Imperative des Geistes

Ein kurzer Text mit gewaltiger Sprengkraft in konzentrierter Form – nicht nur für jeden persönlich, sondern auch für die gesamte Geistesgeschichte. Dennoch wurde er oft unterschätzt … warum? Wird er schlicht nicht verstanden oder gar absichtlich umgedeutet? Erscheint er allzu selbst-evident? Ist der Text nur eine Sammlung allgemeiner Weisheit? Das ist es nicht, sondern ein Kunstwerk des Geistes in seinem Zusammenhang:

19 Den Geist löscht nicht aus. 20 Prophetische Rede verachtet nicht. 21 Prüft aber alles und das Gute behaltet. 22 Meidet das Böse in jeder Gestalt.

1.Thessalonicher 5

Diese Grundregeln haben die Geistesgeschichte des Westens geprägt … und darüber auch den der übrigen Welt. Sie sind an Christen adressiert, die den Geist als Gabe Gottes verstehen. Aber selbst säkulare Menschen, die Gott und den Heiligen Geist ablehnen, finden einen Wiederhall, wenn sie für den Heiligen Geist ‚Intuition‘ oder andere Formen irrationaler Erkenntnis einsetzen.

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Rationalisiertes Gottvertrauen

Die Science Fiction Serie ‚3 Body Problem‘ wirft eine Reihe von philosophischen und moralischen Fragen auf. Hier geht es um die strukturelle Gleichheit eines jeden Gottvertrauens, einschließlich des Christentums, mit jenem Vertrauen in die überlegene Macht der Trisolarier. Diese seien in diesem Gedankenexperiment erwiesener Weise real (im Gegensatz zu Gott der jeweiligen Religionen) und nahezu allmächtig und allwissend, den Menschen weit überlegen. Als nun die Sekte auffliegt und weitgehend ausgelöscht wird, beginnen die Gläubigen zu zweifeln. Wie konnte ihr Lord das zulassen?

Sowohl  die Astrophysikerin Ye Wenjie, als auch der US-Milliardär und Umweltaktivist Mike Evans erklären es den Zweiflern so: Die Intelligenz der Trisolarier ist den Menschen so weit überlegen, dass sie den Plan der Trisolarier nicht verstehen können, aber das sollte das Vertrauen in die Trisolarier nicht erschüttern.
Der Zuschauer erfährt aber, dass sich die Trisolarier von jener Sekte abgewandt haben und sie schlicht nicht mehr beschützen. Somit liegt eine klassische Rationalisierung vor, um den Glauben gegen Zweifel zu schützen. Die Parallelen zum christlichen Gottesglauben sind offensichtlich … oder doch nicht?

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Wissenschaftlichkeit und Lagerbildung

Dr. Andreas Schmitz betreibt einen Kanal auf YouTube als ​ @Akkudoktor, der zu Fragen von Wissenschaft und Technik interessante Beiträge liefert, die meist gut recherchiert und argumentiert werden. Nichts desto Trotz schlägt zuweilen Voreingenommenheit stark durch, die den Wert seiner Arbeit in Frage stellt. Im Besonderen diskutierte er in diesem Video

Dieses Beispiel zeigt so UNFASSBAR gut, was in Medien & Politik schief läuft!

das Problem der Voreingenommenheit und Verzerrungen im Wissenschaftsbetrieb. Ein wichtiges Thema, das jedoch auch Schmitz an die Grenzen seine Voreingenommenheit führte. Im Besondern in den Kommentaren verstieg sich Schmitz in eine propagandistische Rhetorik, die die Problematik von Wissenschaft und Bias sehr deutlich macht … und das nicht als positives Beispiel.

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Politische Klimawissenschaft

Erkenntnis der Wirklichkeit ist eine zentrale Frage der Philosophie, die sich in der Wissenschaftstheorie zeigt und aktuell im politischen Diskurs erhebliche Brisanz erfährt. Konkret kann und muss das am Beispiel gezeigt werden.

Im ersten Teil Ergebnisoffene Wissenschaft? nahm der Ansatz von Prof. Gert Ganteför einen großen Anteil ein. Die Popularität, die Ganteför in vielen seiner Videos erfährt, ist nicht nur seiner einfachen und sympathischen Sprache geschuldet, sondern der Eindruck, dass er sich von Mainstream-Narrativen emanzipiert. Sein Bestreben, sich nicht von einer politischen Ideologie vereinnahmen zu lassen, verdient auch entschiedenen Applaus. In wie weit er sich aber erfolgreich von jenen distanzieren kann, die er Skeptiker nennt, kann bezweifelt werden.

Hier wird das Video Kritische Diskussion von Prof. HAPPERS Klima-Thesen behandelt. In der Tat ist es eine hervorragende Auswahl des Sujets, denn als Ausgangspunkt wird der Kontext einer vorgeblichen wissenschaftlichen Begründung eines US Gesetzes mit starker politischer Sprengkraft in kompakter Form von Happer und Lindzen diskutiert:

Comment and Declaration on the SEC’s Proposed Rule
“The Enhancement and Standardization of Climate-Related Disclosures for Investors,” File No. S7-10-22, 87 Fed. Reg. 21334 (April 11,2022)

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Ergebnisoffene Wissenschaft?

Natürlich wissen wir ja bereits, wie es um die Wirklichkeit bestellt ist. Die Wissenschaft muss nur noch einige Details klären. Aber im Großen und Ganzen? Es gib weite Teile der Wirklichkeit … da sind wir uns ganz sicher … die sind nur noch nicht hinreichend belegt. Aber darum gibt es ja die Wissenschaft, die soll mal schnell die Bestätigung beibringen. Ist da Ergebnisoffenheit eine Selbstverständlichkeit … Unter diesen Umständen?

Prof. Gerd Ganteför zeigt, dass es sehr wohl Aussagen mit wissenschaftlichen Anspruch gibt, die jedoch einer politischen Agenda folgen. Ob dies einer ideologischen Verblendung oder materiellen Interessen geschuldet ist, bleibt dabei offen.

Offensichtlich ist, dass eine Voreingenommenheit – Bias – das Ergebnis verfälscht. Dann ist es kaum mit den Zielen der Wissenschaft zu vereinbaren, sondern Propaganda, Ideologie oder Täuschung, bestenfalls ein Irrtum. Dagegen erwartet die Wissenschaft im Ideal die Erkenntnis was IST. Sie will sich nicht von anderen Interessen instrumentalisieren lassen, um zum Steigbügelhalter der Macht zu werden. Tut sie es doch, gerät sie zu Recht in Verruf und verliert das Vertrauen. Getroffen werden dann auch seriöse Wissenschaftler. Die Erfolge der Wissenschaften erodieren in der Ansicht der Gesellschaft, ihre gesellschaftlichen Errungenschaften werden fragwürdig.

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Neoliberalismus … oder was? Die Systemfrage

Im Zeichen der Krisen und der Umbrüche, des Erodierens von Grundrechten und Verlässlichkeiten, stellt sich die Frage nach der grundsätzlichen Orientierung wieder neu. Ist ein Systemwandel erforderlich? Was ist eigentlich Demokratie? Und auf welcher Grundlage soll sich die Gesellschaft entwickeln?

Häufig verbindet sich daran die Kritik des Wirtschaftssystems des sogenannten Neoliberalismus, von dem angenommen wird, dass er die Reichen reicher macht und die Armen ärmer. Aber auch der Sozialismus hat nicht die Strahlkraft einer erstrebenswerten Alternative. Darum ist eine vertiefte Analyse des Status quo und der Ziele unabdingbar.

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Populismus und Demokratie

Demokratie ist klar ein positiv konnotierter Wert, den es zu erhalten gilt. Populismus ist dagegen die negative Gegenseite … so zumindest die öffentlichen Medien. Aber passt das – und wie hält man diese auseinander?

Das Thema habe ich schon in Populismus – Ein Kunstbegriff? und Unpopulistisch? diskutiert. Zeit für ein Update, denn die Begriffe haben nach wie vor Konjunktur. Der Duden erklärt:

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Die vernunftbegabte Person im irrationalen Kollektiv

In der Reihe Lesefrüchte verweise ich hier auf Der Ausschluss des eigenen Urteilsvermögens und Propaganda macht das Leben leichter, aber es bleibt nicht bei diesem Textverweis:

Entfremdet zu sein heißt, anders (alienus) als man selbst zu sein, doch es kann ebenso bedeuten: zu einem anderen als einem selbst zu gehören. Und noch grundlegender: seiner selbst beraubt, um einem anderen unterworfen (oder gar einverleibt) zu sein. Im Endeffekt hat Propaganda diese Wirkung. Sie beraubt das Individuum, entledigt es zwar eines ganzen Teils seiner selbst, lässt es aber gleichzeitig ein simuliertes, fremdes, künstliches Leben führen – sodass das Individuum, das dieser Propaganda unterworfen wird, ein anderer ist und zugleich Triebregungen gehorcht, die ihm fremd sind, sprich, einem anderen gehorcht.

Jacques Ellul

Propaganda dient auch der künstlichen Befriedigung realer Bedürfnisse oder, daraus folgend, die reale Befriedigung künstlicher Bedürfnisse (Etwa in der Werbung). Auszug aus Jacques Ellul „Propaganda. Wie die öffentliche Meinung entsteht und geformt wird„.

Denn die Mechanismen, die durch die Propaganda instrumentalisiert werden, funktionieren nur, weil es eine gewisse Spannung in der Natur des Menschen gibt. Interessant ist, ob das Thema Hingabe tatsächlich klar und stets negativ bewertet werden muss. Doch bleiben wir zunächst beim Anlass, der Analyse der Propaganda.

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Philosophie und christlicher Glaube

Prallen hier Gegensätze aufeinander? Ist die Philosophie nicht der Einsatz von Skepsis und des nüchternen Verstandes, der christliche Glaube dagegen irrational und von Gefühlen getrieben? Tatsächlich verstehen sich viele atheistische Philosophen als Gegner zu jeglicher Religion. Gläubige, insbesondere Evangelikale fürchten, dass sie mit einem leeren Wind der Worte vom Weg der Wahrheit abgebracht werden könnten. Und dazu gibt es auch eine Belegstelle:

Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.

Kolosser 2,8 – nach Luther 2017

Ist damit schon alles wichtige gesagt? So einfach ist es nicht, denn Paulus argumentiert hier nicht gegen eine Gattung des Denkens, sondern bestimmter Philosophien, die das eigentliche Ziel der Liebe zur Weisheit verraten. Wer wollte bestreiten, dass es auch Wortklauber und Sinnverdreher gibt, die sich Philosophen nennen? Dem Sinn besser entsprechend ist diese Übertragung:

Passt auf, dass ihr nicht auf Weltanschauungen und Hirngespinste hereinfallt. All das haben sich Menschen ausgedacht; aber hinter ihren Gedanken stehen dunkle Mächte und nicht Christus.

Kolosser 2,8 – nach Hoffnung für alle

Tatsächlich gab es in der Geschichte keineswegs nur atheistische Philosophen, sondern häufig auch solche mit klarem christlichem Bekenntnis. Viele Gedanken der Bibel, im Besonderen des Neuen Testaments, korrespondieren mit philosophischen Ansätzen und befruchten sich gegenseitig, denn auch in der Folge bezogen sich Philosophen häufig genau auf jene. Nicht zuletzt die dialektische Struktur der christlichen Lehre verhinderte, dass sie sich von Dogmatikern völlig vereinnahmen ließ. Es gibt gute Gründe, die christliche Lehre wegweisend nicht nur für die Geistesgeschichte des Abendlandes und der Ausbildung moderner Wissenschaften war, sondern letztlich auch der ganzen Welt, wenngleich in modifizierter Form. Ebenso wichtig ist der Dienst der Philosophie für den christlichen Glauben: Er kann Irrtümer und Sektierertum reduzieren.

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Wahrheit und Konsens

Die Unterstellung, dass es den meisten Menschen um die Erkenntnis der Wahrheit geht, kann als hinreichend plausibel gelten. Dennoch tun sich zuweilen Zweifel auf. Wenn Interessen oder Ideologie im Spiel ist, wird man der Wahrheitserkenntnis möglicherweise eine geringere Priorität einräumen. Dennoch erscheint eine Behauptung vielen Menschen glaubwürdig, wenn sich die Fachleute zum Thema scheinbar einig sind. Dies ist im Besonderen dann der näheren Betrachtung wert, wenn es um komplexe Sachverhalte geht, die dann Gegenstand der Wissenschaft werden. Also traut sich ein Fachfremder selten ein eigenes Urteil zu. Der vermeintliche Konsens wird dann zum Gegenstand unbestreitbarer Wahrheit.

Im Besonderen wird der sogenannten Klimakonsens häufig zum Hauptargument weitreichender politischen Entscheidungen heran gezogen. Bedenklich daran ist, dass es zunehmend weniger um das fachliche Argument geht, sondern das eine Ersatz-Wahrheit auf den Sockel gesetzt wird. Gleichsam gilt es als weitgehend akzeptiert, dass es ein absolute Wahrheit nicht gäbe. Natürlich könne man sich auch irren, aber durch hohe Werte der Gewissheit versus der Irrtumswahrscheinlichkeit wäre dies praktisch von geringer Relevanz.

Die folgende Untersuchung bezieht sich einerseits auf sprachliche und wissenschaftliche Grundlagen, wie auch auf die aktuelle Studie Greater than 99% consensus on human caused climate change in the peer-reviewed scientific literature von Mark Lynas, Benjamin Z Houlton and Simon Perry – Published 19 October 2021. Dieser Veröffentlichung wurde das Beitragsbild oben entnommen, das bereits selbst den vermeintlichen ‚Schlussfolgerung‘ dieser Arbeit widerspricht.

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