Nationalismus und Ethnopluralismus – Kampfbegriffe?

Manchmal werden wir mit bedeutungsschwangeren Begriffen konfrontiert, die eigentlich unklar bleiben. Durch einen Radiobericht wurde ich auf den Hessischen Verfassungsschutzbericht 2017  aufmerksam. Dort las ich:

Ethnopluralismus“ | Teile des Rechtsextremismus, vor allem die IB, propagieren das Konzept des „Ethnopluralismus“ und behaupten in einer verschleiernden Sprache, dass sie für die Vielfalt der Völker einstehen würden. In Wirklichkeit zielt dieses Konzept auf einen strikten Nationalismus, der „fremde“ Menschen ausgrenzt und dadurch Fremdenfeindlichkeit provoziert. Der „Ethnopluralismus“ beschreibt die Unterschiede zwischen den Völkern und meint damit letztlich die homogene nationale Identität der eigenen Ethnie.

Was aber ist dieser Nationalismus eigentlich? Nur etwas, dass sich auf die Nation bezieht? Oder eben strikter Nationalismus als totalitäre Ideologie?Das irritierte mich, denn ich  halte die verschiedenen Kulturen für tatsächlich unterschiedlich und darum auch für interessant und wertvoll.

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Das Böse und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik

Das Böse wurde zuweilen in Form des Satans, als Person und treibende Kraft verstanden. Andere Generationen und Denker nannten es als die Abwesenheit des Guten (PlotinAugustinus und Thomas von Aquin). Manche bezweifeln, dass es sinnvoll sei, von dem Bösen überhaupt zu sprechen. Es ist eine Frage des Selbstverständnisses, ob man sich selbst im Spannungsfeld zwischen Gut und Böse versteht, oder – mangels der Existenz des Bösen – eben keine Polarisierung zwischen richtig und falsch annimmt. Die dualistische Weltsicht vs. die monistische Weltsicht. Hier will ich als These des Bösen als Herleitung aus der Naturbetrachtung ziehen. „Das Böse und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik“ weiterlesen

Rassismus und Prioritäten

Ein angstbesetztes und stigmatisierndes Wort. Wer als Rassist gebrandmarkt wird ist schnell weiter im gesellschaftlichen Aus als zu manchen Zeiten Mitglieder geschmähter ‚Rassen‘. Ohne Zweifel ist es moralisch inakzeptabel, Menschen nach äußeren Merkmalen oder Assoziationen mit Dritten oder einem Stereotyp zu beurteilen. Die Zugehörigkeit zu einer Ethnie oder sonst wie identifizierbaren Gruppe erlaubt noch kein Urteil über einzelne Personen. Aber was ist das nun genau, dass im gesellschaftlichen Diskurs zur Stigmatisierung führt? Hat das mt Prioritäten und Werten zu tun?

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Kulturbetrachtungen in Wehmut

Ein Konzert der Barockmusik, Telemann, Vivaldi und Bach, vorgetragen von meist jungen Musikern der Musikhochschule, lieferte ein außergewöhnliches Erlebnis. Die Zuschauer sahen Menschen, die sich nach jahrelangen und intensiven Studium zu Virtuosen auf ihren Instrumenten entwickelt haben. Alles atmete Konzentration. Sicher ging es auch ein wenig um die Konventionen des Kulturbetriebs, um den guten Ton, aber das liefert nur die Leinwand, auf der sich eine wertvolle Substanz offenbarte: Hingabe, Komplexität, Harmonie.  Doch was bedeutet das?

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Andreas Körber zur Debatte um „Deutsche Kultur“ – Eine Replik

Mit Das Unbehagen mit Volk und Leitkultur habe ich bereits eine Bestimmung zu dem kontroversen Thema geliefert. Quentin Quencher hat auf Glitzerwasser ebenfalls einige Gedanken veröffentlicht: Ein neues Sinnbild für Deutschland.

Zum Thema hat Andreas Körber (AK) hat auf L.I.S.A. Wissenschaftsportal der Gerda-Henkel-Stiftung neben mehreren anderen empfehlenswerten Beiträgen, im Besonderen von

einen Beitrag geliefert, der m.E. einer Diskussion bedarf. Unglücklicherweise sind oft die hervorragenden Beiträge, zu denen man kaum mehr als applaudieren kann, weniger der Anlass der Auseinandersetzung als jene, die eben nicht auf Zustimmung stoßen. Somit dienen gerade die fragwürdigen Darstellung der Schärfung der eigenen Gedanken:

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Kränkungen der Menschheit

Sigmund Freud behauptete, dass die Wissenschaften geeignet sind, den Menschen narzistische Kränkungen zuzufügen.

In seiner Arbeit „Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse“ aus dem Jahre 1917 stellt Freud die Widerstände dar, die der von ihm entwickelten Psychoanalyse seiner Auffassung nach entgegenstehen, bevor sie allgemein anerkannt werde. Wie jede wissenschaftliche Neuerung müsse sie sich gegen das etablierte Denken durchsetzen. Aber der „größere Anteil rührt davon her, daß durch den Inhalt der Lehre starke Gefühle der Menschheit verletzt worden sind.

Hmmm … allerdings kann man auch vermuten, dass Freud begründete Kritik als emotional bedingt zu denunzieren versucht. Es ist darum genauer zu prüfen, wie stichhaltig seine Argumente sind, mit der er seine These begründet. Denn es erscheint zwar einsichtig, dass es emotionale Gründe zu einer Ablehnung einer missliebigen Theorie geben kann, aber daraus folgt nicht, dass jede Ablehnung einer These auch emotionale Gründe haben muss. Im Besonderen wurde die These Freuds als ein generelles Deutungsschema vielfältig und unkritisch zitiert, unter Anderem bei Richard Dawkins in ‚Der Gotteswahn‘. „Kränkungen der Menschheit“ weiterlesen

Grundfragen oder Grundausrichtung?

Die Grundfragen des Lebens, wie sie auch Kant formulierte, empfindet Mancher als den Kern der Philosophie schlechthin:

1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
4. Was ist der Mensch?

Anderen erscheint es fruchtlos, per Frontalangriff ein hoffnungsloses Unternehmen zu starten, als ob es poetisch sei, Windmühlenflügel zu attackieren. Ein anderer Ansatz wäre die Frage der Grundausrichtung des eigenen Lebens. Ich habe sieben Motive als Grundformen der Lebensentwürfe betrachtet. „Grundfragen oder Grundausrichtung?“ weiterlesen

Relativismus und Wahrheitsanspruch

In der postmodernen Gesellschaft ist der Pluralismus – also die Akzeptanz einer unbegrenzten Vielfalt von Ansichten – konstitutiv. Einige sehen damit einen impliziten Relativismus verknüpft. Also die notwendige Ansicht, dass keine Position eine absolute Wahrheit beanspruchen könne. Gemeinhin wird das nicht durchgehalten und eher als Waffe verwendet, unliebsame Ansichten zu diskreditieren und dessen Wahrheitsanspruch  pauschal zurückzuweisen. Wenngleich sich das als Diskussionskiller oftmals als äußerst erfolgreich erweist, so ist diese Strategie in dieser Form zersetzend und inkonsistent. Hier aber will ich nicht nur diese Strategie als amoralisch und geistlos denunzieren, sondern ernsthaft prüfen, was es mit jedwedem Relativismus auf sich hat und dabei mit einem Zitat aus Rolf Peter Sieferles posthum veröffentlichtem Kurzwerk Finis Germania beginnen:

Allerdings sprengt die moderne Erfahrung des Relativismus und der Perspektivität sämtliche normativen Eindeutigkeiten in die Luft- doch nicht, ohne daß sie durch die Hintertür des Alltags immer wieder zurückkehren würden.

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Islamophobie und Islamkritik

Ein Neologismus hat virale Verbreitung gefunden. Der Begriff Islamophobie  ist klar negativ konnotiert.  Offensichtlich meint er dass der Islam als weltanschauliche Lehre und seine realen Erscheinungsformen bedrohlich und angsterzeugend sei. In Wirklichkeit sei dies aber sachlich unbegründet, denn eine generelle Bedrohungslage existiere nicht. Eine Phobie ist, z.B. eine Klaustrophobie, eine panische Angst vor geschlossenen Räumen, von denen ja auch keine reale Gefahr ausgeht.

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Christentum unethisch?

Philipp Möller, bei Sandra Maischberger (ab 4:50): ‚Ich persönlich halte das Christentum vor allen für eine unethische Lehre, weil sie die Selbstbestimmung verhindert, und damit auch persönliches Glück verhindert.‘ Es erscheint vor dem inneren Auge ein verknöchertes und moralinsaures Männchen, das anderen Menschen und sich selbst das Leben schwer macht und in ein rigides Joch zwängen will. Eine zulässige Meinungsäußerung, gar eine treffende Analyse, oder doch ein absurdes Zerrbild?

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