Philosophieren und Nachdenken schlechthin kann nicht nur eine sehr einsame Sache sein, sondern birgt auch die Gefahr, dass man sich in bestimmte Ansichten verrennt und ohne Korrektiv eben das Ziel aus den Augen verliert. Ein innerer Dialog mag ein Stück weit helfen, aber erst der Diskurs mit anderen vermag hier weiterführende Gedanken einspeisen.
Ebenso ist es auch Sache eines gesellschaftlichen Diskurses über Politik und Gestaltung, welche Themen wie das Leben bestimmen können. Nicht zuletzt ist es im wissenschaftlichen Bereich gerade dann erforderlich, wenn ein einfaches Lehrgespräch nicht mehr hinreichend sichere Erkenntnis bringen kann. Gründe gibt es also genug, einen Diskurs zu suchen.
Allerdings kommen an vielen Orten Zweifel auf, ob es angesichts negativer Tendenzen überhaupt sinnvoll ist, den Diskurs als öffentliche Plattform zu suchen.
So kann oft beobachtet werden, dass einige Kreise nur ähnlich denkende Teilnehmer akzeptieren und Andersdenkende abweisen. Oder es bilden sich Grabenkämpfe mit ermüdenden Wiederholungen aus.
So zum Beispiel im Blogbeitrag von Hans von Storch
‚Andererseits habe ich den Eindruck, dass das Einteilen in Freunde und Feinde, und dazu braucht man ja „Feindbilder“, in den letzten Monaten im Zuge der allgegenwärtigen Polarisierung wieder sehr in Mode gekommen ist.
Allerdings ist der Kreis, der sich an den Disputen auf der Klimazwiebel beteiligt, sehr klein geworden. ‚
Dieser Trend, der auch in vielen anderen Diskussionsplattformen zu beobachten ist, erscheint mir in der Tat bedenklich zu sein und ein Abgesang auf die Aufklärung. Im Besonderen, wenn ein Blog, dessen ausdrücklicher Ansatz ja genau der ist, eben nicht als Sprachrohr für eine bestimmte Position sein zu wollen.
Es war stets so, dass unterschiedliche Interessen in einem Diskurs zu einer Gemengelage führen: Reines Erkenntnisinteresse und Meinungsaustausch, ideologische Bestätigung und Missionierung, politisches Machtinteresse und wirtschaftliche Bereicherung. Das ist ja durchaus menschlich und kein Grund, eben dieses vor allem dem Gegner vorzuwerfen. Wenn aber der Disput – von einem Diskurs kann man tatsächlich kaum noch sprechen – nahezu ausschließlich auf Polemik und gegenseitige Vorwürfe beschränkt wird, wird er bedeutungslos und langweilig. Er kann dann keinem Interesse mehr dienen
Diese Beobachtung soll darum eher die Frage aufwerfen, wie man zu einer befruchtenden und kontroversen Diskussion kommen kann.
Ein Punkt dazu: Es ist für die Diskussion gesünder, dem Verlangen zu widerstehen, den Provokateuren zu antworten und damit ebenso in eine Polemik zu verfallen. Sondern vor allem die positiveren und nachdenklichen Töne sind aufzugreifen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn man eine Diskussionskultur wiederbeleben könnte, die nicht immer angenehm ist, aber jedem Teilnehmer helfen kann auf seinem Weg der Erkenntnis voran zu kommen. Das erfordert auch die Bereitschaft, eigene Fehler für möglich zu halten und ein gerüttelt Maß an Demut, sich selbst eben nicht für das Maß aller Dinge anzusehen. Das sollte aber niemanden hindern, sich selbst in den Prozess einzubringen.