Vom Wesen des Zufalls

Öfters schon stieß ich auf den Zufall als eine gebräuchliche Welterklärung, zuletzt hier: Glaube vs. Rationalität? Ich halte es allerdings für notwendig, genauer zu ergründen, was es damit auf sich hat, und was andere dazu denken. Immerhin handelt es sich ja um ein mögliches Grundprizip des Seins, soweit zumindest Peter Möller. Aristoteles führt das Sein auf den ersten Grund, den unbewegten Beweger zurück. Möller sieht hier keinen zwingenden Grund, sondern sieht in der Kausalität lediglich eine menschliche Rationalisierung, die das Sein nicht hinreichend erkennen kann.

Um das zu diskutieren ist vor allem die Rolle des Zufalls zu verstehen.

Wir gehen hier von folgender Definition des Zufalls aus:

Ereignisse, die ohne Grund stattfanden, außerhalb von Kausalitätskletten auftraten.

Peter Möller

Allgemeiner, und damit weniger angreifbar ist dies:

Zufällig im reinen Sinne der Kategorie ist das, dessen kontradiktorisches Gegenteil möglich ist.

Kant, zitiert nach Peter Möller

Möller diskutiert hierin, ob es jene echten Zufälle überhaupt geben könne. Die klassische Physik und auch der ontologische und religiöse Determinismus gehen nicht von der Existenz echter Zufälle aus. Einerseits führt dies in Probleme mit der Willensfreiheit, die dann reine Illusion wären. Andererseits ist die Frage noch ungeklärt, warum es so viele scheinbare Zufälle in der Welt gibt. Auch Einstein meinte: »Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall.« (zitiert nach Möller).

Die Komplexität der Welt machen präzise Vorhersagen in einigen Bereichen unmöglich. Lange vor der Entwicklung von Hochleistungscomputern meinte Laplace 1814, dass die Welt letztlich mechanisch determiniert sei: Wenn ein Dämon alle Zustände der Welt nebst aller Naturgesetze zu einem Zeitpunkt vollständig kennte, würde er auch die gesamte Vergangenheit und Zukunft kennen.

Der Einfluss des Willens, der außerhalb einer so begründeten Kausalität stünde, wäre damit ebenso ausgeschlossen wie ein echter Zufall. Scheinbarer Zufall ist damit nur ein Mangel an Wissen um die mechanische Kausalität. Dagegen wäre ein Wille, der Ursache eines Handelns ist, nicht durch Gesetze vollständig zu beschreiben. Die Willensfreiheit ist somit nicht notwendig von der Existenz von echtem Zufall abhängig. Das Verständnis von echtem Zufall – als von Ereignissen, die nicht vollständig durch Gesetze bestimmt sind – , erleichtert aber das Verständnis der Willensfreiheit. Diese wird dadurch keineswegs ‚zufällig‘, aber der Raum für Ereignisse, die eben aus nicht-naturalistischen Gründen geschehen, wird denkmöglich. Denn ein strenger Determinismus gibt der Willensfreiheit keine Möglichkeit.

Seit der Quantenmechanik und der Heisenbergschen Unschärfe-Relation geht man in der Physik von echten Zufällen aus:

Gemäß der Kopenhagener Interpretation ist der Wahrscheinlichkeitscharakter quantentheoretischer Vorhersagen nicht Ausdruck der Unvollkommenheit der Theorie, sondern des prinzipiell indeterministischen Charakters von quantenphysikalischen Naturvorgängen.

Kopenhagener Deutung

Dies bezieht sich auf einzelne Ereignisse. Die Statistik wiederum liefert hier überraschend präzise Ergebnisse. Nicht zuletzt die Atomuhren liefern die genaueste Uhrzeit, und diese Beruhen auf Quantenzerfällen die als Einzelereignisse ja echtem Zufall unterliegen.

Dieser Zufall kann sich durchaus auch im Makroskopischen auswirken.

Die Chaosforschung oder Chaostheorie bezeichnet ein nicht klar umgrenztes Teilgebiet der nichtlinearen Dynamik bzw. der dynamischen Systeme, welches der mathematischen Physik oder angewandten Mathematik zugeordnet ist.

Im Wesentlichen beschäftigt sie sich mit Ordnungen in speziellen dynamischen Systemen, deren zeitliche Entwicklung unvorhersagbar erscheint, obwohl die zugrundeliegenden Gleichungen deterministisch sind. Dieses Verhalten wird als deterministisches Chaos bezeichnet und entsteht, wenn Systeme empfindlich von den Anfangsbedingungen abhängen: Ganz leicht verschiedene Wiederholungen eines Experimentes können im Langzeitverhalten zu höchst unterschiedlichen Messergebnissen führen (die Chaostheorie besagt also nicht, dass identische Anfangsbedingungen zu verschiedenen Ergebnissen führen würden). Chaotische dynamische Systeme sind nichtlinear.

Chaosforschung

Im Klartext heißt das, dass bei nichtlinearen Systemen ein radikal anderes Systemverhalten an den sogenannten Kippunkten bei minimaler Änderung der Eingangsbedingungen einsetzt. Das Feuern von Spikes in Neuronen – also Gehirnzellen – ist ein typischer Fall davon. Die Chaosforschung liefert somit einen Ansatz, wie quantenmechanischer ‚Zufall‘ in unserer sinnlich erfahrbare Welt Einfluss nehmen kann. Denn es wäre physikalisch letztlich nicht determiniert, wann das Spike ausgelöst wird. Ein Hebel, der die klassische Mechanik aushebelt. Ein Vertreten des Indeterminismus und Zurückweisung des Laplace’schen Dämons ist darum hinreichend begründet.

Gottes Hand im Zufall?

Ganz gleich ob man nun den echten oder scheinbaren Zufall für real hält: Es handelt sich offensichtlich um Ereignisse, deren Ursache wir nicht verstehen. Das was wir für Zufall halten könnte also sowohl ein absichtsloses Rauschen, als auch eine versteckte Intention sein, die wir eben nicht sicher erkennen. Die Ansicht ist darum recht verbreitet, dass Gottes Handeln oder das Schicksal im Zufall getarnt ist. Würde aber Gott den Zufall steuern können, wäre es gar nicht erforderlich, irgend welche bekannten Naturgesetze zu brechen, um in die Ereignisabläufe dieser Wert einzugreifen.

Einsteins berühmter Ausspruch: ‚Gott würfelt nicht‚ ist wahrscheinlich keine theologische Aussage, sondern die Überzeugung Einsteins, dass es echten Zufall nicht gäbe. Aber die Frage nach dem zumindest scheinbaren Zufall und dem Verbergen von Gottes Intention – angenommen die These trifft zu – führt bei einigen zur Skepsis: Macht es Sinn, dass Gott sich hinter dem Zufall versteckt?

Auch wenn es einigen oberflächlichen Denkern absurd erscheinen lässt und Frommen diese Frage angesichts der Unbegreiflichkeit Gottes bereits ungebührlich erscheint, so ist es doch erstaunlich konsequent: Wenn Gott dem Menschen die Freiheit schenkt, muss er ihm auch Optionen gewähren, die zu unterschiedlichen Denken und Handeln führen muss. Dies benötigt eine Ungewissheit, den nur unter einer – zumindest scheinbar -indeterministischen Welt kann der Mensch unterschiedliche Handlungsoptionen wahrnehmen. Eine völlig chaotische Welt würde jedes Leben unmöglich machen und jedes Handeln sinnlos. Ebenso würde eine völlig geordnete und strikt regelbasierte Welt den Menschen zur Marionette degradieren, die ein letztlich sinnloses Schauspiel aufführen. Eine Welt für Menschen, die verantwortliche echte Entscheidungen treffen, benötigt also ein sehr fein austariertes Verhältnis zwischen Zufall und Notwendigkeit. Wenn Gott einen freien Menschen wollte, dann hätte er die Welt, d.h. das Universum mit seinen Naturgesetzen genau so geschaffen, wie sie ist. Aus dem Sein auf den Zweck zu schließen ist an sich kein zwingender Beweis, aber es besteht die Kohärenzprüfung.

Was aber, wenn die Gegenthese geprüft wird: Der Zufall könnte ja völlig intentionslos und ohne Gott existieren. Könnte er das wirklich? Kommen wir hier ebenso zu einem kohärenten Weltbild?

Da aber die Statistik so präzise Vorhersagen über die Quantenmechanik macht, ist ein Verständnis jenes echten Zufalls noch immer schwierig … im Besonderen die Herkunft jenes Zufalls.

Zufallsgeneratoren

In der Informationstechnologie benötigt man zuweilen Funktionen, die eine zufällige Zahl oder Zeichenfolge produzieren. Sie sollte auch keine ungleiche statistische Verteilung erzeugen, sondern eine gleiche Wahrscheinlichkeit zu jedem Ergebnis bedeuten, die auch nicht manipuliert werden kann. Diese Aufgabe erwies sich als recht schwierig. Ohne Literaturkenntnis würden die meisten Programmierer und Analytiker scheitern.

Wenn es also so schwierig ist, derartigen Zufall zu erzeugen oder in der Natur sicher vorzufinden, stellt sich die Frage, ob Zufall ohne Ursache sich überhaupt ereignen kann. Immerhin wurden die existierenden Zufallsgeneratoren ja auch intentional hergestellt. Die Binsenweisheit: ‚Von nichts kommt nichts‘ … ist keineswegs naiv. Die Lottozahlen entstehen auch nicht zufällig, sondern werden von der Intention des Aufbaus des Zufallsgenerators bestimmt.

Kosmologischer Zufall

In der Kosmologie wird mit Quantenfluktuationen ‚vor‘ dem Urknall spekuliert, wobei völlig unklar ist, in welchem Kontext sich diese ereignen könnte. Wir erinnern uns: Raum und Zeit sind Funktionen des Universums. ‚Vor‘ dem Urknall existierten sie nicht. Hinreichend befriedigend ist, dass Gottes Schöpfung auch eine Quantenfluktuation beinhalten könnte, aber gemäß des Sparsamkeitsprinzips (Occams Razor) eine überflüssige Vorstellung.

Die Naturwissenschaft ist dem Wesen nach der Versuch, Beobachtungen und Ereignisse zu naturalistisch zu erklären. Die Einführung eines Zufalls, dessen Herkunft ebenso im Dunkeln liegt wie vermutete Dämonen und Götter, ist damit eher dem Bereich der Metaphysik zuzuordnen. Denn selbst wenn man über die Quantenmechanik und nichtlinearer Systeme dem beobachten Zufall eine schlüssige Erklärung geben kann, so bricht die Kausalitätskette bei der Herkunft jenes Zufalls ab … wobei wir wieder bei Aristoteles wären.

Wieso sollte es in einem Nichts, in dem es kein Universum gibt, keinen Raum und keine Zeit, eine Quantenfluktuation sich ereignen, die zu einem Urknall führt … und das so unzählig oft mit allen denkbaren Varianten der kosmologischen Konstanten, dass ein lebensfähiges Universum darin heraus kommt?

Die Vorstellung, dass es eine übergeordnetes Super-Universum gibt, in dem unser Universum nur ein Untersystem darstellt, und darüber eben ein Super-Super-Universum und so fort … ist wie eine pseudowissenschaftliche Spekulation, die im wesentlichen nichts anderes aussagt wie die Vorstellung, dass die Erde auf dem Rücken einer gigantischen Schildkröte ruht: Stephen Hawking erzählte diese Geschichte in ‚Eine kurze Geschichte der Zeit‘ : Die fiktive Dame, die dieser Geschichte anhing wurde dann gefragt: Und worauf steht dann diese gigantische Schildkröte? Die empörte Antwort darauf: Natürlich auf dem Rücken einer weiteren Schildkröte!

Mit unserem Wissen der Kosmologie wissen wir sofort, dass diese Geschichte lächerlich ist. Aber zugleich kann man sich Spekulationen über Multiversen von honorigen Wissenschaftlern anhören, die die gleiche Geschichte in einer moderneren Variante erzählen. Der infinite Regress, den sogar Kant als eine mögliche Erklärung ansah, führt natürlich zur Meta-Frage: Und warum existiert dann der spekulative infinite Regress? Es ist somit gar keine valide Antwort außer dem Dogma, dass es diesen Regress eben geben müsse, und dass dieser keinen Grund habe.

Ist Kausalität nur dem Denken geschuldet?

Möller formuliert hier einen interessanten Punkt:

Die Verneinung des absoluten Zufalls ist meines Erachtens nach das Ergebnis eines unkritischen Schließens vom (menschlichen) Denken auf das Sein. Ein Vorgehen, das ich in Übereinstimmung mit Hume und Kant für unzulässig halte. Dass wir Menschen für alle Ereignisse einen Grund annehmen, dass wir unser Handeln aufbauen auf die Anerkennung des Kausalitätsprinzips, bedeutet nicht notwendigerweise, dass es in dem von uns unabhängigen Sein auch überall Kausalität geben muss.

Peter Möller

Damit meint Möller nicht, dass alle Ereignisse zufällig seien oder dass die erkannten Gesetzmäßigkeiten allein dem Zufall geschuldet sind, sondern lediglich, dass es Ereignisse geben kann, die grundsätzlich keinen Grund und Ursache haben könnten. Denn auf einen unbekannten Grund kann man – gleich Aristoteles – immerhin noch schließen, auf das absolute Fehlen eines Grundes kann nicht mehr geschlossen werden. Wir könnten auch nicht auf das Fehlen eines Grundes schließen, denn ein unbekannter Grund könnte vorhanden sein.

Damit wird das ursachenlose Ereignis zur reinen Spekulation, das allerdings gleichsam die Rolle des unbewegten Bewegers einnimmt. Eine Welt, die sich allerdings nicht mehr auf den Logos, sondern auf das Unfassbare und Unbeabsichtigte gründet, ist zugleich eine völlig sinnlose Welt, die letztlich alles außerhalb eines Zusammenhanges stellt außer dem, den wir ihm beimessen. Sind wir aber ‚zufällig‘ die einzigen, die dem temporär einen Wert zuweisen können, übernimmt der Mensch die Rolle eines Halbgottes, der aus den zufälligen Bruchstücken eines unbeabsichtgten Universums eine sinnbehaftete Welt erschafft.

Selbst den Wert der Natur, die manche als neoreligiöses Objekt verehren, ist gebunden an die Lebensbedingungen auf der Erde. Die voraussichtliche Lebensdauer der Erde ist aber ebenso begrenzt wie das eines einzelnen Menschen, wenngleich erheblich länger. Ergibt sich durch die längere Lebensdauer der Erde nun ein qualitativer Unterschied zum einzelnen Menschen? Wohl kaum. Vielmehr findet eben diese Bewertung im einzelnen Menschen statt. In seiner Anschauung erst entsteht ja das sinnbehaftete Universum einschließlich einer wertvollen Natur, eines wertvollen Kollektivs oder einer wertvollen Spezies.

Da aber bekanntlich Menschen höchst unterschiedliche Weltanschauung pflegen, gäbe es keine Kriterien, die eine Bewertung von unterschiedlichen Menschen und deren Anschauungen zuließen. Es gibt nur eine Vielzahl von Bewertungen, die aber keiner absoluten Ordnung unterlägen, sondern notwendig subjektiv blieben. So hätten Nazis, die die Welt unterjochen wollten und in ihren Augen unwertes Leben ausmerzten keinen niederen Wert an sich, als der liberale Humanist, der das Leben in seiner Vielfalt und Freiheit erhalten will. Entscheidend wäre nur, wer sich durchsetzen kann. Eine grauenhafte Vorstellung. Es bleibt darum zu fragen, ob Möller zu Recht Hume und Kant in den Zeugenstand rufen kann. Immerhin akzeptierte Kant den moralischen Gottesbeweis als gültig.

Diese Auffassung beinhaltet bewusst oder unbewusst die Vorstellung, wir Menschen hätten die grundsätzlichen Funktionsweisen des Seins erkannt.

Peter Möller

Diese Position entspricht hier weniger dem kritischen Rationalismus, sondern eher einem destruktiven und verabsolutierten Agnostizismus. Denn wenn auch vieles zum Wesen der Welt spekulativ bleiben muss, so können wir mit Fug und Recht von Beobachtung und Logik ausgehen: Die Welt ist ein stabiles Gebilde, dass sich weitgehend Gesetzen und verlässlichen Regeln beugt. Eine Ausnahme, die den Bruch der Kausalketten erkennbar macht, ist nur durch Aristoteles durch den unbewegten Beweger schlüssig dargelegt. Ansonsten ist es eine grundlose Spekulation und damit irrationaler als Voodoo-Zauber, der immerhin Kausalitäten behauptet. Ein grundsätzliche Kausalität hat sich somit als solide Arbeitshypothese erwiesen, die erst in der Ontologie an ihre Grenzen stößt.

Ob das so ist, darüber können wir aber überhaupt keine Sicherheit haben. Das Sein könnte Sphären und Funktionsweisen haben, die sich völlig außerhalb des menschlichen Erkenntnisvermögens befinden. Dass es scheinbar etwas außerhalb von Kausalketten existierendes gibt, habe ich im Artikel über das Sein näher erläutert. Die Behauptung es gebe mit Sicherheit keinen echten Zufall, ist gleichbedeutend mit der Behauptung, man habe unbezweifelbare ontologische Wahrheiten letzter Instanz.

Peter Möller

Die Frage läuft vereinfacht auf die Frage des Aristoteles hinaus. Wenn es einen Gott gibt, der auch den echten oder scheinbaren Zufall geschaffen hat, dann ist dieser aus ontologischer Sicht in einem kausalen Gebäude enthalten – Möllers Ansatz wäre dann substanzlos. Wenn es einen unerschaffenen Zufall gäbe, dann wäre auch ein Gott, egal ob er real existierte oder nicht, diesem Zufall untergeordnet und nur zufällig da … also letztlich bedeutungslos. Gemäß Aristoteles kann es nicht einen Urgrund des Zufalls und Gottes zugleich geben – vielmehr wäre der Charakter jenes Gottes der absichtslose Zufall.

Die Spekulation auf einen unverursachten Zufall ist nicht operabel. Wenn wir beides als bloße Möglichkeiten betrachten, hieße es, sich nicht auf diesen Gott einzulassen. Denn würden wir uns auf diesen Gott einlassen, dann wäre der unverursachte Zufall eine abgelehnte Spekulation. Wäre aber Gott – vor allem in seinem personalen Verständnis als Logos – tatsächlich jener Urgrund, würde die grundlose Spekulation eines unbedingte Zufalls die Erkenntnis Gottes blockieren. Es ist also kein folgenloser Agnostizismus, der die Universalität des Kausalitätsprinzip bezweifelt, sondern eine dedizierte ontologische Position, die massive Auswirkungen auf die gesamte Weltanschauung ausübt.

Die einfache Überlegung, dass jedwede Ansicht grundsätzlich bezweifelbar ist – auch dann, wenn sie die Realität zutreffend beschreibt – hindert nicht, diese für wahr zu halten. Ein wasserdichter Beweis ist hierfür nicht erforderlich. Es genügt, wenn wir Denkmögliches erkunden, Plausibles für wahr halten und Irrtümer eliminieren.

Gemäß der Entscheidungstheorie wäre selbst bei Ungewissheit, welche von zwei gegensätzlichen Aussagen denn wahr wäre, und wenn selbst Plausibilitätsüberlegungen keine hinreichende Begründung liefert, die Frage nach den Konsequenzen der Entscheidung. Es ist also weit mehr als die Entscheidung des Roulette-Spielers auf Rot oder Schwarz zu setzen, sondern ein rationaler Prozess, der Hilfskriterien sehr wohl zur Grundlage wählt. Sich für eine Welt basierend auf dem Logos zu entscheiden, und dann alles auf diese Option zu setzen, ist vernünftig begründbar, auch wenn der letzte Beweis nicht zwingend erbracht werden kann.

2 Gedanken zu „Vom Wesen des Zufalls“

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