Imperative des Geistes

Ein kurzer Text mit gewaltiger Sprengkraft in konzentrierter Form – nicht nur für jeden persönlich, sondern auch für die gesamte Geistesgeschichte. Dennoch wurde er oft unterschätzt … warum? Wird er schlicht nicht verstanden oder gar absichtlich umgedeutet? Erscheint er allzu selbst-evident? Ist der Text nur eine Sammlung allgemeiner Weisheit? Er ist es nicht, sondern ein logisches Kunstwerk:

19 Den Geist löscht nicht aus. 20 Prophetische Rede verachtet nicht. 21 Prüft aber alles und das Gute behaltet. 22 Meidet das Böse in jeder Gestalt.

1.Thessalonicher 5

Diese Grundregeln haben die Geistesgeschichte des Westens geprägt … und darüber auch den der übrigen Welt. Sie sind an Christen adressiert, die den Geist als Gabe Gottes verstehen. Aber selbst säkulare Menschen, die Gott und den Heiligen Geist ablehnen, finden einen Wiederhall, wenn sie dafür ‚Intuition‘ oder andere Formen irrationaler Erkenntnis einsetzen.

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Science Fiction?

In meinem letzten Essay Rationalisiertes Gottvertrauen nahm ich Bezug auf die Serie ‚3 Body Problem‘ . Seit früher Jugend interessiere ich mich für diese Literaturgattung. Zuweilen kann man hier in fremde, fiktive Welten flüchten, Gedanken über die Zukunft durchspielen, oder menschliche und philosophische Fragestellung aus einem allzu gewöhnlichen Kontext heraus lösen und intensiver betrachten. Einige Gedanken und Empfehlungen dazu.

Herausragend in der Gattung Gesellschaftsutopien ist Utopia von Thomas Morus (1516 … vielleicht mehr dazu ein andermal). Jules Verne galt sicher als der Begründer dieser Science Fiction, nachdem bereits viele Jahrhunderte zuvor Gesellschaftsutopien geschrieben wurden. Übrigens: ‚Die Reise zum Mittelpunkt der Erde‘ war das erste Buch dass ich aus eigenem Antrieb las. Verne regte die Entwicklungen und Phantasien an und trieb die Wissenschaft mit neuen Visionen voran. In der Folgezeit kam es vermehrt zu Dystopien, wie ‚Schöne neue Welt‘ von Aldous Huxley (1932) … aber abgesehen von mehr oder minder ernsthaften Fragen zur Zukunft bleiben die Ansprüche an Wissenschaftlichkeit oft zurück und konzentrieren sich auf andere, wichtigere Themen, bei der die Gattung nur ein Vehikel zum Transport und Mittel der literarischen Freiheit wird.

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Rationalisiertes Gottvertrauen

Die Science Fiction Serie ‚3 Body Problem‘ wirft eine Reihe von philosophischen und moralischen Fragen auf. Hier geht es um die strukturelle Gleichheit eines jeden Gottvertrauens, einschließlich des Christentums, mit jenem Vertrauen in die überlegene Macht der Trisolarier. Diese seien in diesem Gedankenexperiment erwiesener Weise real (im Gegensatz zu Gott der jeweiligen Religionen) und nahezu allmächtig und allwissend, den Menschen weit überlegen. Als nun die Sekte auffliegt und weitgehend ausgelöscht wird, beginnen die Gläubigen zu zweifeln. Wie konnte ihr Lord das zulassen?

Sowohl  die Astrophysikerin Ye Wenjie, als auch der US-Milliardär und Umweltaktivist Mike Evans erklären es den Zweiflern so: Die Intelligenz der Trisolarier ist den Menschen so weit überlegen, dass sie den Plan der Trisolarier nicht verstehen können, aber das sollte das Vertrauen in die Trisolarier nicht erschüttern.
Der Zuschauer erfährt aber, dass sich die Trisolarier von jener Sekte abgewandt haben und sie schlicht nicht mehr beschützen. Somit liegt eine klassische Rationalisierung vor, um den Glauben gegen Zweifel zu schützen. Die Parallelen zum christlichen Gottesglauben sind offensichtlich … oder doch nicht?

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