Andreas Körber zur Debatte um „Deutsche Kultur“ – Eine Replik

Mit Das Unbehagen mit Volk und Leitkultur habe ich bereits eine Bestimmung zu dem kontroversen Thema geliefert. Quentin Quencher hat auf Glitzerwasser ebenfalls einige Gedanken veröffentlicht: Ein neues Sinnbild für Deutschland.

Zum Thema hat Andreas Körber (AK) hat auf L.I.S.A. Wissenschaftsportal der Gerda-Henkel-Stiftung neben mehreren anderen empfehlenswerten Beiträgen, im Besonderen von

einen Beitrag geliefert, der m.E. einer Diskussion bedarf. Unglücklicherweise sind oft die hervorragenden Beiträge, zu denen man kaum mehr als applaudieren kann, weniger der Anlass der Auseinandersetzung als jene, die eben nicht auf Zustimmung stoßen. Somit dienen gerade die fragwürdigen Darstellung der Schärfung der eigenen Gedanken:

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Populismus – Ein Kunstbegriff?

Als politisches Schlagwort kursiert der Begriff seit geraumer Zeit. Er ist gemeinhin negativ konnotiert, bleibt aber stets sperrig und kaum greifbar. Denn Politiker wollen ja populär sein, aber nicht populistisch. Viele verstehen darum die Abgrenzung auch nicht. Jüngst machte die Studie

Die Stunde der Populisten?
Populistische Einstellungen bei Wählern und Nichtwählern vor der Bundestagswahl 2017  von Robert Vehrkamp und Christopher Wratil, Bertelsmann Stiftung, auf sich aufmerksam. Mich interessieren hier weniger die Implikationen oder eine generelle Kritik an der Studie, sondern die Begriffsbedeutungen, die in dieser Studie entfaltet wird.

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Islamophobie und Islamkritik

Ein Neologismus hat virale Verbreitung gefunden. Der Begriff Islamophobie  ist klar negativ konnotiert.  Offensichtlich meint er dass der Islam als weltanschauliche Lehre und seine realen Erscheinungsformen bedrohlich und angsterzeugend sei. In Wirklichkeit sei dies aber sachlich unbegründet, denn eine generelle Bedrohungslage existiere nicht. Eine Phobie ist, z.B. eine Klaustrophobie, eine panische Angst vor geschlossenen Räumen, von denen ja auch keine reale Gefahr ausgeht.

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Politik und persönliche Moral

Dazu fällt sicher jedem viel ein, weit mehr als man es erschöpfend in einem kurzen Artikel behandeln könnte. Hier nur einige Gedanken. Sprichwörtlich ist der Verdacht gegen Politiker, dass ihre Reden nicht zu ihrem Leben passen. Heuchelei ist immer nahe dabei, denn gemeinhin fordert man einen in sich konsistenten Menschen, nämlich der seine moralischen Überzeugungen in Wort und Tat umsetzt. Kaum ein Lösung kann sein, seine persönliche Ansprüche eben so weit runter zu schrauben, dass das volle Programm Machiavellis widerspruchsfrei umgesetzt werden kann. Ist es dann aber nicht die Öffentlichkeit, die gerade ein Satz aktueller Tugenden vom Politiker einfordert, die aber aber für sich betrachtet gar nicht will, und darum eine Heuchelei erzwingt?

Sei es drum … ein Ansatz zur Moral bietet der kategorische Imperativ von Immanuel Kant:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Ist das nun zwingend so? Oder ist es überhaupt gut, das zu fordern?

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Leitkultur: Gleichheit oder Gleichberechtigung

Weiter in meiner Reihe zum Grundgesetz: Der Artikel 3 behandelt die Gleichberechtigung.


(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Damit sind jedoch nicht Menschen unterschiedlicher Bürgerschaft gleichgestellt – Ausländer haben kein Wahlrecht. Auch gelten für Kinder andere Rechte als für Erwachsene. Darum geht es hier nicht, sondern um die grundsätzliche Gleichheit der Menschen. Aber ab wann ist jemand Mensch? Der lebend geborene Säugling sicherlich – aber was ist mit dem ungeborenen Menschen? Gelten jenem auch die Rechte? Was ist mit Dementen oder Komatösen? Hier besteht offensichtlich Auslegungsbedarf. Oder gilt das empfindende Tier – z.B. Schimpanse – auch als Mensch? Wenn nein, warum nicht? Oder von möglichen Cyber-Persönlichkeiten, die vielleicht ein menschenähnliches Bewusstsein tragen könnten? Es bedarf der Kriterien des Menschseins, um gerade auch in Grenzfragen belastbare Urteile zu sprechen.

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Wird Religion zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht?

Immer mehr Medienberichte erklären, dass Religion missbraucht würde, um Gewalttaten zu legitimieren, z.B. hier und hier . Die Gegenthese von John Lennon war, das Religion ursächlich für die Gewalt sei. Was ist nun richtig?

Vorweg geschickt sei die Bemerkung, dass der gebräuchliche Begriff der Religion äußerst unscharf ist. Ist die Inbrunst am Leningrab religiös? Gibt es wirkliche Gemeinsamkeiten von Religiösen, die sie von den Nicht-religiösen unterscheiden? Je nach Definition ist hier mal das Eine, mal das Andere ‚religiös‘. Ohne belastbare Definition kann man aber gar nichts missbrauchen, weil auch der Gebrauch undefiniert ist.

Vermutlich wird aber der Religionsbegriff aus Lessings Ringparabel unterstellt. Demnach wären alle Religionen mehr oder minder gleich – eigentlich eine christliche Variante, die die Deutungshoheit über das Judentum und den Islam beansprucht – was aber von jenen Gläubigen meist abgelehnt wird.

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Leitkultur: Freiheit

In meiner Reihe über die Identifikation mit dem Grundgesetz und seiner Bedeutung nun der Artikel 2 des GG

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
Freiheit galt in manchen Phasen der Geschichte als ein so wichtiges Gut, dass es sich lohnte, dafür zu töten und zu sterben. Aktuell wird der Freiheit im öffentlichen Diskurs ein weit geringeren Wert zugeschrieben. Ist die Freiheit nun ein Gespenst, die als Legitimation für Unrecht her hält? Oder ist es eine Selbstverständlichkeit, die eher eine Randbedingung ist? Oder doch als eines der höchsten Güter, die es zu kultivieren gilt?

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Grundgesetz und Leitkultur: Würde

In meiner Reihen über die Identifikation mit dem Grundgesetz und Leitkultur und seiner Bedeutung nun der Artikel 1 des GG

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Ein großes Wort, das unbedingten Eindruck macht und wohl schnell Zustimmung bewirkt. Aber was bedeutet es?

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Grundgesetz – Präambel: Gott und Volk

In der aktuellen Diskussion wird oft vorgetragen, wir bräuchten keine Diskussion um eine Leitkultur, denn wir haben das Grundgesetz, das alles hinreichend definiert. Dies kann selbstverständlich so nicht sein, denn es geht im Grundgesetz im Wesentlichen um den gesellschaftlichen Rahmen, der jedoch mit Inhalt und Deutung gefüllt werden muss. Allzu oft wird das Grundgesetz als leere Chiffre in die Diskussion geworfen, gerade, um sich auch jenem nicht zu stellen.

Hier will ich es anders machen. In einer kleinen Reihe will ich mich mit Grundgesetz und deren Bedeutung für Selbstverständnis und Gesellschaft detailliert auseinander setzen. Nicht, dass es vielleicht klügere Kommentare dazu gäbe, aber es ist wichtig, dass man sich selbst mit den Themen beschäftigt. Es genügt nicht, dass es irgendwo steht. Für den Anfang habe ich mir die Präambel des GG vorgenommen. Immerhin geht es darin um Problembegriffe wie Gott und Volk.

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Das Unbehagen mit Volk und Leitkultur

Wenn immer nunmehr das Wort ‚Volk‘ verwendet wird, so löst es einen negativen Reflex aus. Auch die Bundeskanzlerin ersetzte es in ihrem Sprachgebrauch zunächst durch ‚Bevölkerung‘, dann durch die ‚Menschen, die schon länger hier leben‘. Was ist nun das Stigma, das dem Wort anhaftet?

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