Unter diesem Titel ist ein spannendes Video von Ansgar Reiners empfohlen. Im Grunde steht Reiners damit aktuell in der Tradition von Jacques Monod, wie er sie auch in ‚Zufall und Notwendigkeit‘ ausdrückte: Wir können davon ausgehen, dass es anderes intelligentes Leben im Universum nicht gibt, bzw. dass dies für uns immer irrelevant sein muss. Und zwar weniger wegen weltanschaulicher Positionen, sondern aufgrund der wissenschaftlichen Erkennbarkeit. Darüber hinaus haben beide sehr wohl weltanschaulicher Positionen, die ihrerseits im materialistischen Weltbild durchaus Konsequenzen haben. Mehr dazu später. Hier ist es überraschend, dass der Mainstream ja beständig von einer SciFi-Folklore ausgeht, für die außerirdisches Leben eine Selbstverständlichkeit darstellt – ebenso mit weltanschaulichen Konsequenzen. Es vermischen sich religiöse und eschatologische Züge immer mehr – denen aber von der Wissenschaft eine Absage erteilt werden muss.
Reiners zeigt des Stand der Astronomie zum Erkennen von Planeten und den physikalischen Grenzen der Erkennbarkeit und Weltraum-Reisen. Er schließt aus dem fehlenden Nachweis, dass wir noch von keiner anderen Zivilisation im All etwas wüssten, dass es diese nicht gibt. Als alternative Erklärungen – warum wir von diesen nichts wissen, obwohl es sie gibt – nennt er:
- Reisen zu anderen Sternen sind physikalisch unmöglich
- Intelligente Ausserirdische wollen nicht hierher reisen
- Es gibt sie, aber es war noch nicht ausreichend Zeit.
- Sie sind (bereits unerkannt) hier!
Wenn wir Option 4 als humoristische Variante mal außen vor lassen, eliminieren die Optionen 1 und 2 die Relevanz. Option 3 gefällt Reiners nicht, denn es wäre nahe dran an der Religion, an der Einzigartikeit: Warum jetzt oder in naher Zukunft? ‚Ich weigere mich, daran zu glauben. Es ist wieder den Kopernikanismus.‘
Es spräche auch gegen de Wahrscheinlichkeit: Wenn in den vielen Jahrmillionen die Aliens unseren Planten nicht besuchten, warum sollten sie es in den nächsten Millionen Jahren tun? Und haben die Aliens tatsächlich die Erde schon öfters besucht, dann stellt sich die Frage: Haben sie dann Spuren hinterlassen? Sind wir dann bei obskuren UFO-Sekten angekommen? Warum sollten wir dann fest an den Naturalismus und die Evolution glauben?
Der Glaube an die Einzigartigkeit des Menschen
Die Konsequenz ist die Einzigartigkeit des Menschen. Wir sind praktisch allein im Universum. Denn irrelevante, aber mögliche Ausserirdische ändern daran nichts. Der gläubige Mensch kann dagegen alles annehmen: Ein Schöpfergott könnte ebenso doch ein gewaltiges Universum geschaffen haben mit einer einzigen philosophierenden Spezies, wiewohl es unzählige geben könnte, von denen wir aber nichts wissen. Der Zufall könnte ebenso ‚kreativ‘ ein eben solches Ergebnis bewirkt haben, aber auch das wäre ein Glaube.
Wie dem auch sei: Der Mensch als Spezies und auch als Individuum ist Einzigartig. Das ist m.E. ein unbestreitbares Faktum – selbst wenn es ähnliche Spezies und Individuen geben sollte. Dieses Faktum ist philosophisch bedeutsam, denn daraus leitet sich nicht zuletzt das Selbstverständnis und die eigene Identität ab. Und wir haben festgestellt, dass dies auch für Menschen gilt, die einen Gottesglauben radikal ablehnen.
Der Unterschied ist dann lediglich, ob der Mensch ein extern vorgegebenes Ziel hat, dass sein Leben unweigerlich in einen Sinnkontext stellt, oder ob man diesen Gedanken ablehnt. Letzter mag man dann systematisch zu untergliedern in solche, die irgendeine Moral dennoch sehen, also einen Sinn aus eigenem Antrieb oder einer wie auch immer gearteten Natur sehen, und solche, die dies als Rechtfertigung für jedwede Beliebigkeit – auch in moralischer Hinsicht – ansehen.
Was also soll dann das Gerede vom Kopernikanismus? Was will dieser sagen? Was sind die Motive? Was ist dessen Bedeutung, dass selbt ein Professor für Astronomie für eine unhinterfragbare Grundeinstellung hält? Sieh dazu auch meinen Artikel:
Darin zitiere ich:
Die kosmologische Kränkung: Die erste Erschütterung sei die mit dem Namen Kopernikus verknüpfte Entdeckung gewesen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Weltalls ist (vgl. Kopernikanische Wende).
Wikipedia
Victor Frankl hält das Argument für äußerst schwach. Denn auch Freud selbst lebte nicht im Wiener Zentralbezirk, sondern in einer Vorstadt. Der Mensch, auch der Gebildete, verstand sich stets als einem sozialen System untergeordnet. Nie musste eine Zentralstellung geographisch begründet werden.
Vielmehr scheint es ein Argument zu sein, die eigene Bedeutung herunter zu spielen. Weil die Erde nicht im räumlichen Mittelpunkt des Sonnensystems, der Galaxie und des Universums steht – diese aber gewaltig groß seien – , sei die Bedeutung der Erde und der Menschheit ebenso untergeordnet, gar beliebig. Es spiele für das Universum damit keine Rolle, was Menschen täten oder sind.
Während das für einige Menschen zur Selbstverständlichkeit zählt, halten aber andere diese Ansicht für absurd: Wenn nur ich mich selbst im Zentrum meiner Wahrnehmung verstehen kann, so ist es bedeutungslos, wo dieses Ich im Universum lokalisiert bin. Die gottgläubige Überzeugung sah dagegen das eigene Selbst nie im Zentrum, sondern Gott. Die Bedeutung des eigenen Selbst leitet sich daher aus der von Gott verliehenen Bedeutung her, nicht aus seiner physikalischen Position.
Nun mag man einwenden, dass doch das zu dem Geozentrismus geführt habe und untrennbar verbunden sei. Der Geozentrismus ist aber keineswegs dem Gottesglauben geschuldet, sondern der Perspektive. Dass die Kirche zu Zeiten Galileis beides verband, ist weniger bedeutsam, eher eine Koinzidenz.
Dabei wäre der Heliozentismus oder andere kosmologische Vorstellungen weit mehr dem christlichem Glauben entsprechend: Nicht alles dreht sich um mich, sondern ich drehe mich um etwas größeres, nämlich Gott. Der Atheist hat diese Orientierung nicht. Für ihn verliert alles an Bedeutung, wenn er sich lediglich als vergängliches Staubkorn eines gigantischen und zufälligen Universum versteht. … Lost in time and meaning.
Wenn Freud also von einer Kränkung der Menschheit spricht, so meint er damit eine atheistische Vorstellung, die es zu Zeiten Galileis nur vereinzelt gab, heute aber in Europa dominant zu sein scheint. Galilei war ein bekennender Christ, und seine Erkenntnis hat seinen Glauben nicht belastet, lediglich das Verhalten der Kirche.
Ein Fazit
Menschen nehmen aus ihrer Perspektive die Welt wahr. Mögliche außerirdische Lebewesen, die nicht im Kontext eines Gottes stehen, haben selbst bei deren Existenz keine Relevanz, wenn wir keinen Kontakt zu ihnen haben. Die Wahrscheinlichkeit auf einen hypothetischen Kontakt bleiben vernachlässigbar gering. Der Mensch ist darum notwendig perspektivisch einzigartig. Das Leben ist kostbar.