Sehnsucht nach Selbstzerstörung

Wir leben in seltsamen Zeiten. Einerseits leben wir in Westeuropa in einer Periode des Wohlstands und Friedens, die vielleicht beispiellos ist. Andererseits häufen sich die Indikatoren, dass diese Periode zu Ende geht, und zwar aus eigenen, innergesellschaftlichen Antrieben heraus. Alexander Meschnig bezog diesen gesellschaftlichen Trend auf die These Freuds, dass es im Menschen einen Todestrieb gibt, der einen Erklärungsansatz für diese Entwicklungen geben kann.

In seinem 1920 erschienen Werk Jenseits des Lustprinzips hat Sigmund Freud, auf dem Hintergrund der Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, den in der psychoanalytischen Diskussion von Anfang an umstrittenen Begriff des Todestriebs eingeführt. Letzterer strebt danach, so Freuds theoretische Annahme, in den anorganischen Zustand zurückzuführen. Denn: „Das Ziel alles Lebens ist der Tod.“ Zu dieser Triebgruppe gehört ein Streben nach Selbstzerstörung und, daraus abgeleitet, eine Neigung zu Aggression und Destruktion.

Alexander Meschnig

Es ist nichts ungewöhnliches, wenn aus inneren individuellen Befindlichkeiten auf gesellschaftliche Relevanz geschlossen wird, wenn diese inneren Antriebe entsprechende Resonanz in der Gesellschaft erhalten, entwickeln sich Massenbewegungen. Auch das kollektive Unbewusste (C.G. Jung) ist ein ähnlicher Erklärungsansatz. Aber trifft die These Meschnigs auch zu?

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Klimamoral

Stellen Sie sich vor, die Menschheit und die Erde steht vor einer großen Katastrophe … und sie können sie retten. Oder – andere Variante: Sie sind schuld! Das klingt irgendwie nach einer abgedrehten Hollywood-Produktion, die Motive aus einer Comix-Story re-iteriert. Im Zeichen der medial verbreiteten Klimakrise scheint dieses Denken aber größere Mengen von Menschen zu betreffen. Massenbewegungen werden herbeigerufen und tatsächlich kommen Massen. Was treibt sie an? Eine kollektive Zukunftsangst? Oder ist es ein moralischer Impetus, der geradezu aus einer Verpflichtung zum Handeln geboren wurde? Anstoß zu den weiteren Überlegungen gab der Artikel Klimamoral von Dr. Joachim Dengler .

Natürlich kann man sich mit den Sachargumenten und den Inhalten beschäftigen, mit Ursachen und Konsequenzen von Handlungen und Maßnahmen zum Klimawandel und Klimaschutz. Das ist hier aber nicht Gegenstand, sondern die Frage, was das Verhalten im Kontext wirklich bestimmt. Menschen handeln vor allem aus wenigen Antrieben. Das eine sind biologisch-psychologische Befindlichkeiten, wie Grundbedürfnisse und gesellschaftlich-sozialisationsbedingte Rollenmuster. Das andere sind bewusste Entscheidungen, die auf einem ethisch-moralischen Modell aufsetzen. Um letzteres geht es hier. Und die Methode ist das Durchspielen in diversen Szenarien.

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Wahrheit und Konsens

Wer einige meiner Aufsätze bereits kennt weiß, das ich die leidenschaftliche Überzeugung vertrete, dass es eine objektive Realität gibt. Die Wahrheit ist die Summe aller zutreffenden Sätze zu dieser. Unbestritten ist, dass die Erkenntnis der Wahrheit jedoch stets subjektiv und fehlerträchtig bleibt. Die These hier, die meist unausgesprochen vertreten wird: Der Konsens zwischen Experten vermittelt die Wahrheit. Denn die Gemeinschaft kann grundsätzlich mehr Wissen akkumulieren, verarbeiten und beurteilen als der Einzelne … im Besonderen, wenn ihm Fachkenntnisse mangeln.

Andererseits bleibt das Vertrauen auf Dritte, die die Rolle von Autoritäten jenseits des Sachargumentes einnehmen, dem Gedanken der Aufklärung fremd. Zu sehr wurde das Argument der Autorität als Herrschaftsinstrument missbraucht. Aktuell wird dies in der Klimadiskussion deutlich. Hier wollen wir prüfen, was nun Gültigkeit hat.

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Klimalügen zwecks undemokratischer Unterdrückung

Ein Gastbeitrag von Herbert Klupp mit Erweiterungen / Kommentierungen von Martin Landvoigt

Wir sind soweit. Die allgemein verbreitete aktuelle Klimahysterie schürt die schon vorhandene Hysterie. Warum wollen Medien und Politik einen Brand mit Benzin löschen ? Wo ist ihr Vorteil ? Politik und Medien, gestützt von „geneigt gemachten“ Wissenschaftlern haben ein Thema entdeckt, wie es noch keines gab: CO2. Wenn CO2, ein grundguter Bestandteil allen Lebens, das bei allen unseren Aktivitäten generiert wird, nicht zuletzt bei jedem Atemzug, als Teufelszeug in die Köpfe der Menschen gehämmert werden kann, welches demnächst den Weltuntergang bewirkt, dann hat die Politik alle Freiheit, Drangsalierungen, neue Steuern, Gängelungen der Menschen usw weltweit durchzusetzen. Denn wer wollte widersprechen ? Wer wollte mitschuldig werden am Weltuntergang ? Wer wollte beiseite stehen, wenn unseren mutigen Politikern, dazu den sie begleitenden Medien, Applaus gespendet wird für alle „Maßnahmen“ ? Es geht doch um die Rettung der Menschheit, um die Zukunft aller späteren Generationen !

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Identität

Wer bin ich? Diese Grundfrage, die zugleich auch als Konkretisierung der Frage ‚Was ist der Mensch?‘ angesehen werden kann, beschäftigt das Denken nicht nur in der Adoleszenz. Einige sehen es als ihre Aufgabe, ihrem Leben einen Sinn zu geben, sich selbst zu erfinden und damit zu Werden. Die Frage der eigenen Identität ist untrennbar mit der Sinnfrage verknüpft – vielleicht die Kehrseite der Medaille. Manche erkennen ihre Bestimmung als Lebensziel. Viele begnügen sich mit unbefriedigenden Antworten, perpetuieren ihre offenen Fragen oder resignieren an dieser Frage.

Man kann die Frage nach der eigenen Identität als Schlüssel zu vielen menschlichen Motiven ansehen, sozusagen als blinder Fleck, um den sich alles dreht, aber kaum als zentral wahrgenommen wird. Alle Eitelkeiten … ein Wunsch, sich selbst zu identifizieren. Streben nach Macht, respektiert zu werden, geliebt zu werden, reich zu sein … alles letztlich Ausdruck davon, eine substanzielle Person sein zu wollen.

Diejenigen, die diese Frage individuell bedenken, werden als Philosophen angesehen. Andere suchen ihre Identität als Teil einer Bewegung, Mitglied einer Gruppe. Man sucht weniger nach Wahrheit und Erkenntnis, sondern nach sinnstiftendem Selbstverständnis, Anerkennung und Eitelkeit, Reichtum, Macht und Glück. Hier wollen wir nach der Bedeutung der relevanten Ideologien der Zeit fragen. Doch vorher wollen wir Einwände diskutieren

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Der Wille zu Glauben

Willst du Glauben oder nicht? Willst du, aber kannst du nicht? Überraschende Fragen, denn Glaube ist für mich weniger eine Frage von Gefühl und Fähigkeit, sondern von Überzeugung und Entscheidung. Wir wissen weit weniger, als wir es gerne hätten, und dennoch gehen wir quasi von Gewissheiten aus. Reines Wunschdenken, wenn es als solches erkannt wird, kann nicht funktionieren: Wer will sich schon selbst betrügen?

Da, wo eine tiefe Überzeugung, z.B. wegen Erfahrungen, fehlt, steckt die Frage des Glaubens in einem Denkraum: Glauben kann man nur, was man zumindest für möglich hält. Unter Ungewissheit trifft man dann die Entscheidung, ob man sein Vertrauen auf das Geglaubte setzen will. Selbstverständlichkeiten sind dagegen weniger ein Maß des Glaubens. Denn das, was selbstverständlich erscheint, ist oft nur geprägte Meinung und Gewohnheit. Auch Plausibilitäten alleine können oft keine hinreichende Gewissheit verschaffen, die einer Überprüfung stand hält. Letztlich ist Vieles eine Frage des Glaubens. Die Adaption vermeintlicher Selbstverständlichkeiten, die letztlich schwach begründet sind, können zwar auch geglaubt werden, aber warum?

William James veröffentlichte 1896 ein religionsphilosophisches Essay mit dem Titel The Will to Believe. Das englische Original ist leider nur über ein VPN erreichbar, z.B. über den Opera Browser. Einige Aspekte daraus lohnen eine nähere Betrachtung.

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Wann platzt der Euro?

Politik und Wirtschaft … sind das Themen für Philosophen? Oder sind es viel zu prophane Themen? Oder ist das nur was für Fachleute? Hier habe ich einer Expertenrunde – Prof. Dr. Max Otte, Prof. Dr. Jörg Meuthen, Richard Sulik – zugehört. Einige Aspekte sind natürlich auch Themen für wirtschaftliche Laien … ich habe die Runde und die damit verbundenen düsteren Erwartungen zum Anlass genommen einige grundlegende Themen aufzugreifen. Denn die Lebensbedingungen werden von den Volkswirtschaften, die massiv von den Währungen bestimmt werden. Sie bestimmen zunächst, wie groß der Kuchen ist, den man dann verteilen kann und muss. Fragen nach gesellschaftlicher Ordnung, im Besonderen der Sozialstaat, die sich mit der Verteilung beschäftigen, unterschätzen meist das Problem, dass die Substanz der Wirtschaft eben nicht konstant ist.

Weitere Fragen: Wie verlässlich sind die Experten? Muss man sich einfach nur andere Experten suchen, die was anderes sagen, das eher dem entsprechen, was man selber denkt? Auch dies soll am gegebenen Beispiel diskutiert werden. Zu guter Letzt soll die Frage nach den Zukunftsängsten und der Umgang damit untersucht werden. Interessiert?

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Skeptiker, Leugner und die Wissenschaft

Die Bestimmung der Realität, die Erkenntnis, ist Kernbereich der Philosophie. Im Besonderen haben sich die Naturwissenschaften zur gefühlten Königsdisziplin der Realitätsbestimmung gemausert. Auch wenn man dies berechtigt kritisieren kann als einen Bedeutungsschwund der geistigen Welt, so gilt es nach wie vor, eben jene Möglichkeiten und Inhalte der Wissenschaften immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Um mit Kant zu fragen: Was können wir wissen?

Im Besonderen der Klimawandel ist zum kontroversen Politikum geworden, in dem die Frage nach der Realität zugespitzt wird. Man spricht hierin oft von Skeptikern und Leugner. Skepsis gilt in der Wissenschaft als Tugend. Leugner sind hier unbekannt, bestenfalls als Ignoranten verschrieen. Leugner ist eher aus der Religion ein bekannter Begriff, in dem vermeintliche Wahrheiten bestritten werden. Unter Leugnen kann man die Behauptung widerlegter Falschaussagen verstehen. Unzureichend belegte Behauptungen als Fakten darzustellen, kann als Propaganda oder Betrug verstanden werden. Das Bezweifeln von Faktenbehauptungen nennt man Skepsis. Am konkreten Beispiel „die Stufen der Verleugnung“ soll dies sowohl aus sachlicher, als auch aus philosophischer Sicht diskutiert werden:

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Statistik und Realität

Das Erkennen des Faktischen ist schwer, im Besonderen, wenn die Ereignisse nicht im Umfeld der selbstevidenten Beobachtung liegt. Trends können recht klar über positive oder alarmierende Entwicklungen Aussagen machen. Dazu sind aber verlässliche Faktensammlungen, Aufbereitungen der deskriptiven Statistik und Analysen unter Nutzung der analytischen Statistik erforderlich. Ansonsten wird gerne mit ‚gefühlten‘ Realitäten und Erwartungen anstelle von Fakten gesprochen. Und dann sind derartige Erkenntnisse weitgehend wertlos.

Nun ist allerdings ein gefälschtes Zitat in aller Munde, das Goebbels  Churchill untergeschoben hat:

Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.

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Von Lemmingen und Megatrends

Bei der Beobachtung der Zeit kann das Gefühl überhand nehmen, dass es kollektiver Wahn ist, der die Interessen einer Nation zum Schaden der Mitglieder oftmals antreibt. Bekannt ist dieses Phänomen in der Massenpsychologie oft als Kriegsbegeisterung. Scheinbar ein ganzes Volk will etwas, dass es in den Untergang treibt, oder zumindest ein äußerst gefährliches Unterfangen ist – und dem profunden Risiko steht bestenfalls ein schwacher Nutzen gegenüber.

Aber nicht nur bei Krieg und Frieden sind diese verheerenden Wirksamkeiten zu vermerken. Die Metapher der Lemminge steht für ein Massensterben, gegen die eine ‚Schwarmintelligenz‘ nichts entgegen stellt. Die Entscheidungen der Massen sind oft kein Korrektiv gegen die Irrtümer von Einzelnen, sondern können fatale Wirkungen entfalten.

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