Viele Menschen streben nach Frieden, Freude, Harmonie … eben Glück. So sagt man zumindest. Aber in den Kinos und Fernsehen laufen allzu oft nicht Teletubbies, sondern Horror, Thriller und allerlei Abgründiges. Und auch im Alltag, in den Familien, Ehen, Arbeitsplatz und Freundeskreisen gibt es nicht selten Dissonanzen. Man macht sich aber oft nicht nur gegenseitig das Leben schwer, sondern wir stehen uns meist selbst im Weg. Warum ist das eigentlich so? Was reizt uns an der Dissonanz, der Spannung, dem Übel?
Sind es die Blumen des Bösen, die in unserem Herzen eine Wurzel haben? Ist es der Kontrast, der uns erst das Schöne, die Lösung erstrebenswert erscheinen lassen? Ist es die Sucht nach dem Nervenkitzel und Adrenalin, die uns wirklich treibt? Ein Destruktionstrieb? Ein Ventil für Frustration und Wut?
Alleine diese schlichte Beobachtung lässt nicht nur nach dem Bösen in dieser Welt fragen, sondern auch nach unserer eigenen Identität: Wer bin ich, dass mich nicht nur das Schöne und die Harmonie treibt? Der ich die Langeweile fürchte, als sei es der Tod? Auch in der Geschichte finden wir immer wieder Versuche, das Böse zu bekämpfen und auszurotten. Nicht selten erwiesen sich aber jene Guten als die schlimmeren Bösen. Ohne es zu wollen errichteten sie Regime des Terrors. Ein gefahrloses Beispiel ist der Verweis auf Girolamo Savonarola: Fraglos wollte der Bußprediger dem Guten dienen und alle Sünde und Eitelkeiten mit Macht verbannen. Er wirkte wie das Gegenbild der Medicis, aber dennoch protegierten dies ihn Anfangs. Alles das passt nicht: Da ein Sinnbild für moralisch Fragwürdigkeit, dort ein kompromissloser Mahner der Moral … nicht, dass es nicht lange gut geht verwundert, sondern warum sie Anfangs seinen Worten lauschten. Seinem Fegefeuer der Eitelkeiten fiel aber nicht nur das Verwerfliche zum Opfer:
Anfang Februar 1497 ließ Savonarola große Scharen von Jugendlichen und Kindern („fanciulli“) durch Florenz ziehen, die im Namen Christi alles beschlagnahmten, was als Symbol für die Verkommenheit der Menschen gedeutet werden konnte. Dazu zählten nicht nur heidnische Schriften (oder solche, die von Savonarola dazu gezählt wurden) oder pornographische Bilder, sondern auch „Luxusgegenstände“ wie Gemälde, Schmuck, Kosmetika, Spiegel, weltliche Musikinstrumente und -noten, Spielkarten, aufwändige Möbel oder teure Kleidungsstücke. Teilweise lieferten die Besitzer diese Dinge auch selbst ab, sei es aus tatsächlicher „Reue“ oder aus Angst vor Repressalien. Am 7. Februar 1497 und am 17. Februar 1498 wurden all diese Gegenstände auf einem riesigen Scheiterhaufen auf der Piazza della Signoria verbrannt. Der Maler Sandro Botticelli warf einige seiner Bilder selbst in die Flammen
Schließlich scheiterte Savonarola. Nicht nur, weil er den Machtkampf verlor,
Heute erscheint uns jene Haltung skurril und mittelalterlich. Nur finden wir das gleiche Muster immer wieder. Auch heute mahnen Moralisten, meist mit ökologischer Begründung, einen anderen Lebenswandel an. Selten wird das so konsequent umgesetzt. Man akzeptiert eben Eigenverantwortung und Schuld. Reale eigene Schuld, für die man einstehen will und auch solche, die einem nur aufgeschwatzt wird. Warum sind wir für sowas empfänglich? Wird dadurch die Welt wirklich besser?
Vielleicht schon, wenn die Alternative die skrupellose Zügellosigkeit wäre. Gibt es keinen Weg dazwischen? Ist der wohltemperierte Stoizismus ein Rezept gegen Leidenschaften, also gegen die Verwerflichen, wie auch die vermeintlich Guten?
Meist aber bleibt der Versatz zwischen Einsichten und Ansprüchen, Zielen und Trieben, Leidenschaften und Sehnsüchten eine heuchlerische Mischung, die den Rahmen immer wieder sprengt, die Perspektiven verzerrt und die unter dem Damoklesschwert der Langeweile nicht verharren will. Wollen wir wirklich Weisheit und Frieden? Und was bedeutet es, wenn nicht?
Nicht nur, dass die Frage der Theodizee, der Gerechtigkeit Gottes angesichts der Übel dieser Welt, meist selbst vor Selbstlüge trieft und inkonsequent ist:
Wenn wir von Gott erwarten, dass er nicht irgendwann einen Himmel bereiten soll, sondern hier und Jetzt. All die Verheißungen jener künftigen Seligkeit verfangen aber aus einem anderen Grund immer seltener: Wie sollte der zahlende Zuschauer eines Horrorfilms aber jenen nicht wollen und die milde Harmonie des erwünschten Himmels ertragen? Er könnte doch im Kleinen bereits hier einen Himmel errichten, oder zumindest den Vorgeschmack davon.
Immer häufiger wird erkannt, dass wir selbst gar nicht für den Himmel geeignet scheinen: Der Münchner im Himmel von Ludwig Thoma (1911) schlug als Cartoon ein und ist bei erstaunlich vielen auch nach Jahrzehnten noch immer Präsent. Eine Neuauflage dieses Gedankens findet man auch bei Ramsteins Engeln. Natürlich geht das heute nicht mehr in einem harmlos scheinenden Cartoon, sondern mit dem Bestreben des Tabu-Bruchs.
Dahinter steht die Einsicht, dass wir zumeist überhaupt nicht in den Himmel passen. Um für den Himmel bereit zu sein, müssten wir uns radikal ändern, wir wären nicht mehr die, für die wir uns heute halten. Jesus nennt es, dass wir von neuem geboren werden müssen. Aber auch jene, die hier Vorbehalte haben, Jesus zu folgen, müssen sich der Umstand stellen: Habe ich persönlich eine Harmonie zwischen Sein und Sollen?
Wer diese Frage nach Prüfung mit Überzeugend bejahen kann, sollte sich melden und erklären, wie es bei ihm geht. Es wäre von brennendem Interesse für Viele, die hier ebenso eine Spannung wahrnehmen.