Himmelslohn

Das es auf Erden nicht gerecht zugeht, ist eine Binsenweisheit. Der Gerechte und Wohltäter zieht oft den Kürzeren, während Böse und Ausbeuter oft ungeschoren davonkommen. Die Vorstellung des jüngsten Gerichtes, dass die bösen Taten bestraft und die guten Taten belohnt ist die logische Konsequenz aus dem Glauben an eine allgemeine Gerechtigkeit. Auch wenn es mittlerweile viele Menschen gibt, die weder das Eine, noch das Andere für zutreffend halten, so betrifft es doch die Motivation zum moralischen Handeln.

Warum also sollte jemand auf einen Vorteil verzichten, wenn dieser zwar moralisch bedenklich sei, aber ohne Sanktionen zu erreichen sei? Warum sollte jemand Verzichten, um nur anständig zu sein? Wenn es keine ausgleichende Gerechtigkeit gibt, dann bliebe nur der eigene ethische Anspruch, das Gute zu tun übrig – also letztlich das gute Gefühl. Anerkennung durch Dritte und im Einklang mit den Gesetzen und seiner Strafbewehrung reichen sicher in vielen Fällen aus, aber der Bereich, in dem beides nicht zieht, in dem die Ehrlichkeit nur Nachteile bringt, sicher nicht.

So sah Nitzsche den Altruismus als minderwertig an, der seinen Lohn im guten Gefühl liefere oder gar Spekulation auf einen Himmelslohn sei … letztlich ohne Eigenwert. Die Liebe, die aus sich selbst handelt, wahre Selbstlosigkeit, bedarf des Lohns nicht. Das sagt auch das NT im 1. Korinther 13. Das gute Gefühl madig zu machen und einfach per Unterstellung als Motiv zu behaupten ist sich kaum widerlegbar … aber ist das oder ein Himmelslohn tatsächlich moralisch anrüchig?

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Das Gefühl der Gerechtigkeit

Man mag die Ursprünge jenes Gefühls darin sehen, dass man sich selbst als zurückgesetzt erfährt. Weiter fragt sich der Mensch dann: War das vielleicht berechtigt? Oder was ist eigentlich gerecht … und was ist gut und böse? Kann das Gute ungerecht sein oder das Böse gerecht? Dieses Gefühl wird dann mit Nachdenken und Reflektion einerseits, andererseits durch Sozialisation und Kultur geprägt.

Könnte man nicht einfach sagen: Wer die Macht hat, kann das tun was er will. Bzw. jeder kann willkürlich im Rahmen seiner verfügbaren Macht handeln. Ob das nun nach seinem Gerechtigkeitsempfinden entspricht oder nicht ist allein seine Sache. Gerechtigkeit wäre dann nur eine persönliche Geschmacksfrage.

Offensichtlich gibt es aber sehr wohl überpersönliche Normen, die dem Gerechtigkeitsempfinden mehr oder minder entsprechen. Das fängt bei Sitten und Gebräuchen und religiösen Geboten an. Schließlich werden diese in Gesetze gefasst, aber sie verändern sich und unterscheiden sich zwischen den Völkern und Religionen. Was ist dann generell verlässlich gerecht oder nicht? Was ist mit dem Völkerrecht und der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? Oder gibt es über den mehr oder minder demokratischen Konsens hinaus eine robuste Begründung? Eine Referenz zum Absoluten?

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