Achija Zorn hat auf prägnante Weise ein Grundproblem des Mensch-Seins – gerade in der aktuellen Situation – prägnant auf den Punkt gebracht:
In völliger Überraschung wird die Formel von Orwell in 1984. – Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke! – heute durchaus als Mainstream verstanden. Die beschreibt Zorn als:
Erstens: Der autoritäre Freiheitsbegriff
ebenda
„Freiheit ist das Einstimmen in das Notwendige“, so lautet das Freiheitsverständnis aller autoritären Systeme dieser Welt. Entscheidend bei diesem Freiheitsverständnis ist dann natürlich, wer die Macht hat, das „Notwendige“ zu definieren und durchzusetzen, dem sich alle Individuen beugen müssen. Dies gilt für umfassende Ideologien genauso wie für Möchtegern-Bestimmer
Beispiele findet er in Karl Lauterbach, im Islam, bei Karl Marx (und seinen Epigonen), den Grünen mit ihren Weltrettungsphantasien.
Dagegen steht:
Zweitens: Der liberale Freiheitsbegriff
Nach dem Grundgesetz ist Freiheit das Abwehrrecht des Individuums gegen einen übergriffigen Staat. Damit steht das bundesdeutsche Grundgesetz dem Liberalismus nahe; denn der Liberalismus versteht Freiheit zentral vom Individuum her. Im Liberalismus ist die individuelle Freiheit genauso wichtig wie die sozialen Verpflichtungen.
Der Bezug zum Grundgesetz ist hier ein Angelpunkt. Siehe auch: Politische Philosophie – Der Einzelne und der Staat und Tocqueville und die Freiheit
Diesem Verständnis folgend findet sich der christliche Freiheitsbegriff in der gleichen Richtung, er erweitert diesen allerdings:
Fünftens: Der christliche Freiheitsbegriff
Der Mensch findet durch Jesus Christus in der Freundschaft zu Gott seinen Halt und seine Erfüllung. Das macht ihn frei:
Geborgen in Gott, wird der Mensch frei, seine irdische Begrenztheit und Endlichkeit anzuerkennen;
Erlöst in Gott, wird der Mensch frei davon, in sich selber, in seinen Beziehungen oder in der Politik Erlösung finden zu müssen;
Vergnügt in Gott wird der Mensch frei, mit einem Schuss Humor im Hier und Jetzt leben zu dürfen;
Gerettet in Gott wird der Mensch frei, diese Welt ein klein wenig verbessern zu wollen, ohne sich die Hybris aufzuerlegen, diese Welt retten zu müssen.
Im Wesentlichen beschreibt er das christliche Verständnis, das weiter die Freiheit zur Sünde als grundsätzlich erkennt, diese aber als Bindung deutet. Wahre Freiheit wäre dann vom Zwang befreit zu sein, nicht mehr sündigen zu müssen. Erst die Freiheit befähigt den Menschen zur Verantwortung.
„Für die Freiheit hat Christus uns frei gemacht. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferlegen!“
Paulus im Galaterbrief 5,1
In den Kommentaren wurde ein Zitat von Janis Joplin herangezogen: „Freedom is just another Word for nothing left to lose“
Ich habe dies immer ambivalent verstanden, keineswegs als einen klaren Appell, alles aufzugeben. Sicher bindet einen der Besitzdrang und schafft damit Unfreiheit … und das liegt durchaus auf der Linie von Jesus, der eben alles aufgeben will, um das höhere Ziel zu erreichen. Aber die absolute Freiheit führt ins Nichts, wenn das Ziel aus den Augen verloren wird. Mit diesem Ziel werden alle materiellen und ideellen Güter zu Leihgaben, derer man sich erfreuen kann, ohne sich an diese zu binden. In der Absolutheit wird diese Kritik am Besitz zum Horror, die eben nicht in die Freiheit, sondern lediglich neue Abhängigkeit schafft.