Unser Selbstverständnis ist nicht zuletzt von unserer Position im Staatsgefüge geprägt. Ein freier Bürger hat offensichtlich andere Denkvoraussetzungen wie der Sklave, Revolutionär oder Untertan. Doch weder der Staat, noch der Mensch ist in sich absolut, sondern versteht sich in sich gegenseitig beeinflussenden Kräften. Die Weltanschauung ist hier das starke Bindeglied, aber ebenso dynamisch dem Spiel der Kräfte unterworfen. Weltanschauung ist das Verständnis der Welt, das sich bekanntlich nicht auf letzte Gewissheiten stützen kann. Überzeugung ist nichts weniger hier als Glaube, der sich sowohl in klassischen Religionen, als auch in anderen Ideologien finden, die allzu oft den Charakter von Ersatzreligionen tragen, auch wenn sie sich säkular gerieren.
In der westlichen Welt hatte das Christentum einen markenten und prägenden Einfluss, ohne den das modernen Denken nicht zu verstehen ist. Im Besonderen geht der Laizismus – Trennung von Religion und Staat -letztlich auf die Lehre Jesus zurück, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Um diese Feinheiten im geschichtlichen Kontext zu erkennen bedarf es eingehender Betrachtungen, die den Rahmen eines überschaubaren Essays sprengen. Ich habe mich darum entschlossen, eine Aufsatzreihe zu beginnen, die hier unterschiedliche Aspekte beleuchtet.
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