Humanismus zeitgemäß oder verstaubt?

Unter dem Titel Mehr Humanismus wagen fordert Frank Furedi sich auf den Humanismus zurückzubesinnen. Getrieben von einer politisch liberalen Haltung, die auf Selbstbestimmung und Verantwortung setzt, erscheint der Sozialstaat suspekt:

Die Tendenz, Politik und Gesellschaft mit Regulierung und technokratischer Aufsicht gleichzusetzen, geht einher mit einer Missachtung der Mündigkeit erwachsener Menschen.

Allerdings beginnt Furedi mit einer fragwürdigen These:

Ursprünglich entstand der Humanismus als Antwort auf die fatalistische Kultur des europäischen Spätmittelalters. Eine der bedeutenden Errungenschaften des Humanismus ist die Einsicht, dass die Menschen nicht dem Schicksal unterworfen sind.

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Zeitgeist und Klimawandel

In der Philosophie gibt es ein Klima, das man Zeitgeist nennt, und der philosophische Klimawandel ist die Geistesgeschichte. Aber diese hat auch etwas mir dem sogenannten Globalklima zu tun. Denn die behauptete Erderwärmung mit den befürchteten Nachteilen und Katastrophen wirft einen Schatten auf die Zukunftserwartungen und prägt zeitgenössisches Denken. Immerhin wird das globale und persönliche Konsum- und Wirtschaftsverhalten massiv in Frage gestellt. Viele fordern auch ein politischen Wandel im Zeichen der plakatierten Klimakatastrophe. Hier aber wollen wir zwei Aspekte genauer betrachten, worin sich die Philosophie mit dem Klimawandel schneidet:

  • Erkenntnistheorie: Was können wir zum Sachstand wissen? Haben wir ein gigantisches Problem oder nicht? Sicher?
  • Ethik und Moral: Was folgt aus dem Klimawandel für unser Handeln? Gibt es eine Klimagerechtigkeit?

Mich stört, wenn man diese Themen unreflektiert irgendwie und beliebig beantwortet. Ebenso wenn man diese Antworten irgendwelchen ideologischen Fixierungen oder persönlichen Interessen unterordnet. Aber es gibt Abhilfe …

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Aufklärung & Humanismus

Auf einer von mir hoch geschätzten Site Novo Argumente ist zu lesen:

Unser heutiges Freiheitsverständnis begann sich mit gesellschaftlichen Umbrüchen der Frühen Neuzeit durchzusetzen. Es waren die Philosophie, Literatur, Wissenschaft und Kunst des Renaissance-Humanismus, die den rational und selbstbestimmt handelnden Menschen ins Zentrum rückten und die Entfaltung seiner Fähigkeiten als Ideal postulierten. Durch die Aufklärung nahm die Subjektwerdung der Menschen weiter an Fahrt auf. Auf intellektueller Ebene wurde die Befreiung von überkommenen Dogmen und Vorurteilen vorangetrieben. Die universelle menschliche Vernunft galt den Aufklärungsdenkern als höchste Autorität.

Ähnlichen Positionen finden wir häufig  Aber ist das auch korrekt? Ich meine, wie finden hier ein anachronistisches Geschichtsverständnis.

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Vertrauen wir Experten?

Vertrauen ist ein gute Sache. Ohne das kommen wir nicht aus. Unter Freunden, Familie, Kollegen … in jeder Gemeinschaft und Sozialwesen kann es nicht gehen, wenn da nicht ein Minimum an Vertrauen herrscht. Und wenn mehr als das Minimum besteht, sprechen wir von Geborgenheit. Das Urvertrauen kommt aus der Familie. Kleine Kinder müssen sich auf ihre Eltern verlassen, sie haben keine Alternative. Zwischen Partnern und Liebenden ist das der Grund, auf dem die Beziehung steht.

Dennoch sind wir oft desillusioniert. Wir wissen, dass Vertrauen auch missbraucht werden kann. Oder dass manche ihr Versprechen nicht halten. Betrüger können nur dann erfolgreich ihrem Geschäft nachgehen, wenn sie zuerst das Vertrauen gewonnen haben.

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Unsere penetrante Suche nach absoluten Gewissheiten

Gert Scobels Gedanken zu „Schlaf der Vernunft“ 

Nicht zuletzt der provokante Titel veranlasste mich zu einem Kommentar. Doch eines nach dem Anderen:

Auch die totale ökonomische Verwertung des Menschen in Auschwitz scheint zur Vernunft zu gehören, wenn auch zu einer pervertierten Form der Vernunft. So hilfreich die Vernunft einerseits sein kann, so furchtbar und erschreckend scheinen andererseits manche ihrer kühnen Träume zu sein.

Mich beunruhigt, wenn die Dinge nicht beim Namen genannt werden. Denn wenn wir moralische Werturteile fällen, dann können wir diese auch vollumfänglich vertreten. So kann man ganz im Sinne von Viktor Frankl das Gewissen zum Zeugen rufen, wenn wir eine entmenschlichste Grausamkeit aufs schärfste verurteilen. „Unsere penetrante Suche nach absoluten Gewissheiten“ weiterlesen

Schlaf der Vernunft

Was ist das eigentlich: Vernunft, Verstand, Rationalität … ?

Ich sah die Sendung  scobel: Schlaf der Vernunft – Von unvernünftigen Gedanken und irrationalen Taten … und es hat mich nicht befriedigt. Natürlich ist es vernünftig, über die Vernunft nachzudenken – auch wenn diese einem Spiegelgefecht gleicht. Aber ich meine nicht, dass es ausreicht, einige kluge Gedanken und anregende Bilder zu präsentieren. Dazu noch eingestreute Weisheiten und Setzungen, die nach einer Diskussion rufen. Ich will nach Antworten forschen, auf die man weiter aufbauen kann.

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Tocqueville und die Freiheit

Alexis de Tocqueville starb vor über 150 Jahren, aber manche seiner Betrachtungen sind aktuell wie eh und je.

„Ich glaube, ich würde die Freiheit in allen Zeiten geliebt haben; in der Zeit aber, in der wir leben, fühle ich mich geneigt, sie anzubeten.“

Über die Demokratie in Amerika, Bd. 2, S. 210, (Fischer TB, 1956) nach Wikiquote . „Tocqueville und die Freiheit“ weiterlesen

Wissen um die eigenen Grenzen … welche Konsequenzen?

Wir können sowohl sicher herleiten, dass menschliches Wissen immer Stückwerk bleiben muss – so hat es auch Paulus erklärt. Das aber rechtfertigt nicht, irgend etwas zu glauben und menschliches Wissen völlig zu verachten und zu ignorieren.  Einige Menschen wissen immer etwas mehr.  Wäre es dann nicht gut, den Experten zu vertrauen?

Aber warum sollten wir überhaupt jemanden vertrauen? Es könnte jener das Vertrauen missbrauchen, oder er begeht ebenso unvermeidliche Irrtümer – und wir haben uns mittels Vertrauen die eigene Kontrolle abgegeben. Also: Selbst wenn jener Experte die ultimative Wahrheit kennte, und dabei völlig aufrichtig sein Wissen mitteilen will, so könnten wir dies weder von wohlmeinenden Irrenden noch dem geschickten Betrüger unterscheiden.

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JOSEF PIEPER: Alle Philosophie ist christlich

Ich bin über einen Artikel in der Zeit Online gestolpert, der mich überraschte: Wie kann so was in einem links-liberalen Blatt erscheinen? Des Rätsels Lösung ist, dass die Veröffentlichung das Datum 2. April 1953 trägt. So ist also erstaunlich welcher Wandel in den 63 Jahren geschah, dass bereits ein Titel zu Aufsehen führt.

Ob es eine christliche Philosophie gebe, das zu fragen hat Sinn. Schließlich heißt philosophieren, seine Vernunft auf sehr radikale Weise gebrauchen; philosophieren heißt: fragen, was der Sinn von alledem sei, das wir „das Leben“ nennen oder „die Wirklichkeit“, „die Welt“ oder einfach „dies Ganze da“.

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Tugend im Zeichen des Werteverfalls

Merken Sie was? Die Begriffe wirken verstaubt. Wer spricht heute noch von Tugend oder Untugend, Laster, Versuchung … das wirkt zunächst wie ein Relikt der Geistesgeschichte. Und Werte … das sind doch die Begriffe, mit denen Konservative immer nerven … oder?

Dennoch, vielleicht ist diese Zeit im Zeichen der Postmoderne weit mehr moralisierend als viele Zeiten zuvor, weniger hedonistisch als gedacht. Aufrichtiger als zu Zeiten, in denen es selbstverständlich galt, unter einer ehrbaren Fassade dem Laster zu frönen.  Aber wo führt das hin?

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