlimmsten rechnen. Wenn es nicht so schlimm wird, kann man sich freuen.‚ (45:58) Mai sagt aber nicht, was es heißt, mit dem Schlimmsten zu rechnen. Heißt es radikaler Klimaschutz bis zu Wirtschaftszusammenbruch, Armut und Bürgerkrieg? Oder doch nur moderater Klimaschutz mit der Ansicht, dass der sowieso unzureichend ist? Oder fatalistisch: Es kommt wie es kommt?

Für einen Gebildeten des 16. Jahrhundert mag es so ausgesehen haben: ‚Ich glaube an keinen Teufel, Dämonen und Hexerei. Aber man weiß nie … im Worst Case haben die Warner recht und der Hagelschlag kam doch vom Schadzauber. Zur Sicherheit verbrennen wir die Hexe lieber.‘

Der IPCC würde mit Unsicherheiten offensiv umgehen. Frage: ‚Aber inwiefern kann man dann von Unabhängigkeit sprechen, wenn bei dieser Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger die 195 beteiligten Regierungen hieran mit beteiligt waren – an dem Bericht?‘ (47:50) Antwort Jochen Marotzke: ‚In dem Augenblick, wo wir uns auf diese Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger geeinigt haben, bedeutet das, die wissenschaftliche Gemeinschaft und die Regierungen sind sich einig, das ist der Kern des wissenschaftlichen Wissens zum Klimawandel.‚ (48:07) Wobei ich nicht verstehe, warum die Regierungen überhaupt ein Mitspracherecht an der Auswahl und Formulierung Kern des wissenschaftlichen Wissens zum Klimawandel haben. Ist das noch Freiheit von Forschung und Lehre: Wenn eine Regierung darauf besteht eine wissenschaftliche Unsicherheit nicht zu benennen oder die Formulierung zu verschleiern, dann werden diese gestrichen? Und die Wissenschaftler stimmen zu? Was ist das denn?

Marotzke weiter ‚Alle Regierungen haben zugestimmt, und da kommen sie auch nicht mehr raus.‘ Ist das nicht gruselig? Ein Bericht, der erhebliche Unsicherheiten, Spekulationen und Szenarien enthält, ist von der Zustimmung und Einigung der Regierungen abhängig … und das ist dann verbindlich. Genauso gruselig erscheint, dass umgekehrt sich Regierungen an einen Konsens angesichts solcher Unsicherheiten binden anstatt sich die Flexibilität einer adäquaten Reaktion zu erhalten. Dies zeigt doch nur das Problem, dass angesichts vieler heterogener Szenarien ein konsensuelles Vorgehen durchaus problematisch ist.

Das aber führte zum 2015-Abkommen von Paris. ‚Die Botschaft von Paris: Bei allen Unsicherheiten im Detail ist die Faktenlage so klar und ernst, dass sich über 190 Staaten dazu verpflichtet haben, die Erwärmung, wenn es irgendwie nur geht, auf 1,5° zu begrenzen. Es macht einen spürbaren Unterschied, ob es 2° oder 1,5 Grad Erwärmung sind.‚ (48:45) Es wirkt vielmehr so, dass zunächst einige Unsicherheiten benannt werden, im Weiteren aber ignoriert werden. Mai erwähnt auch nicht, dass es jeweils um Selbstverpflichtungen der einzelnen Staaten geht, wobei die Entwicklungsländer – einschließlich China – keine klaren Selbstverpflichtungen eingegangen sind, aber auf große Summen aus dem Klimafonds hoffen – also eine klare Mogelpackung, die nicht geeignet ist, eine drastische Emissionssenkung zu bewirken. Des weiteren ist erkennbar, dass die selbstgesteckten Klimaziele oft gar nicht eingehalten werden können. Überdies liegen diese weit genug in der Zukunft, dass die heute Verantwortlichen lange nicht mehr im Amt, wahrscheinlich sogar tot sind, wenn die Überprüfung der Zielerreichung ansteht.

‚Aber wisst ihr, was das Gute am menschengemachten Klimawandel ist? Dass wir Menschen es auch anders machen können. … Gott sei Dank haben wir es noch in der Hand.‘ (50:10)

Einer möglichen Klimakatastrophe widerspricht auch Hans-Werner Sinn nicht. Aber er weist auf den Zusammenhang der Weltwirtschaft. Denn die CO2 -Emissionen Deutschlands machen nur 1,8 % aus. Wenn wir es schaffen würden, diese auf null zu reduzieren, würden ihm zufolge indes dennoch nicht 1,8 % weniger emittiert, sondern rein gar keine Reduktion würde erreicht. Die Verlagerung der Produktion und die Nutzung fossiler Energien in wachsende und unterentwickelte Länder, bzw. China und Indien und viele andere Länder mehr überkompensieren ihm zufolge unsere Einsparungen vollständig und legen zudem noch wachsende Emissionen drauf. Es lohnt sich, diesen Vortrag 6 Probleme der globalen Energiewende (Hans-Werner Sinn) | 4pi-Klima-Symposium vollständig anzuhören!

Kurz, wir können als Deutschland und als einzelner Mensch rein gar nichts Wirksames tun und haben es auch nicht in der Hand. Aktivismus lässt sich für die ideologisch Überzeugten als Weltretter anfühlen, aber letztlich bleibt dies eine leere Erwartung. Scheinbar differenzierte Propaganda-Machwerke, die die Zuschauer irreführend beeinflussen und die Komplexität der dahinter stehenden wissenschaftlichen Debatte nicht abbilden, können da nichts Gutes bewirken.

2 Gedanken zu „Klima-Propaganda“

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