Erkenntnis, Glaube und Zweifel

Der Mensch ist neugierig. Er will wahre Antworten, nicht zuletzt auf die Grundfragen der Menschheit. Manche geben sich mit tradierten Antworten zufrieden oder glauben irgend was. Andere resignieren bei der Frage und behaupten, eben nichts zu glauben. Aber manche wollen es genauer wissen, sie wollen nicht resignieren und auch nichts Beliebiges glauben. Sie suchen nach Erkenntnis.

Glauben ist zunächst ein Fürwahrhalten von Dingen und Aussagen, die man nicht hinreichend beweisen kann. Aber wie erlange ich dennoch eine vertretbare Erkenntnis, wenn sich die finale Wahrheit unserem Zugriff entzieht? In zweiter Hinsicht ist Glaube auch Vertrauen auf andere Autoritäten: Glaube ich den Wissenschaftlern? Oder an Gott? oder meiner Peer-Group, den Medien? Ist radikaler Skeptizismus die bessere Option? D.h. ich glaube, es gibt keine verlässliche Informationsquelle? Hier will ich mich mit dem besonderen christlichen Ansatz beschäftigen: Erkenntnis durch Glauben!

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Gerechtigkeit, Gott und das Glück

Wer von Gerechtigkeit spricht meint heute ein Empfinden, dass allen Menschen gleiche Chancen zuspricht und Regeln, deren Verletzung einer Ahndung oder ‚Heilung‘ bedürfen. Dennoch bleibt unklar, ob dieses Empfinden ein Gewordenes und damit Kulturrelatives bleibt, oder ob es an das Absolute heranreicht. Früher sprach man von den Universalien: Gibt es die Gerechtigkeit, die Liebe, das Glück, die Freiheit etc. überhaupt? … oder ist es nur ein Attribut, eine Zuschreibung. Würde es die Gerechtigkeit als Absolutes nicht geben, so bliebe sie willkürlich und verfügbar.

Jeder, der im Namen der Gerechtigkeit oder der Freiheit irgendetwas fordert, hätte nicht nur einen leeren Satz produziert, sondern man könnte jenem Irrelevanz unterstellen wenn es eine übergeordnete Gerechtigkeit gar nicht gäbe, weil ja sein Gegenüber eben ein anderes Empfinden habe … und was mache dann des Einen Empfindung gegenüber des Anderen vorzüglich? Alleine ein Konsens, der keiner absoluten Grundlage verpflichtet ist, bleibt aber beliebig. Auch der Verweis auf gesellschaftliche Normen bleibt unbefriedigend, denn diese ändern sich im Lauf der Zeiten. Was also heute recht ist, ist es morgen nicht mehr? Und wer könnte dann die Rechtsprechung des Nationalsozialismus be- und verurteilen?

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Der Wille zu Glauben

Willst du Glauben oder nicht? Willst du, aber kannst du nicht? Überraschende Fragen, denn Glaube ist für mich weniger eine Frage von Gefühl und Fähigkeit, sondern von Überzeugung und Entscheidung. Wir wissen weit weniger, als wir es gerne hätten, und dennoch gehen wir quasi von Gewissheiten aus. Reines Wunschdenken, wenn es als solches erkannt wird, kann nicht funktionieren: Wer will sich schon selbst betrügen?

Da, wo eine tiefe Überzeugung, z.B. wegen Erfahrungen, fehlt, steckt die Frage des Glaubens in einem Denkraum: Glauben kann man nur, was man zumindest für möglich hält. Unter Ungewissheit trifft man dann die Entscheidung, ob man sein Vertrauen auf das Geglaubte setzen will. Selbstverständlichkeiten sind dagegen weniger ein Maß des Glaubens. Denn das, was selbstverständlich erscheint, ist oft nur geprägte Meinung und Gewohnheit. Auch Plausibilitäten alleine können oft keine hinreichende Gewissheit verschaffen, die einer Überprüfung stand hält. Letztlich ist Vieles eine Frage des Glaubens. Die Adaption vermeintlicher Selbstverständlichkeiten, die letztlich schwach begründet sind, können zwar auch geglaubt werden, aber warum?

William James veröffentlichte 1896 ein religionsphilosophisches Essay mit dem Titel The Will to Believe. Das englische Original ist leider nur über ein VPN erreichbar, z.B. über den Opera Browser. Einige Aspekte daraus lohnen eine nähere Betrachtung.

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Unmittelbarkeit und Vermittlung

Gibt es eine direkte, unmittelbare Erfahrung oder Erkenntnis? Spontan würde man jedes Gefühl, im besonderen wenn es stark ist, als unmittelbar bezeichnen. Aber dann kommen Zweifel auf: Sind dies nicht vielleicht nur simulierte Gefühle, leben wir vielleicht doch in einer Matrix? Sind nicht auch Drogenerfahrungen stark? Auch physiologisch würden wir die Nervenimpulse, die durch die Neuronen von unseren Sinnesorganen an das Gehirn gemeldet werden, eben doch nur als vermittelt verstehen. Die Rohdaten, die durch jene Nervenbahnen in der ‚CPU‘ ankommen, sind zumeist vorbewusst und werden auf dem Weg der Verarbeitung und Interpretation – zumeist unbewusst – erst unserem Bewusstsein zuteil. Was bedeutet das für unsere Erkenntnis?

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Entscheidung unter Ungewissheit

Obwohl es eigentlich selbstverständlich ist, dass wir meist die Konsequenzen von Entscheidungen nicht völlig überblicken, müssen wir uns dennoch ständig entscheiden. Auch die Ansicht, etwas nicht zu entscheiden, ist praktisch auch eine Entscheidung. Dabei tun wir oft so, als wären unsere Entscheidungen überwiegend von Vernunft bestimmt. Diese Entscheidungen sind im praktischen Leben z.B. beim Autofahren, oder welchen Lebenspartner ich wähle, wo ich mein Geld investiere, welche Arbeitsstelle ich annehme, ob ich an Gott glaube, den Klimawandel bekämpfe oder welcher politischen Partei ich mein Vertrauen gebe. Kurz: Das Grundproblem umgibt uns ständig.

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Einheit und Vielfalt der Christen

DAS Christentum … gibt es das überhaupt? Wo doch die Christen so unterschiedlich sind? Und wie kann man diese überhaupt fassen? Offensichtlich gibt es Gemeinsamkeiten, die sie von anderen, namentlich Buddhisten, Muslimen oder Atheisten unterscheiden, aber was macht diese Kategorie wirklich aus? Zunächst aber vom Ziel und Sinn einer Kategorienbildung: Zu welchem Zweck will ich diese Kategorie überhaupt nutzen? Geht es darum, ein historisches Urteil zu bilden, eine geistesgeschichtliche Strömung zu beschreiben, den Glauben von einer Gruppe von Menschen diskutieren?

Zunächst einmal hat sich die frühe Kirche mit dem Problem der Identifikation in Abgrenzung von Sekten und stark abweichenden Lehrmeinungen herausgefordert erkannt. Ergebnis war schließlich das apostolische Glaubensbekenntnis, das bis heute Bestand hat und die Kernpunkte der christlichen Lehre umreißt. Aber auch unter Christen ist dies oft nicht mehr unumstritten. Ist das Gesuchte der kleinste gemeinsame Nenner? Es geht im Folgenden um die Relevanz von Abgrenzungen, und warum dennoch vehement die Einheit beschworen wird, obwohl doch die Unschärfe evident ist. Besonderen Anlass zu diesem Text lieferte Kurt Flasch Warum ich kein Christ bin:

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Das Lob des Undogmatischen

Da war es wieder: In einem kleinen Bericht über einen Vortrag von
Prof. Rolf Lessenich über die Philosophie von Anthony Ashley Cooper, des 3. Grafen von Shaftesbury
war zu es zu lesen.

Der Schüler John Lockes bevorzugte in seinen Schriften den lebendigen Dialog gegenüber der trockenen systematischen Abhandlung. Diese undogmatische, anti-systematische, literarische Form seines Philosophierens faszinierte neben anderen auch bedeutende deutschsprachige Schriftsteller wie Wieland, Herder, Goethe und vor allem Schiller

Aber im gelobten Undogmatischen stecken gleich zwei Ansichten: Zum einen versteht der Leser, dass es eben um eine unmittelbare Erfahrung geht, die sich nicht von vornherein in ein Korsett einer weltanschaulichen Lehre zwängen lässt. Zugleich aber verweigert er sich der Schlussfolgerung aus der Beobachtung. Warum?

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Dogmen, Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit

Es ist nun schon über 2 Jahre her, dass ich die Artikel Wehe und Wohl des Dogmas und Prüfkriterien für Dogmen schrieb. Im Kommentarbereich fand ich jüngst einen ansonsten unkommentierten Hinweis auf einen anderen, gleich titulierten Artikel mit den Verweis auf meinen Text in dem Blog
HEIMDALL WARDA – Die das Gras wachsen hören 

Dort wurde auf Thomas Metzinger verwiesen, der 2013 einen interessanten Text veröffentlichte: Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit – Ein Versuch Der Text geht über das enge Thema des Dogmas hinaus und setzt bei der Veränderung im modernen Selbstverständnis an. Gerade am Dissens dazu entzündete sich das Verlangen nach der Klärung zwischen expliziten und impliziten Dogmen.

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Skeptiker, Leugner und die Wissenschaft

Die Bestimmung der Realität, die Erkenntnis, ist Kernbereich der Philosophie. Im Besonderen haben sich die Naturwissenschaften zur gefühlten Königsdisziplin der Realitätsbestimmung gemausert. Auch wenn man dies berechtigt kritisieren kann als einen Bedeutungsschwund der geistigen Welt, so gilt es nach wie vor, eben jene Möglichkeiten und Inhalte der Wissenschaften immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Um mit Kant zu fragen: Was können wir wissen?

Im Besonderen der Klimawandel ist zum kontroversen Politikum geworden, in dem die Frage nach der Realität zugespitzt wird. Man spricht hierin oft von Skeptikern und Leugner. Skepsis gilt in der Wissenschaft als Tugend. Leugner sind hier unbekannt, bestenfalls als Ignoranten verschrieen. Leugner ist eher aus der Religion ein bekannter Begriff, in dem vermeintliche Wahrheiten bestritten werden. Unter Leugnen kann man die Behauptung widerlegter Falschaussagen verstehen. Unzureichend belegte Behauptungen als Fakten darzustellen, kann als Propaganda oder Betrug verstanden werden. Das Bezweifeln von Faktenbehauptungen nennt man Skepsis. Am konkreten Beispiel „die Stufen der Verleugnung“ soll dies sowohl aus sachlicher, als auch aus philosophischer Sicht diskutiert werden:

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Statistik und Realität

Das Erkennen des Faktischen ist schwer, im Besonderen, wenn die Ereignisse nicht im Umfeld der selbstevidenten Beobachtung liegt. Trends können recht klar über positive oder alarmierende Entwicklungen Aussagen machen. Dazu sind aber verlässliche Faktensammlungen, Aufbereitungen der deskriptiven Statistik und Analysen unter Nutzung der analytischen Statistik erforderlich. Ansonsten wird gerne mit ‚gefühlten‘ Realitäten und Erwartungen anstelle von Fakten gesprochen. Und dann sind derartige Erkenntnisse weitgehend wertlos.

Nun ist allerdings ein gefälschtes Zitat in aller Munde, das Goebbels  Churchill untergeschoben hat:

Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.

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