Diese Frage erscheint uns heute skurril, zumal wir die Existenz von Engeln bezweifeln – wenn aber, dann sind es Geistwesen, die nicht an Lokationen gebunden sind. Aber gebildete Menschen des Mittelalters hat diese Frage beschäftigt … wirklich?
Es ist zumeist alles was der Feuilletonist von der Scholastik weiß. Z.B. Robert Leicht in der Zeit:
Dabei zählt die berühmte scholastische Frage, wie viele Engel denn auf einer Nadelspitze Platz hätten, noch zu den harmloseren Gedankenübungen.
In der Tat zählt es zum angeblichen Allgemeinwissen, und auch Berühmtheiten wie Hans Küng erwähnen diese als Merkmal der Scholastik … allerdings meint das viel gescholtene Wikipedia dazu:
In Bezug auf das berühmte Problem, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen – bekannt etwa durch Christian Morgensterns Gedicht Scholastikerprobleme – ist zu bemerken, dass diese Frage für das Mittelalter nicht belegt ist. Dass diese Frage überhaupt behandelt worden sei, ist wohl eine böswillige Unterstellung des Humanismus.
Dagegen ist die Scholastik die heute weit unterschätzte Disziplin, die die Wiege der modernen Wissenschaften baute:
Die Bezeichnung Quaestio lässt sich aus dem Lateinischen ableiten und bedeutet Die Frage. Während der Scholastik war die unter dem Namen Quaestio stehende Methode eine verbreitete Form der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Als Ausgangsform jeden wissenschaftlichen Denkens war die Quaestio in Form der „quaestio disputata“ (Disputation) neben der „lectio“ (Vorlesung) im scholastisch bestimmten Mittelalter die übliche Lehr- und Lernmethode. Angelehnt an diese Methode ist eine entsprechende literarische Form, die Quaestiones, in der viele mittelalterliche Abhandlungen verfasst waren.