Die Geschichte der Irrgärten reicht bis in die Vorzeit. Bekannt wurde es nicht zuletzt in der Sage vom Minotaurus. aber auch in jüngerer Zeit gewinnen Labyrinthe in Literatur und Film eine besondere Beachtung. Vor allem wegen seiner Sinnbildlichkeit. Das Leben selbst, dass in verschlungenen Pfaden allzu oft in Sackgassen führt und dem Menschen in seiner Verzweiflung ein schier unlösbares Rätsel aufgibt. Nicht zuletzt wurde es zur zentralen Metapher der neuen Serie Westworld.
Die Komplexität des Lebens stellte stets die Menschen vor eine schier unlösbare Frage: Was und Wo ist das Ziel und der Sinn? Ebenso wie die Frage nach dem Schmerz kann es den Menschen entweder in Verzweiflung und Wahnsinn treiben, oder ein Weg der Erkenntnis sein, der erst der Weg zur Menschwerdung ist. Die Autoren von Westworld führten diese Frage eindringlich illustriert wieder. Den Androiden wurden jeweils ein Script verpasst, dass sie eine halbautonome Persönlichkeit wären, die eben ein Lebensmotto, Gefühle und Träume hatten. Sie litten Qualen, als ihre Lieben brutal dahin gerafft wurden. Immer, wenn sie aus ihren Rollen ausbrechen wollten mussten sie schließlich erkennen, dass auch das Teil des vorgegebenen Skripts war, die Freiheit war auch nur Teil der Illusion.
Natürlich ging es nicht nur um die Frage nach der kybernetischen Persönlichkeit, wie bei ‚I, Robot‘ thematisiert, oder auch die Frage nach wahren Gefühlen, wie bei ‚A.I.‘, sondern um die Parabel auf den Menschen schlechthin. Die Frage nach dem Schauspiel und der Scheinwelt, der Illusion der Persona – der Rolle:
Der Schweizer Psychologe C. G. Jung übertrug den Begriff in die Tiefenpsychologie und schrieb: Die Persona „ist aber, wie ihr Name sagt, nur eine Maske der Kollektivpsyche, eine Maske, die Individualität vortäuscht, die andere und einen selber glauben macht, man sei individuell, während es doch nur eine gespielte Rolle ist, in der die Kollektivpsyche spricht.“ „Sie ist ein Kompromiß zwischen Individuum und Sozietät über das, ‚als was einer erscheint‘.“
Letztlich ist es aber eine zutiefst verstörende Frage an mein Ich-Empfinden: Bin Ich nur die Illusion eines selbst? Etwas, dass nur der Illusion folgt, es sei substanziell? Hier wird nach der Rolle des Determinismus gefragt:
Der religiöse Determinismus versteht sich als Spielball anderer Mächte und Gewalten, von Gott und Dämonen, die eben dem Selbst keine originäre Entscheidungsmacht zuspricht und damit auch keine Substanz im Ich erkennt.
Der naturwissenschaftliche Determinismus sieht den Menschen als kybernetisches Wesen an, das letztlich auch von deterministischen Vorgängen, im Besonderen im Gehirn, getrieben ist.
Auch wenn der Ansatzpunkt ein völlig verschiedener ist, so ähneln sich beide im Ergebnis und Konsequenz. Natürlich bleibt dann jeder Humanismus und religiöser Indeterminismus auf der Strecke. Welche Schuld hat dann ein Täter, wenn er gar nicht anders konnte, als so zu handeln, wie er es tat. Auch jeder Gedanke an Moral ist eben nur Teil eines Skriptes und in sich selbst bedeutungslos.
Diese Einbindung in Irrwege, die etwas anderes sind als sie zu sein scheinen, stellen eben das Sinnbild des Labyrinth da – verbunden mit der Hoffnung, dass eben jener Determinismus, jene Fragen doch nicht schicksalhaft bleiben, sondern dass es eine Lösung gibt, ein Ausweg. Es ist die Hoffnung nach Menschwerdung, die den Perimeter der Vorherbestimmung verlässt.