Politik und Philosophie haben viele Berührungspunkte, denn sie stellen ein gemeinsames Feld von Ethik und Selbstverständnis dar. Christlicher Glaube ist ein Bekenntnis, dass sich auf eine bestimmte Grundlage festgelegt hat. Im Besonderen ist es ein Bekenntnis zum Doppelgebot der Liebe, dass nicht nur den Nächsten (Schwester und Bruder) sondern auch den hilfsbedürftigen Fremden und den Feind einschließt. Damit eine durchaus relevante Problemstellung einer philosophisch-ethischen Grundausrichtung.
In der bundesdeutschen Parteienlandschaft ist vor allem die AfD umstritten. Die Kirchenleitungen engagieren sich sehr explizit in einer Gegenposition und warnen dafür. Aber tun sie das mit Recht? Ist es für den Christen ein Problem des Bekenntnisses, sich in Wahlentscheidungen hinter die AfD zu stellen oder gar aktives Mitglied zu sein?
Weiter gedacht stellt sich die Frage, wie denn nun diese beiden Pole Christentum und AfD zum Zeitgeist und den Megatrends verhalten. Denn es ist nicht nur die Frage, dass es ein fest umrissenes Christentum vs. DIE AfD gibt, sondern auch die Formung einer aktuellen Denkrichtung, de zwar ebensowenig sich punktuell fixieren ließe, dennoch wirkmächtig auch die Deutung des Christentums beeinflusst, bzw. die ihrerseits das Christentum ins Abseits stellt. Davon wird am Schluss die Rede sein.
Das Problem ist in mehreren Dimensionen zu betrachten. Tatsächlich gibt es einen Arbeitskreis Christen in der AfD, die zunächst zu Wort kommen sollen:
In einer freiheitlichen und säkularen Demokratie verhält sich der Staat gegenüber den religiösen Ansichten seiner Bürger weitgehend neutral. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die religiösen Ansichten und das religiöse Leben seiner Bürger letztlich bedeutungslos sind. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.
Diese Klärung scheint mir wesentlich zu sein. Denn Demokratie setzt sich ja aus der Meinung der Vielzahl der Staatsvolkszugehörgen zusammen. Ethische Grundsätze, die von einem Teil des Wahlvolks für wichtig gehalten werden, haben darum politische Relevanz. Und das schlägt sich zuerst im Menschenbild nieder:
Wir glauben, dass Gott die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen und auch mit der Freiheit des Willens und mit Verstand begabt hat. Der Mensch ist also frei, sich für oder gegen Gott, für oder gegen das Gute zu entscheiden. Er besitzt eine unveräußerliche Würde, die durch seine Mitmenschen nicht angetastet werden darf und unabhängig von Geschlecht, Religion, Rasse oder persönlichem Lebensentwurf ist. Die “Gleichwertigkeit” des Menschen vor Gott bedeutet aber auch eine grundsätzliche Gleichheit der Rechte und Pflichten gegenüber der Staatsmacht, die ja Gottes Autorität vertritt, und auch im zwischenmenschlichen Verhältnis gelten unumstößliche Regeln, die der Willkür Grenzen setzen.
Damit wird die enge Verflechtung des christlichen Glaubens und dem Grundgesetz deutlich, ohne dass das GG ein christliches Bekenntnis von den Bürgern fordert. Lediglich ein unverzichtbarer Grundkonsens, der das Funktionieren des Staates erfordert, wird im GG benannt. Aber darin wird gerade grundlegend das Verhältnis vom Einzelnen zu Politik und Staat umrissen.
In diesem Sinn wird auch von der Grundeinstellung zum Leben im Allgemeinen, der Familie und der Kultur gesprochen. Die Grundsatzerklärung schweigt aber zum Kernthema des Konfliktes, dass Seitens der Kirchen zu einer scharfen Ablehnung der AfD führte:
Migration, Asyl, Flüchtlinge und Grenzschutz
Dieser Themenkomplex führte zur kirchlichen Einschätzung, dass die AfD das Gebot der Nächstenliebe und dem daraus abgeleiteten Gleichheitsgebot verletze. Darum wird ein Ausschluss der AfD aus kirchlichen Aktionen, bzw. die Teilnahme an Gegenaktionen gerechtfertigt. Die Behauptung steht implizit oder explizit im Raum, die Politik der AfD verweigere den Menschen in Not die Hilfe und befördere statt dessen rassistische Ansätze. Ist dies gerechtfertigt?
Auf der Seite der Christen in der AfD gibt es hierzu wenig Grundsätzliches. Lediglich wird scharf kritisiert, dass zum Christentum Konvertierte oftmals nicht anerkannt werden, obwohl es hierfür gerade die Asylregelung gibt:
Mit zynischen Begründungen werden glaubhafte Zeugnisse über zum Christentum übergetretene Menschen, denen nun im Heimatland sichere Verfolgung droht, seitens des BAMF negativ behandelt. Die Unterstellung, die Konversionen seien nur aus Gründen der Opportunität erfolgt, greift das Recht auf Religionsfreiheit an!
Dies ist aber relativ wenig, da die Fragen nach Migration in der AfD prominent sind und die Gegenposition dies gerade mit Humanität und Nächstenliebe begründen. Hier wäre zu erwarten gewesen, dass sich gerade die Christen in der AfD mit einem klärenden Wort melden. Immerhin verweisen diese auf einen hohen Migrantenanteil ihrer Bundestagsfraktion:
Den mit Abstand niedrigsten Wert gibt es den Angaben zufolge in der Unionsfraktion mit nur 2,9 Prozent. Die besonders migrationskritische AfD liegt mit 7,5 Prozent im Mittelfeld. Für die SPD wird ein Anteil von 9,8 Prozent angegeben, für die FDP von 6,3 Prozent.
Zur Prüfung der Fragen hinsichtlich der AfD insgesamt bedarf es dreier Grundlagen:
- Grundsatzprogramm: Dieses ist zu prüfen, ob hier entsprechende Vorwürfe belegt werden können.
- Äußerungen von maßgebliche AfD-Politikern. Geben diese Anlaß zum Beleg der o.g. Einschätzung?
- Was sind die Argumente der Kritiker? Sind diese Stichhaltig?
Eine Sichtung des 190-seitigen Grundsatzprogramms der Alternative für Deutschland ergab folgendes. In der Präambel wird die konservative Grundausrichtung der Partei erkennbar (Seite 11):
Wir setzen uns mit ganzer Kraft dafür ein, unser Land im Geist von Freiheit und Demokratie grundlegend zu erneuern und eben diesen Prinzipien wieder Geltung zu verschaffen. Wir sind offen gegenüber der Welt, wollen aber Deutsche sein und bleiben. Wir wollen die Würde des Menschen, die Familie mit Kindern, unsere abendländische christliche Kultur, unsere Sprache und Tradition in einem friedlichen, demokratischen und souveränen Nationalstaat des deutschen Volkes dauerhaft erhalten.
Wesentlich ist auch das Staatsverständnis (Seite 17):
Nur ein schlanker Staat kann daher ein guter Staat sein. Erforderlich ist ein vom Staat garantierter Ordnungsrahmen, in dem sich die Bürger frei entfalten können. Die ständige, vielfach ideologiegetriebene Expansion der
Staatsaufgaben stößt an finanzielle und faktische Grenzen
… und weiter (Seite 18f)
Rechtsstaatsprinzip und Vertragstreue sowie demokratische Legitimation haben für uns Vorrang vor kurzfristigem Aktionismus und wahlwirksamer Effekthascherei. … Richtschnur unseres Handelns ist die Grundüberzeugung, dass die Bürger das politische Geschehen so weit wie möglich selbst bestimmen können sollen.
Soweit ist kein Konflikt zum christlichen Glauben erkennbar. Der umstrittene Bereich wird im Kapitel 9 | Einwanderung, Integration und Asyl – Seite 114 bis 129 – beschrieben und nimmt darin einen eher begrenzten Bereich ein. Diese Aussagen werden genauer geprüft. Ausdrücklich verwahrt sich die AfD gegen Pauschalverdächtigungen (Seite 114):
Das alles führt zu ungerechten Pauschalverdächtigungen gegenüber der Mehrzahl der rechtstreuen, integrierten ausländischen Mitbürger als auch der rechtstreuen Asylbewerber.
Zugleich aber wird bemängelt, dass es kein geregeltes Einwanderungsrecht gibt (Seite 115):
Der deutsche „Sonderweg“ hingegen führt bisher fast ausschließlich zu einer Einwanderung in die Sozialsysteme und den Niedriglohnsektor, anstatt in den qualifizierten Arbeitsmarkt.
Dies ist kein Wiederspruch, sondern ein Differenzierung der Migrationsgründe. Wenn Migration unter dem Interessenausgleich des Staates und der Migrationswilligen bestehen soll, bedarf es klarer Regeln und Rechtssicherheit: Es ist bei wirtschaftlichen Gründen, einschließlich der Wunsch nach einem besseren Leben, dem Migrationswunsch nicht aus einer christlichen Verpflichtung heraus stattzugeben. Dies hat sich vorher zu keinem Zeitpunkt der Geschichte ereignet. Im Besonderen, wenn das Niveau des Sozialstaates so hoch ist, dass die inländischen Sozialleistungen die eines mittleren Einkommen im Herkunftsland übersteigen und dadurch bereits einen Migrationsdruck generieren. Weiter gedacht hieße es, grundsätzlich alle Menschen weltweit zu alimentieren, was aber sowohl absurd ist, als auch nicht gewollt ist. Allerdings ist die Versorgung von inländischen Migranten mehrfach aufwändiger als die Nothilfe im Herkunftsland oder Herkunftsregion.
Das Programm präzisiert das Problem ab Seite 116:
9.1 Keine irreguläre Einwanderung über das Asylrecht
Hier geht es um Klärung und nicht um Pauschalierung
Die unzutreffende Bezeichnung „Flüchtling“ für fast alle
Menschen, die irregulär nach Deutschland einreisen, um
hier dauerhaft zu bleiben, ist Ausdruck dieser verfehlten
Politik. Es ist demgegenüber notwendig, zwischen politisch
Verfolgten und (Kriegs-) Flüchtlingen, die unmittelbar
vor ihrer Einreise echten, kriegsbedingten Gefahren
ausgesetzt waren, einerseits und irregulären Migranten
andererseits zu unterscheiden. Echte Flüchtlinge will auch
die AfD schützen, solange die Fluchtursache im Heimatland
andauert. Irreguläre Migranten aber, die, anders
als Flüchtlinge, nicht verfolgt werden, können keinen
Flüchtlingsschutz beanspruchen.
Das Grundsatzprogramm wird sehr scharf gegen den Mißbrauch von Schutzregeln, die zu mehr Elend und Not führen: Seite 117:
Die überkommene Politik der großzügigen Asylgewährung im Wissen um massenhaften Missbrauch führt nicht nur zu einer rasanten, unaufhaltsamen Besiedelung Europas, insbesondere Deutschlands, durch Menschen aus anderen Kulturen und Weltteilen. Sie ist auch für den Tod vieler Menschen auf dem Mittelmeer verantwortlich. Die AfD will diese zynisch hingenommene Folge eines irregeleiteten Humanitarismus vermeiden und die daraus entstehende Gefahr sozialer und religiöser Unruhen sowie eines schleichenden Erlöschens der europäischen Kulturen abwenden.
Die Verantwortung für eine sachgerechte Politik geht über das Gefühl irgendwie helfen zu wollen, hinaus. Darum schlägt die AfD vor, das Asyl-Verfahren grundsätzlich anders zu regeln, damit auch Hilfe für die Menschen, die ein berechtigten Anspruch haben, auch ankommt, aber nicht bei jenen, bei denen diese Voraussetzungen nicht vorliegen.
Das Asylrecht darf nicht länger als ein Vehikel der Masseneinwanderung missbraucht werden.
Wer es ernst meint mit der Hilfe von Menschen in Not angesichts begrenzter Hilfsmöglichkeiten sollte darum sehr ernst nehmen – Seite 119:
Auch die Lebensbedingungen in heimatnahen Flüchtlingslagern in Folge von Kriegen müssen auf einem Niveau gehalten werden, das eine Weiterwanderung überflüssig macht. Mit einem Bruchteil der Finanzmittel, die wir für die Bewältigung der irregulären Migration im Inland aufwenden müssen, können wir ungleich mehr Menschen vor Ort helfen, und den Auswanderungsdruck dort vermindern.
Ich erkenne hierin kein Problem mit den Anforderungen des neuen Testaments.
Äußerungen führender Politiker der AfD
Beatrix von Storch veröffentlichte ihre Rede ZUM BUNDESTREFFEN DER „CHRISTEN IN DER AFD“ (CHRAFD) AM 14. APRIL 2018
Massenmigration, Islamisierung und Geburtenrückgang sind ein Symptom der geistigen Krise, die Adenauer ausgemacht hat. Der „Materialismus“ der westlichen Gesellschaften mündet in kultureller Selbstaufgabe und Unfreiheit.
Dies sagt allerdings noch nichts zu der Grundlage, sondern kritisiert den Masseneffekt.
Anschuldigungen von Kritikern
Vor allem bei Kritikern wird man fündig, wenn der Vorwurf der Menschenverachtung erhoben wird. Gehen wir einigen dieser Vorwürfe nach. Zunächst der Artikel: Der Grundstein für die Menschenverachtung der AfD wurde schon 2002 gelegt Von Christoph Giesa Feb. 5 2016
Dass Parteichefin Frauke Petry und die Europaabgeordnete von Storch gar auf Flüchtlinge schießen lassen wollten und zunächst behaupteten, sie hätten das so nie gesagt (was von der entsprechenden Zeitung inzwischen als Lüge enttarnt wurde) …
Hierin geht es um den Vorwurf, dass die Aussage, der Waffeneinsatz zur Grenzsicherung sei das letzte Mittel (Ultima Ratio) eine generelle Rechtfertigung sei. Tatsächlich unterstützt die Bundesregierung die Türkei mit Steuergeldern, um die europäischen Grenzen zu schützen. Dabe werden auch selbstschuss-Anlagen verwendet. Hieran nehmen die Kritiker weit weniger Anstoß, auch wenn es hier zum Waffeneinsatz nach beliebne kommt und nicht erst als letztes Mittel. Giese nimmt sich nun Alexander Gauland vor, der mittlerweile ein Bundessprecher is:
Wohin die Reise gehen soll, hat Alexander Gauland, Chef der brandenburgischen AfD, schon 2002 in seinem Buch Anleitung zum Konservativsein beschrieben. Allerdings wimmelt das Buch nur so von wirklich absurden Argumentationsketten, …
Dieses Urteil bedarf der Begründung:
In Deutschland habe sich (im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern) „eine nationale, sprachliche und kulturelle Identität herausgebildet, die der Aufnahme von Fremdem wie Fremden abwehrend gegenübersteht.“ Im Umkehrschluss heißt das nichts anderes, als dass für Alexander Gauland die Deutschen fremdenfeindlicher, gar primitiver veranlagt sind als die anderen.
Gibt der Text diese Deutung her? Sagt der Ausgangstext irgend etwas über andere Länder, was Giesa hier offensichtlich interpretiert? Ist die Abwehr von Fremden grundsätzlich negativ? Oder ist es heir nur eine wertneutrale Feststellung von Befindlichkeiten. Man kann aber Zweifel hegen, ob dies auch zutrifft. Ein wertendes Urteil sehe ich in dem Zitat nicht begründet. Weiter Giesa:
So schreibt er: „Für die Zu-kurz-Gekommenen sind dann oft die Fremden schuld“. Was im Umkehrschluss heißt: Wer aus seinem Leben etwas gemacht hat, ist nicht fremdenfeindlich.
Auch hier fällt auf, dass aus dem Zitatfetzen, der offensichtlich das Problem beschreiben will und nicht wertend an Einstellungen heran geh, mit einer absurden Deutung erst skandalisieren. Hier muss man sich fragen ob Herr Giesa eine hinreichende Schulbildung in Textverständnis und Logik genossen hat. Die Logikfehler kombinieren heir Tertium non datur und das Stohmann-Argument. Eine letztes noch, um Giesa fragwürdige Argumentation zu zeigen:
Allerdings zitiert er mit einem deutlichen Anklang von Bewunderung den rechtskonservativen Autor Botho Strauß, der formuliert: „Dass jemand in Tadschikistan es als politischen Auftrag begreift, seine Sprache zu erhalten, wie wir unsere Gewässer, das verstehen wir nicht mehr. Dass ein Volk sein Sittengesetz gegen andere behaupten will und dafür bereit ist, Blutopfer zu bringen, das verstehen wir nicht mehr und halten es in unserer liberal-libertären Selbstbezogenheit für falsch und verwerflich.“ Und er schiebt nach, dass man aus diesem Grund den Islam als Kraft in „ihrem Eigenwert respektieren“ und ihr „ein Recht auf autonome Gestaltung ihres Andersseins“ zugestehen müsse.
Der Text sagt nicht, dass jene Menschen, denen wir ein gewisses Verständnis entgegen bringen sollen und ein Recht auf Selbstbestimmung, dass sie damit auch einen Platz in unserer Gesellschaft finden können. Implizit wird eher das Gegenteil angedeutet. Giesa’s Textverständnis geht aber auch hier völlig fehl. Was will er damit sagen? Will er die Ansichten jener Tadschiken nicht verstehen? … dass wir uns nicht um seine Ansichten scheren wollen, sie nicht respektieren?
Lassen wir es bei diesem Autor und sehen uns ein weiteres Beispiel an: Der nächste Text ist auf dem Portal Telepolis erscheinen unter dem Titel Eine ganz normale (Nazi-) Partei? Tomasz Konicz ist am 15. Mai 2018 nicht gerade zimperlich mit den Vorwürfen. Doch wie sind sie begründet?
Laut Medienrecherchen sind mindestens 27 Mitarbeiter der AfD dem rechtsextremistischen Spektrum zuzurechnen.
Dies kann man wohl nicht als ein Argument akzeptieren. Weil Dritte der Ansicht sind, dass einer oder mehrere Mitarbeiter eine Einschätzung als ‚rechtsextreme‘ hätten wirkt wenig überzeugend, da der Artikel allzu schnell bereit ist, derartige Zuschreibungen bereits schnell und pauschal zu vergeben. Es bedarf des Arguments, um hier eine nachvollziehbare Aussage zu machen. In Elaboraten werden konspirative Verbindunge zu Dritten behauptet, die bereits den Vorwurf und Ausgrenzung rechtfertigen sollen.
Grauf, der Mitglied der Burschenschaft Germania Marburg war, ist verbunden mit Philip Stein, der im parteiinternen Netzwerk um den Strippenzieher Götz Kubitschek aktiv ist. Er leitet die Bewegung „Ein Prozent für unser Land“, die sich selbst als „Deutschlands größtes patriotisches Bürgernetzwerk“ versteht.
Wohl gemerkt: Es gibt noch immer kein Hinweis oder Beispiel auf eine konkrete Äußerung, der ein Hexenjagd rechtfertigt. Dann aber behauptet der Autor:
In seiner Internetkorrespondenz bringt Grauf seine Verehrung für Adolf Hitler und Mussolini zum Ausdruck, er äußert sich zustimmend zum Massenmörder Breivik und zum Rechtsterrorismus.
Die Chatprotokolle sind gespickt mit ausländerfeindlichen, antiislamischen und antisemitischen Äußerungen. Afrikaner werden als Neger beschimpft, Araber als Sandneger, Muslime sollen generell zum „untermenschlichen Verhalten“ neigen, was an ihrer „Rasse“ liege.
Sollte diese Behauptungen zutreffend die Äußerungen von Grauf wiedergeben, ist die Frage berechtigt: Sind sind diese privaten Chatprotokolle authentisch? Wie kommen diese in die Situation, dass sie vom politischen Gegner analysiert werden können? Wurden dies legal gewonnen oder illegal entwendet, oder gar von den Anklägern beliebig fabriziert? Gibt es auch offizielle Äußerungen von der angeklagten Person, die die Vorwürfe erhärten? Warum werden diese Belege dann nicht vorgelegt?
Und weiter zu seinen Verbindungen: Welche Verbindungen hat Grauf zur AfD? War das bei der Partei bekannt? Besteht das Arbeitsverhältnis noch? Eine Google Recherche bracht hierzu sehr viel Seiten von Antifa und anderen kritischen Medien, aber eine Stellungnahme seitens der AfD zur Person war bislang nicht zu finden. Was wäre, wenn die Vorwürfe begründet sind, die AfD sich aber nicht auf einen schwach belegten Vorwurf einlassen wollte und darin zuerst den Versuch eines Rufmordes erkennt?
Zumindest der Artikel „Kontext“ unterliegt im Streit um Chatprotokolle lässt Zweifel aufkommen:
Sollte der Autor dieser Aussagen im Chat tatsächlich der AfD-Mitarbeiter sein, hätte er üble rechtsextreme Äußerungen verbreitet. Doch der Mann bestreitet die Vorwürfe entschieden. Er behauptet, dass die Chat-Protokolle manipuliert seien. Vor dem Landgericht Mannheim wehrte er sich gegen die Veröffentlichung und dagegen, dass er namentlich genannt wird. Vor Gericht gab er eine eidessstattliche Versicherung ab, dass er nicht der Autor dieser Aussagen sei und forderte eine einstweilige Verfügung gegen „Kontext“. Zentrale Frage des Verfahrens ist also: Lässt sich nachweisen, dass dieser AfD-Mitarbeiter wirklich Urheber der Äußerungen ist?
Es bleibt sicher die Frage, ob jener Herr Grauf ein Opfer von böswilligen Manipulationen war, die ihm alles erdenkliche andichteten, oder ob er tatsächlich Fragwürdiges, Rassistisches, gar Strafbares äußerte. Die Vorwürfe sind massiv, aber das Gericht sah diese offensichtlich nicht als hinreichend begründet an. Darum müssen auch wir zunächst von einer Unschuldsvermutung ausgehen.
Der Angriff auf die möglicherweise Rechtsextremen oder Opfer von Zuschreibungen von Leuten in zweiter oder dritter Reihe lässt Zweifel aufkommen: Sind die Ankläger zu Recht empört, oder zeigt sich hier eine perfide Masche, die mit Dreck schmeißt in der Hoffnung, etwas möge hängen blieben. Definitiv handelte es sich hierbei aber nicht um ein führendes AfD-Mitglied und keine autorisierten Veröffentlichungen.
Jeder möge sich selbst überlegen, wie er mit dem Befund, von Grundsatzprogramm, sonstigen Veröffentlichungen und Anschuldigungen zu einem Urteil kommt. Ich würdeselbst irritiert sein, wenn echte Rectextreme eine Mitarbeit in einer Partei finden, der ich zu Vertrauen geneigt bin. Andererseits will ich mich aber auch nicht auf manipulierte Anschuldigungen einlassen, wit der politische Gegner legitime Kritik diskreditieren. Ein Mittelweg scheint es hier nicht zu geben.
… und der Zeitgeist?
Die Megatrends dieser Zeit diskreditieren den christlichen Glauben als etwas Überholtes und nicht mehr Glaubwürdiges. Die zahlenmäßig wenigen Christen, denen der Glaube schlicht das wichtigste ist und bleibt, sind gesellschaftlich marginalisiert. Das christliche Abendland ist vielmehr ein Produkt seiner Geschichte und tradierte Werte. Zwar sind dies christlich geprägt, aber weitgehend von den Inhalten abgelöst. Kurz charakterisiert sehe ich den Zeitgeist in einem Trend zur Gleichheit als Form der Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Ablehnung der eigenen Interessenvertretung, unkritische Autoritätsanerkennung, was man unter Wissenschaft versteht und ganz allgemein der Akzeptanz von Menschen mit Deutungshoheit, die nicht den christlichen Glauben repräsentieren. In der aktuellen Postmoderne gilt das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und individuellen Glauben sehr viel, aber meist selektiv auf einige Richtungen fixiert. Nachhaltigkeit ist ein großes Schlagwort, dass aber auch nur selektiv gedacht wird. So gilt die Naturerhaltung als ein sehr wichtiger Wert, einschließlich einer Klimarettung, aber die Nachhaltigkeit bezüglich der öffentlichen Ordnung, der Wirtschaft als gesellschaftliche Grundlage oder der Bevölkerungsentwicklung ist völlig außerhalb des Fokus. Diskriminierung und Rassismus gilt, mehr noch als Kindesmissbrauch, als übles Verbrechen. Werte wie Familie, Elternschaft, Ordnung und Patriotismus, die einst hoch im Kurs standen, haben weitgehend die zentrale Bedeutung verloren. Wichtig ist vielmehr eine Haltung, die zu den gerade aktuellen Werten steht, ohne über die Folgen des Handelns nachzudenken oder gar Rechenschaft darüber abzulehnen. Gesinnungsethik liegt im Trend, Verantwortungsethik steht unter Verdacht, die Gesinnung auszuhebeln. Gemeinsam wird dies oft als Gutmenschlichkeit bezeichnet.
Das Christentum fragt dagegen nicht, was in die Zeit passt, sondern was richtig und ewig ist. Es akzeptiert nicht die Deutungshoheit von weltlichen Autoritäten – egal ob mit oder ohne kirchlichen Segen. Wissenschaft wird zwar ernst genommen, aber nicht kritiklos alles akzeptiert, was eben von vermeintlichen Wissenschaftlern behauptet wird. Pulus mahnt in Römer 12,2:
Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.
Der Zeitgeist, auch wenn er zuweilen von bestimmten christlichen Werten gespeist wurde, hat sich abe von der christlichen Lehre abgewandt und weist dieser lediglich eine Nische zu, die allzu oft jenen vermeintlich Ewiggestrigen nur eine Randstellung ermöglicht, die natürlich auch jeden Spott ertragen muss.
Auch die AfD fragt weniger nach den aktuellen Megatrends, sondern sucht die Interessen der Menschen zu adressieren, die über den aktuellen Trend hinaus nachhaltig eine positive nationale Entwicklung ermöglicht. National ist hier aber alles andere als nationalistisch zu verstehen, sondern sucht auch die gute Nachbarschaft und Kooperation zu anderen Nationen, sieht aber die Lösung der Probleme zuerst im eigenen Kompetenzbereich. Die Kreise der Lösung ist darum eher konzentrisch zu verstehen, die die Nation als gestaltbar erkennt, supranationale Einrichtungen aber als zu distanziert außerhalb einer demokratischen Gestaltung und als zu eigendynamisch einschätzt. Damit steht die AfD auch erkennbar im Konflikt mit dem Zeitgeist.
Aus der Distanz zum Zeitgeist folgt aber keineswegs eine unkritische Allianz zwischen Christentum und AfD. Im Besonderen, da bekennende Christen auch in der AfD nur eine Minderheit darstellt. Allerdings eine deutlich erkennbare Minderheit! Wenn aber das Urteil oder Meinungsbildung seitens der Christen zur AfD vielleicht unbewusst stärker vom Zeitgeist geprägt sein sollte, der auch an Christen nicht spurlos vorüber geht, dann nimmt es Wunder, wie eine Geisteshaltung auch bei jenen bestimmend werden kann, wenn diese eigentlich gar nicht prägend sein dürfte.
Schließlich bleibt eine strategische Frage: Aus der Sicht eines Christen, dem das christliche Zeugnis und die Botschaft von der Beziehung zu Jesus das wichtigste ist, ist es eine Frage, welche politische Einstellung jenem Ziel dient. Ist die Mahnung, sich nicht der Welt gleich zu stellen, nicht auch ein Appell zur Abkehr von der Politik? Denn jede politische Einstellung, ob nun Pro oder Contra, wird jene abstoßen, die sich politisch eben anders verorten. Daraus eine allgemeine Zurückhaltung der Christen zu politischen Fragen und Positionierung kann ebenso vertreten werden wie die Ansicht, dass das Wahre nicht und durchdachte Überzeugungen nicht öffentlich verborgen gehalten werden. Im Einzelfall kann das zu sehr schwierigen Entscheidungen führe, aber eine Pauschalantwort ist hier wohl kaum möglich.
Ein ausgezeichneter Artikel. Sehr gut, wie hier die Sucht von AfD-Gegnern aufgedeckt wird, mit falschen Formulierungen, unbewiesenen Zuschreibungen rassistischer Texte usw zu punkten. Aber das geht alles in die Hose, jedenfalls für unvoreingenommene Zeitgenossen. Es schließt aber leider nicht aus, daß diese kruden Zuschreibungen dennoch Eindruck machen auf eine große Menge von Menschen.
Ich möchte den ( für mich ) Prototyp medialer Verdrehung einer AfD-Aussage erwähnen, mit dem immer wieder versucht wird, sowohl den Urheber des Wortes, als auch die gesamte Partei ( AfD ) des Antisemitismus zu überführen. Björn Höcke sprach vor einiger Zeit über das Holocaustdenkmal in Berlin, und er nannte es ein „Denkmal der Schande“. Das ist es für mich auch, und dem Wortlaut nach meiner Auffassung eindeutig in seiner Aussage: die übergroße Schande Deutschlands, Millionen unschuldiger Juden verfolgt, verhaftet, zu Tode geschunden und vergast zu haben, wird hier in Form eines Denkmals und Mahnmals in Erinnerung gebracht ( und gehalten ). Das Holocaust-Mahnmal ist ein Denkmal deutscher Schande, ein „Denkmal der Schande“. Wie ich nun garnicht ausführen muß, weil jeder wache Zeitgenosse es mitbekommen hat, wurde nun von allen Meinungsmachern „Denkmal der Schande“ unisono uminterpretiert, als ob Höcke hätte sagen wollen, es wäre eine Schande, so ein Denkmal zu haben. Ich meine, hier läßt „1984“ grüßen, bzw es ist ein relativ deutlicher Anklang an den Sprachfaschismus, wie er in den totalitären Systemen des 20.ten Jahrhunderts üblich war.
NACHTRAG: natürlich hat Björn Höcke inhaltlich etwas kritisiert an dem Denkmal, nämlich dessen Platzierung „im Herz der Hauptstadt“. So etwas würde kein anderes ( ich interpretiere: normal tickendes Volk ) tun, wie groß auch immer das Verbrechen war.
Man kann dieser Auffassung zustimmen oder sie ablehnen, aber eines kann man nicht: daraus einen Antisemitismus ableiten. Und gräßlich ist und bleibt die (wohl bewußte ) Verdrehung seiner wahren Worte „Denkmal der Schande“. Noch gräßlicher, wie das ganze mainstreamartig immer nur in dieser verdrehten Weise angeprangert wurde, und daß es praktisch keine (?) öffentlichen Stimmen gab (außerhalb der AfD), welche diese Verdrehung des Wortes kritisiert hätten in einem großen Medium. Alles Feiglinge ?
Ich habe ambivalente Gefühle für Björn Höcke. Ich halte ihn weder für einen Rassisten noch Nazi, aber manche seiner Äußerungen sind grenzwertig, missverständlich oder kritikwürdig. Dass er nicht mehr Klarheit beim ‚Denkmal der Schande‘ lieferte ist ihm sehr wohl vorzuwerfen. Ich halte zwar deine Deutung auch für richtig, aber Höcke hätte es vermeiden müssen, hier überhaupt Unklarheiten aufkommen zu lassen. Sein Anliegen, zu einem differenzierten Geschichtsbewusstsein und positive Selbstidentifikation – auch im Bewusstsein historischer Verbrechen – würde ich auch teilen, denn es läuft in der Geschichtsvermittlung tatsächlich vieles falsch. Wenn er in der Dresdner Rede von einer 180-Grad Wende im Geschichtsunterricht spricht, kann man das nur wohlwollend als Überzeichnung seines legitimen Anliegens erkennen. Denn die 180-Grad-Wende wäre das Gegenteil, also ein Geschichtsrevisionismus, den ich für ebenso falsch halte. Um im Bild zu bleiben wäre ich für eine 90-Grad Wende: Der Schrecken des Nationalsozialismus muss im kollektiven Gedächtnis bleiben und vermittelt werden, aber nicht als manische Fixierung und exklusives Geschichtsverständnis. Er ist darum weit mehr als ein Fliegenschiss (Gauland). Was aber machen wir damit also? Um hier eine Bandbreite möglicher Bewertungen zu ermöglichen, die hier von einem fahrlässigen Unfall der Geschichte, von einer schicksalhaften und vererbbaren Schuld oder von nur einer Spielart des menschenverachtenden Totalitarismus ausgeht, ist eine Enttabuisierung zu fordern, die jenseits von engen Vorgaben wahrlich aus der Geschichte lernen will. Denn das Deutungsraster, der Nazi-Ideologie und allem beliebig dieser zuordenbarer anderen Vorstellungen einen exklusiven Fixpunkt des Bösen zuzuweisen, scheint angesichts der anderen Terrorregime von Lenin, Stalin, Mao, Pol-Pot u.v.m. verfehlt und darum ungeeignet, richtige Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen. Millionen von Toten schaffen alle möglichen Ideologien und es bedarf des Verständnisses einer guten und liberalen Zielvorstellung, um gegen diese entschieden anzukämpfen. Ich halte es darum für gefährlich, in der verkürzten Analyse sich auf einen ausschließlichen Antifaschismus kritiklos zu ketten, und damit anderen Totalitarismen erneut zu öffnen.
Die schöne Eigenart, inhaltliche Kritik oder Nachfragen an den GEÄUSSERTEN INHALTEN oder noch besser, den zitierten Formulierungen festzumachen ( so geschehen im letzten Beitrag ) begeistert mich. Ich möchte das auch für mich in Anspruch nehmen. Beim Thema Höcke habe ich allerdings von etlichen Seiten eine ganz andere Reaktion erfahren. Auf meine Nachfrage, was denn „falsch“ an ihm ( bzw seinen Aussagen ) sei, kam mehrfach so ein gequältes „ja, wie der so spricht“. Weitere Nachfragen förderten dann ( erwartbar ) Hinweise auf den „Stil“ der „Nazis“ oder „weil man damals auch so ähnlich gesprochen hat“. Für mich ist dann der Punkt erreicht, wo ich mich an das „damals“ meiner Kindheit, bzw Jugendzeit erinnere, wo Tanten und andere Personen über Politker sagten „wie der schon aussieht, sowas kann man nicht wählen“ – oder „wie der schon spricht“. Damals habe ich gelernt, daß man eben NICHT, unter keine Umständen, nach dem Äußeren urteilen soll, sondern nach dem konkret ausgesagten, nach den Inhalten. Aber klar, die Lernkurve in so einer Massengesellschaft wie der unseren scheint wirklich nur im extremen Schneckentempo nach oben zu „zittern“.
Ich halte es für legitim, wenn man Kritik am Stil von Reden äußert. Wenn aber die Stilfrage zum einzigen oder auch nu zum Überwiegenden Kriterium wird, mit der man politische Entscheidungen trifft, wird es für mich absurd. Politik und öffentlichkeit hat für mich mindestens zu 90 % mt Sachfragen zu tun. Alles Andere ist für mich sekundär, und nur ergänzend wichtig, wenn es in der Sache unklare Entscheidungen gibt. Zu ende gedacht hieße die Konzentration auf Wortwahl ja nur, dass der Job des Politikers nicht der des Entscheiders und Gestalters wäre, sondern ausschließlich der Job des Kommunikators.
Ich habe den Artikel noch erweitert um Aspekte des Zeitgeistes. Bemerkung im Eingang und unten ein Kapitel …
Eine „Pauschalantwort“ kann und will ich nicht geben ( nämlich jetzt zu den Zusatzbetrachtungen „Zeitgeist“ ) Dennoch erlaube ich mir, zwei scheinbar „platte“ und ganz simple Sachverhalte zu benennen, die eben ganz einfach meiner Erfahrung entsprechen.
ERSTENS: eine ( erfolgreiche ) „Christliche Partei“ wird es nie geben. Der Bereich der Politik ist anscheinend IMMER derart „verseucht“ von Rhetorik, Lügen, Verdrehungen, Angriffigkeiten usw, daß jeder Versuch, die Lehre Christi in einer Partei zu realisieren, scheitern muß. Scheitern entweder, weil die Parteigründer sofort „weggebissen“ werden vom etablierten Politikbetrieb, oder aber, weil sie Konzessionen Richtung „Machtgeilheit“ und „Schlechtreden-der-anderen“ machen müssen (!), so daß die ursprüngliche Idee gleich wieder verraten wird.
ZWEITENS: Der Zeitgeist hat schon öfter, so wie auch heute – wie es richtig beschrieben ist im Artikel – eine ungeheure Dominanz gegenüber dem Evangelium und seinen „naiven“ Verkündern, den echten Christgläubigen, entwickelt. Diese Dominanz führt ihn dann in einen Hochmut und eine Verachtung des Christlichen, die soweit geht, daß er es nicht einmal mehr als Gegner noch ernst nimmt. Rein menschlich ( und natürlich ) gesehen, muß das Christentum jetzt verschwinden von der Weltbühne. Das hätte schon mehrfach der Fall sein müssen. Aber sie haben jeweils ihre „Rechnung ohne den Wirt“ ( Gott) gemacht. Das Christentum – für mich realisiert und existierend vor allem in der (kath) Kirche – hätte untergehen können bei der (scheinbaren) Übermacht der Arianer, bei den Verbrechen von Päpsten, bei dem (scheinbaren) Siegeszug des Protestantismus mit seiner zeitgeistigen und zeitweisen militärischen Übermacht, oder beim Ansturm des Islam ( mehrfach ), oder nach der Französischen Revolution, oder nach dem Kulturkampf Bismarcks, nach den „Erkenntnissen“ eines Darwin, Freud oder Marx, nach den Verfolgungen durch Kommunisten und Faschisten uvam. Jedesmal dünkte es den scheinbar übermächtigen „Siegern“, daß diese Kirche „jetzt“ kurz vor dem Untergang steht. Und genauso präsentiert sich die Lage auch heute: rein menschlich ( und „natürlich“ ) gesehen, müßte die kath Kirche bald zusammenbrechen und „verenden“ – allein schon wenn man ihre „Verteidiger“, Bischöfe und Papst betrachtet, deren „Verteidigung“ haupsächlich in weinerlicher Selbstverdammung besteht, gar nicht zu reden von den Herren Theologen, welche seit vielen Jahren die Kirche abgeschrieben haben ( ein „tolles“ Beispiel: der Jesuit Friedhelm Hengsbach, der nach einem kirchenfeindlichen und -verleumderischen Vortrag am 3.11.2009 in Rüsselsheim, gefragt, was denn die Kirche angesichts der heutigen Probleme überhaupt noch tun könne, antwortete: im Prinzip NICHTS, AUSSER sich Bewegungen wie attac anzuschließen und denen zu helfen ). Also wieder mal nichts neues unter der Sonne. Die Verheißung eines unüberwindbaren Bestandes der Kirche muß Gott wieder mal selber in die Hand nehmen. Ich bin gespannt – und ich lade alle ein, an dieser spannenden Frage mitzudenken – WIE (?) Gott es wohl wenden wird, damit seine geliebte Kirche eben nicht untergeht, TROTZ aller Anzeichen, daß Spaltung, Zerbruch und Untergang kurz vor der Tür stehen. Wie gesagt: „menschlich gesehen“ …. UND WIE WIRD (WILL) ER, GOTT, DAS ANLEGEN ??? – das ist und bleibt spannend.
In der Tat ist ein Gottesstaat, ein Himmel auf Erden, eine christliche Partei, deren Name kein Ettikettenschwindel ist, in der Realität kaum möglich. Weder mit oder alternativ zur AfD. Ich finde es darum auch passend, dass sich eben jene ‚Christen in der AfD‘ nannten. Nicht mehr, nicht weniger. Auch die Kirche selbst ist da as menschliche Organisation nicht anders. Der Unterschied zwischen eine Kirche und einer politischen Partei scheint immer mehr zu verschwimmen, denn die Kirche kümmert sich nicht mehr erkennbar um Spirituelles, sondern macht Politik. Christen wissen, dass sie sich auf Organisationen nicht verlassen können. Der Fortbestand des lebendigen Glaubens aber geht über das rein Menschliche hinaus, soweit die Gläubigen, die hier in der Empirie auch ein Argument haben.