Sinn des Lebens … und der Zufall

Hat das Leben überhaupt einen Sinn? Oder ist doch alles sinnlos und leere Illusion? Kann man dem Leben, das von Sich aus keinen vorgegebenen Sinn haben könnte, im nachhinein einen Sinn geben? Die Fragen entstehen vor allem dann, wenn wir den Zufall eine bestimmende Rolle in unserer Existenz beimessen. Sind wir allerdings gegründet in dem Schöpfungswillen Gottes, hat unser Leben den von Gott vorgegebenen Sinn. Es gilt dann, diesen zu erkunden.

Hier wollen wir uns in beiden Richtungen einige Gedanken machen. Sich selber Ziele im Leben zu geben, Werte zu erkennen und ein Streben nach dem Glück alleine ist nicht zu verwechseln mit dem Sinn des Lebens. Ein Gerät, das Menschen erbauen, hat seinen Sinn darin, dass es bestimmten Funktionen dient. Auch ein Kunstwerk hat den Sinn, sich auszudrücken, einen Gedanken oder Gefühl zu vermitteln, oder schlicht Ästhetik zu realisieren. Doch was ist mit mir selbst?

„Sinn des Lebens … und der Zufall“ weiterlesen

Offener Brief an Björn Höcke

Sehr geehrter Herr Höcke

Spätestens seit der Lektüre ihres Buches ‚Nie zweimal in den selben Fluss‚ sind Sie mir ausgesprochen sympathisch. Dennoch sehe ich einige ihrer Aussagen eher kritisch. Hier geht es mir aber nicht um kontroverse Positionen, sondern ihre Einstellung zum christlichen Glauben (Seite 49 ff), die ich vor einigen Jahrzehnten voll und ganz teilte, und mich nun gerade in ihrer differenzierten Darstellung beschäftigt.

Zum Einen geht es mir darin um die argumentative, denkerische Aufbereitung, zum Anderen um den Beziehungsaspekt. Nicht zuletzt, da Sie ja auf die Dialogphilosophie Martin Bubers (Seite 83 ff) eingehen.

„Offener Brief an Björn Höcke“ weiterlesen

Ein philosophischer Elefant

Was treibt die Welt letztlich an? Ist es das Schicksal? Die Vorsehung? Gott oder Götter? Der Zufall? Der gestaltende Mensch? Oder die reine deterministische Notwendigkeit? Diese Grundfrage ist zentral für fast alles. Religionen und Kulturen ranken um diese Frage und Antworten. Die Dynamik der Gesellschaft wird maßgeblich von der Antwort geprägt und ist über den reinen Erkenntnisdrang auch politisch relevant. Fast alle Wissenschaften haben hierin ein starkes Motiv: Man will erforschen, wie die Welt bestimmt ist. Nicht nur in den Naturwissenschaften, die Gesetzmäßigkeiten und Bedingtheiten genauer erklärt, sondern natürlich auch die Humanwissenschaften. Es ist die Frage nach Freiheit und Herrschaft, die Frage nach dem Selbstverständnis … aber trotzdem spricht man nicht darüber. Man verliert sich im Detail und fragt nicht mehr nach den Grundlagen. Jeder glaubt irgend was, die meisten haben eher eine diffuse Überzeugung, die sie nicht hinterfragen.

Die Metapher vom Elefanten im Raum, an dem eigentlich keiner vorbei kommt, aber dennoch ignoriert wird, liefert keine Erklärung, sondern stellt nur die erstaunliche Beobachtung dessen dar. Hier wollen wir ein wenig über diese Grundfrage nachdenken.

„Ein philosophischer Elefant“ weiterlesen

Bauchgefühl und Kopfhörer

Mache nennen stolz das Bauchgefühl als gute Quelle der Entscheidungsfindung. Dies beruht darauf, dass man unmittelbare Erkenntnis der Realität für weniger trügerisch einschätzt als die verwirrende Flut von Nachrichten, Fakten und Propaganda. Aber ist dem auch so? Der Bauch fühlt eigentlich nichts, denn Gefühle werden zuerst im Hirn zu verortet. Das Bild will lediglich aussagen, dass man Verdrehungen durch Lügen und Propaganda keinen Raum geben will.

Nur: Auch diese Gefühle werden durch den Zeitgeist und die herrschende Meinung stark beeinflusst. Zuweilen flammt ein rebellischer Geist auf, der diesen Trends rein ‚gefühlsmäßig‘ misstraut. Ist den Autoritäten wirklich zu trauen? Kann es stimmen, was die Masse kritiklos nachplappert? Wie aber können wir unterscheiden, ob unser Gefühl uns nicht ebenso in die Irre führt? Ist der rebellische Geist grundsätzlich im Recht? Sicher ist das nicht, aber auch wenn der Mensch und sein Verständnis Opfer von Propaganda und Irrtümern werden kann, führt dennoch absolut gar nichts an der rationalen Durchdringung und Reflektion vorbei.

Kopfhörer meint, dass man das Gehörte nicht nur wahrnehmen soll, sondern mit Kopf und Verstand die Verarbeitung und Prüfung durchführt. Das ist keine magische Silberkugel und feit selbstverständlich nicht vor Irrtümern und Korruption, aber es hat zumindest die Chance, sich gegen jene zu erwehren.

Realität vs. poststrukturalistische Linke

Lesen bildet. Aber nicht alles, was intellektuell anspruchsvoll und akademisch klingt, ist auch wohl durchdacht oder zutreffend. Auf den Begriff der ‚poststrukturalistischen Linken‘ stieß ich beim Lesen von Vive la Diffé­rence! Wenn Linke und Rechte von #Diffe­renz reden, meinen sie nicht das Gleiche von Jule Govrin und Andreas Gehrlach. Die Einleitung behauptet:

Alle reden von Differenz – die reaktionäre Rechte, die poststrukturalistische Linke und die Neoliberalen. Der Begriff begann seine Karriere um das Jahr 1968 herum, und man kann sich im Gewirr seiner politischen unterschiedlichen Bedeutungen leicht verlieren. Dabei sind die Fronten eigentlich klar.

Jule Govrin / Andreas Gehrlach

Natürlich stellt sich die Frage, wie sich Differenzen in der Realität darstellen. Im Poststrukturalismus zweifelt man jedoch an der Realität als objektiven Maßstab und hält diese durch die Sprache erst konstruiert. Als großer Freund des Phantastischen liebe ich nicht nur Pippi Langstrumpf – Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt – als die Symbolfigur des Zeitgeistes. Science Fiction und phantastische Literatur (z.B. das Werk von Walter Moers) haben es mir angetan.

Dagegen meint Dushan Wegner:  »Am Ende gewinnt immer die Realität!« . Wegner hält darin offensichtlich die Realität für eine unbestechliche Befindlichkeit, die man nicht durch die Kraft des Geistes beliebig verändern kann. Trotz meines Faibles für das Phantastische bin ich geneigt, Wegners profane Ansicht zu teilen. Ich habe darum den Text von Jule Govrin und Andreas Gehrlach genauer unter die Lupe genommen: Gibt es die behaupteten klare Fronten … im Poststrukturalismus? Oder ist das alles nur ein Konstrukt ohne Bedeutung?

„Realität vs. poststrukturalistische Linke“ weiterlesen

Engel – Bilder – Vermittlung

Dem naturwissenschaftlich denkenden Menschen erscheint die Vorstellung von unsichtbaren Geistwesen, die hier im Zeitlauf der Welt wirken, abstrus und ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Dennoch glauben einigen Umfragen zufolge mehr Menschen an die Existenz jener Engel als an die Existenz eines Schöpfergottes. Dem Theologen sind die Engelvorstellungen auch eher schwierig. Wofür braucht ein allmächtiger Gott noch zusätzliche Geistwesen als Gehilfen? Aber genau so könnte man fragen: Wozu braucht er Menschen? In wie weit sind Engelsvorstellungen Bilder von einer anderen Realität? Oder sind diese Vorstellungen reine Illusion, ohne wahren Bezug zur Realität?

Wer zur Existenz oder Nichtexistenz jener Engel bereits eine feste Meinung hat, wird wohl kaum weiter darüber nachdenken wollen. Aber letztlich führt dies zurück in die Frage: Was ist überhaupt real? Was hat überhaupt ‚Existenz‘? Gemäß Platons Höhlengleichnis ist das, was wir gemeinhin für die Realität halten, nur wie ein Schatten an der Wand. Durch die Quantenmechanik wissen wir, dass die vermeintlich festen Stoffe nicht nur aus sehr vielen Molekülen und Atomen bestehen, sondern diese wiederum aus unglaublich schnell rotierenden Energiefeldern. Es ist ein Wunder, dass diese Stoffe über Jahrmillionen bestand haben können, wenn sie sich doch innerhalb von Nanosekunden tausendfach verändern. Auch Einstein wusste, dass es keine feste Grenze zwischen Materie und Energie gibt. Gibt es nun eine feste Grenze zwischen dem Bild und der Realität?

„Engel – Bilder – Vermittlung“ weiterlesen

Das Leben, Zeit und Ewigkeit

Die Erklärung, was das Leben eigentlich sei, was vielleicht das falsche Leben sei … all das erscheint zunächst selbstverständlich, aber wird schwierig, wenn man darüber nachdenkt. Die Biologie beschreibt das Leben zumeist als Stoffwechselprozesse. Menschen verstehen Leben meist mehr oder minder als die bewusste Existenz. Man mag über die Fähigkeit zur Entwicklung, das Fühlen oder Entscheiden intuitiv für wichtig halten. Aber stets sind damit Prozesse verbunden, die nur auf dem Hintergrund des Zeitablaufs zu verstehen sind. Unser Denken setzt die Zeit voraus.

Ewigkeit wird gemeinhin als Endlosigkeit verstanden. Es geht immer weiter und hört niemals auf. Es ist bereits ein philosophischer Ansatz, diese Vorstellung der Ewigkeit nicht als Antwort auf den Schrecken des Todes zu suchen. Ja, der Tod bleibt schrecklich, aber er verleiht dem Leben eine gewisse Dimension der Kostbarkeit. Eine Endlosigkeit, selbst des Paradieses, wird dann ebenso beängstigend, denn die Perspektive geht verloren. Man kann in der Ewigkeit der Langweile kein Ende bereiten. Dennoch hat die Ewigkeit – in einem anderen und weniger fassbarem Sinn – eine entscheidende Bedeutung als Ziel des Lebens.

„Das Leben, Zeit und Ewigkeit“ weiterlesen

Ignoranz, Überheblichkeit, Selbstbetrug

Es gibt viele Menschen auf der Welt, die sind klüger und besser gebildet. Wissenschaftler und Intellektuelle, aber auch einfache Menschen können mit erstaunlichen Fähigkeiten und Kenntnissen aufwarten, die den eigenen überlegen sind. Dennoch wird himmelschreiender Unsinn die Menge zum Besten gegeben, auch von vermeintlichen Koryphäen. Einiges davon kann man klar erkennen, bei anderen Dingen liegt der Verdacht nahe. Wie kann das sein? Die intellektuellen Fallstricke scheinen da bei vielen ein akutes Problem zu sein, natürlich nur bei den anderen … wirklich?

Hier will ich über die Frage nachdenken, wie ich es verhindern kann, dass ich derartigen intellektuellen Lastern erliege. Offensichtlich ist niemand, auch nicht der Klügste, davor gefeit, und man kann auch für die eigene Zukunft nicht garantieren. Um so wichtiger ist die theoretische Überlegung, die eigene Reflektion und die Lehren, die man daraus zieht. Brennend wäre ich daran interessiert, was Sie, lieber Leser, dazu herausgefunden haben. Vielleicht Kritik an meinem Denken, eigene Erfahrungen oder praktische Tipps. Und schon sind wir beim Thema …

„Ignoranz, Überheblichkeit, Selbstbetrug“ weiterlesen

Klimamoral

Stellen Sie sich vor, die Menschheit und die Erde steht vor einer großen Katastrophe … und sie können sie retten. Oder – andere Variante: Sie sind schuld! Das klingt irgendwie nach einer abgedrehten Hollywood-Produktion, die Motive aus einer Comix-Story re-iteriert. Im Zeichen der medial verbreiteten Klimakrise scheint dieses Denken aber größere Mengen von Menschen zu betreffen. Massenbewegungen werden herbeigerufen und tatsächlich kommen Massen. Was treibt sie an? Eine kollektive Zukunftsangst? Oder ist es ein moralischer Impetus, der geradezu aus einer Verpflichtung zum Handeln geboren wurde? Anstoß zu den weiteren Überlegungen gab der Artikel Klimamoral von Dr. Joachim Dengler .

Natürlich kann man sich mit den Sachargumenten und den Inhalten beschäftigen, mit Ursachen und Konsequenzen von Handlungen und Maßnahmen zum Klimawandel und Klimaschutz. Das ist hier aber nicht Gegenstand, sondern die Frage, was das Verhalten im Kontext wirklich bestimmt. Menschen handeln vor allem aus wenigen Antrieben. Das eine sind biologisch-psychologische Befindlichkeiten, wie Grundbedürfnisse und gesellschaftlich-sozialisationsbedingte Rollenmuster. Das andere sind bewusste Entscheidungen, die auf einem ethisch-moralischen Modell aufsetzen. Um letzteres geht es hier. Und die Methode ist das Durchspielen in diversen Szenarien.

„Klimamoral“ weiterlesen

Wahrheit und Konsens

Wer einige meiner Aufsätze bereits kennt weiß, das ich die leidenschaftliche Überzeugung vertrete, dass es eine objektive Realität gibt. Die Wahrheit ist die Summe aller zutreffenden Sätze zu dieser. Unbestritten ist, dass die Erkenntnis der Wahrheit jedoch stets subjektiv und fehlerträchtig bleibt. Die These hier, die meist unausgesprochen vertreten wird: Der Konsens zwischen Experten vermittelt die Wahrheit. Denn die Gemeinschaft kann grundsätzlich mehr Wissen akkumulieren, verarbeiten und beurteilen als der Einzelne … im Besonderen, wenn ihm Fachkenntnisse mangeln.

Andererseits bleibt das Vertrauen auf Dritte, die die Rolle von Autoritäten jenseits des Sachargumentes einnehmen, dem Gedanken der Aufklärung fremd. Zu sehr wurde das Argument der Autorität als Herrschaftsinstrument missbraucht. Aktuell wird dies in der Klimadiskussion deutlich. Hier wollen wir prüfen, was nun Gültigkeit hat.

„Wahrheit und Konsens“ weiterlesen